Transfertagung 2025
„Transfer in der Bildung verstehen und gestalten“
4. & 5. Dezember 2025 | GLS Campus Berlin
Veranstaltungsprogramm
Wählen Sie einen Ort oder ein Datum aus, um nur die betreffenden Sitzungen anzuzeigen. Wählen Sie eine Sitzung aus, um zur Detailanzeige zu gelangen.
Die Beitragsformate sind im Programm wie folgt abgekürzt:
Kurzvorträge = KV (rot hinterlegt)
Diskussionsforen = DF (blau hinterlegt)
Werkstattgespräche = WG (gelb hinterlegt)
|
Sitzungsübersicht |
| Sitzung | ||
KV 08: Transferansätze im Kompetenzverbund lernen:digital
| ||
| Präsentationen | ||
Innovation und Transfer im Dialog – Überlegungen zu einer kooperativ ausgerichteten Prozessgestaltung Universität Paderborn Beim Transfer von Bildungsinnovationen werden häufig die Transfergegenstände in den Mittelpunkt gestellt. Dies spiegelt sich u.a. in den intensiven Bemühungen zum Aufbau von OER-Repositorien wider. Demgegenüber findet die Prozessdimension von Transfer, also die Verständigung zwischen Transfernehmenden und -gebenden vergleichsweise wenig Beachtung. Dies ist insofern problematisch, weil unterschiedliche Vorstellungen von und Erwartungen an Ziele, Leistungsfähigkeit, Implementationsvoraussetzungen etc. von Bildungsinnovationen schnell zu Transferhürden werden können. Ausgehend von einem prozessorientierten Transferverständnis (Daniel-Söltenfuß, Kremer & Kückmann, 2024) stellen wir am Beispiel des Projekts DigiSail unterschiedliche Transferprozesse dar. Als einfacher Übertragungsprozess funktioniert Transfer nur dann, wenn die Transfergegenstände relativ unabhängig von lokalen Implementationsbedingungen und den Kompetenzen der Nutzer*innen funktionieren. Komplexere Transfergegenstände, z.B. curriculare Konzepte verlangen nach umfangreichen Abstimmungen und Anpassungen zwischen Entwicklungs- und Zielkontext. Eine Fokussierung auf den Transferprozess und mögliche Kontexte hat wiederum Rückwirkungen auf den zugrundeliegenden Innovationsprozess und kann nur sehr begrenzt als nachgelagerter Prozess betrachtet werden. Vielmehr erfordert ein derartiges Transferverständnis das Zusammenspiel von Innovation und Transfer. Gegebenenfalls geht Transfer auch mit Anforderungen an erweiterte Kompetenzen des Bildungspersonals im Zielkontext einher – Transfer wird also zu einer Kompetenzentwicklungsaufgabe. Komplexe Transfergegenstände können die institutionellen Rahmenbedingungen des Zielkontexts infrage stellen und verlangen wiederum selbst nach umfassenden Innovations- bzw. Veränderungsprozessen. Wir diskutieren Formate, mit denen die Zusammenarbeit zwischen Transfergebenden und -nehmenden moderiert und unterstützt werden kann. Ziel ist es dabei stets, eine Verständigung zwischen Transfernehmenden und -gebenden anzuregen. Beispielsweise wurden im Rahmen pädagogischer Tage unterschiedliche Transferformate etabliert. Unter anderem arbeiten Lehrkräfte gemeinsam mit Studierenden der ersten Phase an der Ausgestaltung eines „virtuellen Berufskollegs“. In der gemeinsamen Modellierung beruflicher Handlungssituationen tauschen sich die Beteiligten über ihre jeweiligen Vorstellungen professionellen Lehrkräftehandelns in digitalisierten Bildungskontexten aus. Transfer ist hier als komplexer Interaktionsprozess zu verstehen: Statt einer einfachen Übertragung innovativer Konzepte zur Digitalisierung aus dem Universitäts- in den Schulkontext wird ein Diskursraum geschaffen, in dem Vorstellungen über Herausforderungen, Gestaltungsmöglichkeiten, Anforderungen und Restriktionen institutionen- und akteursübergreifend geteilt und ausgehandelt werden. Wissenschaft bringt sich nicht primär als Fachexpertin in den Transferprozess ein, sondern stellt Diskursräume und -anlässe bereit und vermittelt und moderiert transferbezogene Interaktionen zwischen Lehrkräften in unterschiedlichen Phasen der Lehrkräfteprofessionalisierung. Auf Basis der Explorationen und Reflexionen versuchen