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Die Beitragsformate sind im Programm wie folgt abgekürzt:
Kurzvorträge = KV (rot hinterlegt)
Diskussionsforen = DF (blau hinterlegt)
Werkstattgespräche = WG (gelb hinterlegt)
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KV 03: Transfer und Implementation
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Implementierung einer Lernverlaufsdiagnostik, Erfahrungen hfp Informationssysteme GmbH Eine evidenzbasierte Lernverlaufsdiagnosik ist für formatives Assements unabdingbar. Vor dem Hintergrund zunehmend heterogener Klassenstrukturen sind leistungsfähige und vor allem wenig belastende Verfahren nur volldigital möglich. Im Rahmen des Vortrags wird ein etabliertes gut evaluiertes Verfahren vorgestellt, dessen wissenschaftliche Entwicklung 2007[1], als pro Bono Projekt begonnen hat und an dessen Entwicklung namhafte Institute teilgenommen haben. Die Zielsetzung war, eine sinnvolle aufwandsarme, reliable und differenzierte und vor allem volldigitale Früherkennung von Förderbedarfen bei Kindern zum Lesen und Rechnen für Lehrkräfte bereitzustellen. Im Rahmen verschiedener Forschungsarbeiten und in mehreren Studien wurde nachgewiesen, dass der Einsatz von quop mit zunächst acht dann später zehn parallelen Tests zu nachweislich höheren Lernzuwächsen führen. Mittlerweile ist die evidenzbasierte Lernverlaufsdiagnostik quop ausgereift. Drei Bundesländer stellen ihren Schulen das System zur kostenlosen und freiwilligen Nutzung zur Verfügung. Deutschlandweit wird das Verfahren in 13 Bundesländern von über 270.000 Kindern jährlich genutzt. (kurzer Abriss zur Forschung). Das Verfahren läuft technisch unauffällig auf älteren Infrastrukturen. Begleitende Evaluationen aus zwei Bundesländern werden vorgestellt, aus denen hervorgeht, dass die Kinder gerne mit der Lernverlaufsdiagnosik quop arbeiten und die Lernverlaufsdiagnostik quop gut in den Unterreicht integrierbar ist. Es werden Einsatzszenarien dargestellt, die zeigen, dass Lehrkräfte keinen großen Aufwand haben und es in Elterngesprächen als objektiver Maßstab bei der Beurteilung der Leistungen akzeptiert wird. Abschließend werden verschiedene Konstellationen unterstützender, aber auch inhibierender Bedingungsfaktoren für Transfererfolge beleuchtet und Empfehlungen zur Implementierung gegeben. Diese beziehen sich auf die Ebene der konkreten Schule und Klasse als auch auf übergeordnete Landesebene. [1] Elmar Souvignier, Uni Münster, Nathalie Förster, Uni Wuppertal, Telse Nagler, DIPF, Daniel Sommerhoff, IPN-Kiel, u. a. Implementation evidenzbasierter Interventionen als Transferaktivität – Lessons Learned 1Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg; 2Eberhard Karls Universität Tübingen Thema Die Implementation von evidenzbasierten Interventionen in der Praxis (als Transferaktivität) ist eine Möglichkeit, Transferarbeit zu leisten und wissenschaftliche Erkenntnisse in Form von Maßnahmen direkt in die Bildungspraxis einzubringen. Bei den Evaluationen wissenschaftsbasierter Interventionen wird allerdings häufig nur die Wirksamkeit untersucht, ohne Aspekte der Umsetzung oder Rahmenbedingungen zu beleuchten (z. B. Connolly et al., 2018). Die Berücksichtigung eben dieser Aspekte kann jedoch entscheidende Informationen für Forschende, Bildungsadministration, Schulleitungen und Lehrkräfte, liefern, wenn es um die Untersuchung der Wirksamkeit sowie die Entwicklung, Auswahl, Anpassung und Umsetzung von Interventionen geht (Century & Cassata, 2016; Edovald & Nevill, 2021; Humphrey et al., 2016). Hintergrund Im Pilotprojekt „Textprofis – Stärkung der Basiskompetenzen Lesen und Schreiben der Klassenstufe 5 an Haupt- und Werkrealschulen“ (kurz „Die Textprofis“) arbeiteten verschiedenste Akteure zusammen: das Kultusministerium initiierte das Projekt und beauftragte das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache die Intervention zu konzeptualisieren, Multiplikator*innen zu trainieren und das Material zu entwickeln. Die beiden Landesinstitute in Baden-Württemberg begleiteten das Projekt, das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung in Hinblick auf die Organisation (z.B. Materialbereitstellung), das Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW) in Sachen Evaluation. In der Evaluation wurde der gesamte Implementationsprozess (vgl. Meyers et al., 2012) sowie die Zusammenarbeit zwischen den Akteur*innen beleuchtet, indem die Personen aus den o.g. Institutionen sowie Fachberatungen und Lehrkräfte interviewt und über weitere Datenquellen (z.B. Fragebögen, Feedback- und Diskussionsrunden, E-Mails) qualitative Daten erhoben wurden. Über die Erhebung und Analyse quantitativer Daten wurden Erkenntnisse zur Umsetzung und Wirksamkeit der einzelnen Bausteine, sowie zu Aspekten welche die Wirksamkeit beeinflussen (Merkmale SuS, Implementation, Unterstützungssystem) gewonnen. In Hinblick auf die Wirksamkeit konnten nur für zwei der Interventionen bessere Outcomes in der Interventionsgruppe nachgewiesen werden. Wir konnten keine systematischen Effekte von bspw. der Implementation (z.B. Häufigkeit der Umsetzung) oder des Unterstützungssystems (z. B. Nützlichkeit der Betreuung durch Fachberatungen) auf die jeweiligen Zielkompetenzen finden. Bezug zum Tagungsthema Insgesamt liefern die Daten des Projekts wertvolle Hinweise zur Implementation evidenzbasierter Interventionen in die Praxis unter Zusammenarbeit verschiedenster Akteur*innen. Wie oben beschrieben verstehen wir die Implementation von Interventionen als eine Transferaktivität. Die Erkenntnisse hierzu und weiterführende Überlegungen mit Blick auf Konsequenzen für mögliche zukünftige Forschung und Praxis werden in dem Beitrag vorgestellt und diskutiert. Durch die Verknüpfung von qualitativen und quantitativen Daten können vertiefte Einblicke in die Umsetzung der Intervention gegeben werden. Außerdem können aufgrund des Forschungsdesigns Aspekte der Umsetzung und Rahmenbedingungen mit der Wirksamkeit in Verbindung gebracht werden. Zwar entsprechen einige (quantitative) Ergebnisse nicht den Erwartungen, allerdings macht das Projekt deutlich, welche (forschungs-)methodischen Ansätze notwendig sind, um Implementations- und Transferprozesse besser zu verstehen und relevantes Wissen für die Bildungspraxis und -administration zur Verfügung zu stellen. Die unerwarteten Ergebnisse werfen auch die Frage auf, wie wir mit Ergebnissen und Erfahrungen aus einzelnen Projekten in Hinblick auf Implementation und Transfer umgehen wollen. Transfer und Implementation in Bildungskontexten verstehen und ausgestalten – Ergebnisse eines Reviews zu Modellen und Frameworks der Transfer- und Implementationsforschung Universität Tübingen Um forschungsbasiert (nicht) gelingenden „Transfer [sowie Implementation] in der Bildung verstehen und gestalten“ (Tagungstitel) zu können, lohnt es, sich zu vergegenwärtigen, dass sich Handeln in Bildungssystemen innerhalb einer Mehrebenenstruktur vollzieht (z.B. Fend, 2008). Diese ist geprägt von reziproken „Akteurskonstellationen“ (Kussau & Brüsemeister, 2007) auf und zwischen verschiedenen Handlungsebenen, die letztlich alle zum Gelingen von Lern- und Bildungsprozessen beitragen sollen (z.B. Tippelt, 2000, S. 8). Diese Akteure – fürs Schulsystem z.B.: Bildungsforschung, Bildungsverwaltung, Schulleitungen, Lehrkräfte, Lernende – aber auch andere wesentliche Konstituenten und Einflussfaktoren