wir zusammenfassend, die Verständigung zwischen Transfergebenden und -nehmenden zu modellieren, die kooperative Anlage von Transferprozesse zu differenzieren und Wege zur Implementation von Innovationen in der beruflichen Lehrkräftebildung aufzudecken. Transferpotentiale aufbauen, entwickeln, sichern - Empirisch fundierte Überlegungen zur Konzeptualisierung und Leistungsfähigkeit von Transfer-House-Strukturen am Beispiel des Verbundprojekts WÖRLD Universität Kassel Um der ‘Kluft’ zwischen Bildungsforschung und -praxis entgegenzuwirken, werden vermehrt Ansätze des Wissenschafts-Praxis-Transfers diskutiert, die eine nachhaltige Verbindung beider Bereiche fördern sollen (vgl. Vanderlinde & van Braak 2010). Transferprozesse bilden dabei die Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis und entfalten sich auf drei systemischen Ebenen, die jeweils spezifische Gelingensbedingungen aufweisen: Auf Makroebene, der bildungspolitischen Ebene, sind institutionelle und strukturelle Voraussetzungen erforderlich, die Transfer von Bildungsinnovationen gezielt fördern. Die Mikroebene, die schul- und unterrichtspraktische Umsetzungsebene, betrifft die direkte Interaktion zwischen Akteur:innen und erfordert geeignete Methoden und Kommunikationsformen zur Sicherung einer kooperativen Verständigung. Auf der Mesoebene, der Forschungs- und Entwicklungsebene, ist ein erfolgreicher Transfer auf leistungsfähige Netzwerke angewiesen, die einen kontinuierlichen, ko-kreativen Austausch zwischen Akteur:innen ermöglichen. Solche Netzwerke konstituieren sich jedoch nicht autopoietisch, sondern bedürfen einer gezielten Initiierung, Pflege und Steuerung durch Akteur:innen, die über entsprechende Kompetenzen und Ressourcen zur wirksamen Gestaltung von Transferprozessen verfügen. Hier setzt der Beitrag an und beleuchtet die Konzeptualisierung und Leistungsfähigkeit von Transfer-House-Strukturen am Beispiel des Verbundprojekts WÖRLD. Das Verbundprojekt WÖRLD versteht sich als kooperatives Akteur:innennetzwerk zur Förderung von Bildungsinnovationen in der Domäne Wirtschaft und setzt auf nicht-hierarchische Steuerungslogiken. Netzwerke unterscheiden sich von klassischen Organisationen durch Freiwilligkeit, Vertrauen und gemeinsame Zielsetzung (vgl. Provan & Kenis 2007). Provan und Kenis (2007) differenzieren drei Governance-Modelle: Shared Governance, Lead Organization und Network Administrative Organization, wobei Letzteres sich empirisch als besonders leistungsfähig erwiesen hat (vgl. Raab et al. 2013). Ansätze wie Collective Impact (vgl. Kania & Kramer 2011) und das reflexive Netzwerkmanagement (vgl. Sydow & Berthod 2007) betonen ein adaptives Management, das Aufgaben wie Selektion, Allokation, Regulation und Evaluation umfasst und flexibel auf Wandel reagieren muss (vgl. Emerson et al. 2011). Erfolgsfaktoren wie eine gemeinsame Zielsetzung, koordinierte Maßnahmen, kontinuierliche Kommunikation sowie eine unterstützende Infrastruktur sind hierfür zentral. Basierend auf solchen Governance- und Managementansätzen verfolgte die Evaluation im Rahmen von WÖRLD einen formativen, partizipativen und differenzsensiblen Ansatz mit dem Ziel, die Leistungen des WÖRLD-Transfer-Houses auf Basis der systematischen Erfassung unterschiedlicher Beweggründe, Bedarfe und Herausforderungen der Netzwerkpartner:innen zu bilanzieren. Zur Messung der Leistungsfähigkeit des WÖRLD-Houses kommt ein Mixed-Methods-Ansatz zur Anwendung, sodass problemzentrierte Interviews (vgl. Witzel & Reiter 2012), ausgewertet nach Kuckartz (2012), sowie zwei ergänzende Onlinebefragungen sowohl qualitative als auch quantitative Einsichten in die Prozesse, Kooperationsstrukturen sowie in die Nutzung und den wahrgenommenen Mehrwert der Verbundarbeit und der Unterstützungsformate liefern. Der Vortrag bilanziert datenbezogen die Transferleistungen und -möglichkeiten eines Transfer-Houses in größeren Verbundprojekten in der Lehrpersonenbildung und geht dabei insbesondere auf die Relevanz von Unterstützungsleistungen in großen Verbundstrukturen ein. Zudem werden bildungspolitische Ableitungen für zukünftige Förderrichtlinien eröffnet. Transfer auf institutioneller Ebene: wie der Kompetenzverbund lernen:digital die Hürden angeht Universität Potsdam Im Beitrag werden die institutionellen Rahmenbedingungen für Transfer im Bildungskontext analysiert. Anschließend werden einige Highlights aus der Transferstrategie des Kompetenzverbund lernen:digital vorgestellt, mit denen diese Rahmenbedingungen angegangen werden. Transfer steht im Bildungskontext vor besonderen Herausforderungen, die auch bedingt sind durch unterschiedlichen Systemlogiken von Wissenschaft und Schule, etwa in Bezug auf zeitliche Rhythmen, Reward-Systeme und unterschiedlichen Handlungslogiken sind (für weitere Gründe siehe auch Schrader, Hasselhorn, Hetfleisch & Goeze, 2020). Hinzu kommen große administrative Herausforderungen: Wissenschaftliche Untersuchungen an Schulen bedürfen komplexer ministerieller Genehmigungsverfahren, die für zusätzlichen Zeitverzug sorgen. Vor diesen Herausforderungen steht auch der Kompetenzverbund lernen:digital. In 24 Projektverbünden werden hier Fortbildungen für Lehrkräfte, Schulleitungen und weiteres pädagogisches Personal mit dem Fokus auf Digitalisierung entwickelt. Die übergeordnete Transferstelle hat unter anderem die Aufgabe, Transferwege für die entwickelten Fortbildungen zu öffnen und entwickelt daher verschiedene Transferstrategien für unterschiedliche Akteursgruppen (Scheiter & Richter, 2024). Eine dieser zentralen Akteursgruppen, auf die der Kompetenzverbund sein Augenmerk richtet, sind die Landesinstitute und Qualitätseinrichtungen der Länder, die auch zuständig für die Lehrkräftefortbildungen sowie den Transfer in die Schulen sind. Nach ihrem Selbstverständnis richten die Landesinstitute ihre Arbeit auf den konkreten Bedarf schulischer Praxis aus (Bieber et al., 2018), jedoch stehen sie in direkter Abhängigkeit des jeweilig zuständigen Kultusministeriums, welche die Arbeit konkret steuert (Manititus, 2023). Mit Einverständnis der Kultusministerkonferenz bereist die Transferstelle alle 16 Landesinstitute, um den Kompetenzverbund und die zu erwartenden Fortbildungen vorzustellen und dauerhafte Transfermöglichkeiten zu erörtern. Im Sinne einer materiellen Transferstrategie werden die entstehenden Fortbildungsprodukte den Landesinstituten über ihre eigene Plattform moodlebasiert zur Verfügung gestellt, sodass sie die Fortbildungen ohne große Hürden in die landesinternen Plattformen übertragen, angepasst und ins reguläre Fortbildungsprogramm übernommen werden können. Weitere Transferansätze werden ebenfalls angerissen. Für das Kompetenzzentrum Sprachen/Gesellschaft/Wirtschaft stellt sich zusätzlich die Herausforderung, dass die beteiligten Fächer aus sehr unterschiedlichen Fächerkulturen kommen und auch innerhalb der schulischen Stundentafel ein sehr unterschiedliches Ansehen genießen. Während sowohl Deutsch als auch Englisch als Hauptfächer und mit den Grundkompetenzen Lesen und Schreiben von Seiten der Landesinstitute stark nachgefragt sind, stellt sich die Situation für die Gesellschaftswissenschaften, die Wirtschaftspädagogik und Ökonomische Bildung anders dar. Der Beitrag analysiert die unterschiedlichen Systemlogiken von Wissenschaften und Schulsystem und leitet daraus die Herausforderungen für gelungen Transfer im schulischen Bildungsbereich ab. Anhand der Transferstrategie des Kompetenzverbund lernen:digital wird an ausgewählten Beispielen aus dem Kompetenzzentrum Sprachen/Gesellschaft/Wirtschaft erläutert, wie die jeweiligen Herausforderungen angegangen werden. Der Beitrag schließt mit einem Ausblick dahingehend, was bisher erreicht wurde und welche Aspekte bis zum Ende der Projektlaufzeit noch angegangen werden. | ||