auf Transfer- und Implementationsprozesse – z.B. curriculare, zeitliche und finanzielle Ressourcen (z.B. Lau et al., 2017) – systematisch in den Blick zu nehmen, erscheint in der deutschsprachigen Bildungsforschung noch nicht hinreichend verfolgt zu werden. Modelle und Frameworks der disziplinübergreifenden, nicht bildungsbereichsspezifischen Transfer- und Implementationsforschung („Implementation Science“) können an dieser Stelle Orientierung bieten: Ihnen wird die Funktion zugeschrieben, potentiell wesentliche Konstituenten und „Stellschrauben“ bzw. Einflussfaktoren auf Transfer- und Implementationsprozesse systematisch zu modellieren – unabhängig vom konkreten Transfer- und Implementationsgegenstand. Solche Modelle und Frameworks können zum Beschreiben, Verstehen und Ausgestalten jeweils konkreter (forschungsbasierter) Transfer- bzw. Implementationsprozesse herangezogen werden (vgl. z.B. Nilsen, 2020, S. 10f.; Wang et al., 2023, S. 2) – doch inwieweit auch im Bildungsbereich? Der Beitrag setzt hier an. Es sollen im Kurzvortrag Ergebnisse eines systematischen Reviews präsentiert und diskutiert werden – und zwar unter der Fragestellung, welche Transfer- bzw. Implementationsmodelle und -Frameworks sich für Bildungskontexte als zielführend erweisen, um Transfer- und Implementationsprozesse in den Fokus nehmen, sie verstehen und (forschungsbasiert) ausgestalten zu können. Dieses Review wird aktuell durchgeführt und verfolgt zwei Ziele: (1) Zu identifizieren, auf welche bereits vorhandenen Modelle oder Frameworks in nationalen und internationalen Transfer- bzw. Implementationsstudien in Handlungsfeldern der empirischen Bildungsforschung am häufigsten zurückgegriffen wird. (2) Zu analysieren, inwieweit die besonders häufig herangezogenen Modelle und Frameworks für ein Beschreiben, Verstehen, Erforschen und Ausgestalten pädagogischer Transfer- bzw. Implementationswirklichkeiten überhaupt zielführend und sachangemessen sind; inwieweit sie ggf. welche „blinden Flecke“ aufweisen. Das zweite Ziel ist von gesondertem Interesse. Denn die obig angerissenen Akteurskonstellationen und weiteren Einflussfaktoren in Bildungskontexten, die nicht zuletzt wegen ihrer Mehrebenenstruktur strukturell komplex sind, erzeugen spezifische Anforderungen an Transfer- bzw. Implementationsmodelle und -frameworks. Durchgeführt wurde hierzu in den Datenbanken FIS Bildung, ERIC und Academic Search Premier eine systematische Literaturrecherche, die zu 4.700 Treffern führte. Nach der Anwendung von Ein- und Ausschlusskriterien werden aktuell mehr als 40 Publikationen und die in ihnen herangezogenen acht häufigsten Transfer- bzw. Implementationsmodelle und -Frameworks analysiert – auf Basis einer strukturierenden Inhaltsanalyse (Mayring, 2022) mit deduktiv und induktiv gebildeten Codes. Im Kurzvortrag sollen Erkenntnisse insbesondere zur zweiten Review-Zielsetzung diskutiert werden. Anhand eines Modells, das unseres Erachtens gegenstandsangemessen und zielführend Konstituenten und Einflussfaktoren auf Transfer und Implementation in Bildungskontexten in ihrer Mehrebenenstruktur abzubilden vermag, werden zur (Modell-)Diskussion exemplarisch Forschungsdaten herangezogen. Diese stammen aus unserem Verbundprojekt „Digital gestützte Networked-Improvement-Communities zur Stärkung digitaler Souveränität in den Fächern sprachlicher Bildung“ (https://diginics.digital/). Sie thematisieren zentrale Konstituenten sowie Gelingens- und Hinderungsbedingungen, d.h. Einflussfaktoren für (nicht) erfolgreiche Transfer- und Implementationsprozesse. Auf einer Meta-Ebene hilft dieser Anwendungsfall, unterschiedliche Qualitäten der untersuchten Modelle und Frameworks einzuordnen. | ||