Transfertagung 2025
„Transfer in der Bildung verstehen und gestalten“
4. & 5. Dezember 2025 | GLS Campus Berlin
Veranstaltungsprogramm
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Die Beitragsformate sind im Programm wie folgt abgekürzt:
Kurzvorträge = KV (rot hinterlegt)
Diskussionsforen = DF (blau hinterlegt)
Werkstattgespräche = WG (gelb hinterlegt)
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Sitzungsübersicht |
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KV 09: Beforschung ko-konstruktiver Arbeitsprozesse
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„Oder wir könnten auch überlegen, was wären andere Wege“ – ko-konstruktive Aushandlungsprozesse medienpädagogischer Akteur*innen im Rahmen von Transfergesprächen – Empirische Einblicke in eine aktuelle Transferevaluation Universität der Bundeswehr München Wie können empirische, aus der medienpädagogischen Praxis gewonnene Forschungsergebnisse an beteiligte Akteur*innen responsiv zurückgespiegelt und diskutierbar gemacht werden – so dass dieses Wissen nicht nur transferiert, sondern für die Praxis adaptierbar und transformierbar wird? Der Kurzvortrag stellt ausgewählte Ergebnisse einer Transferevaluation, die ich im Rahmen meiner Dissertation durchführe, vor. Die Studie ist an ein BMBF-gefördertes Evaluationsforschungsprojekt ("DILABoration") angegliedert, das Verbundprojekt wurde 02/2025 abgeschlosssen. Forschungsgegenstand waren Medienwerkstätten (Labs), die in prekären Stadtteilen einer Großstadt verortet sind und parallel in Kooperation mit Schulen und anderen Akteur*innen gestaltet werden. Es wurde untersucht, ob und wie mithilfe medienpädagogischer Angebote bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche adressiert und ihnen mit digitalen Tools (z.B. 3-D-Drucker, Microbits, StopMotion etc.) Lern- und Bildungsgelegenheiten eröffnet werden können. Außerdem wurde untersucht, welche didaktischen Formate, Schauplätze und kooperative Settings sich aus der jeweiligen Sicht der beteiligten Stakeholder (Medienpädagog*innen, Steuerungsebene der Labs, Lehrkräfte, Kinder & Jugendliche) als gelingend oder herausfordernd erweisen und welche produktiven Umgangsweisen damit gefunden werden können. Die Besonderheit des Projekts lag darin, dass die gewonnen Ergebnisse aus den Erhebungen im Sinne eines formativen, partizipativen Rückkopplungsprozesses an die Evaluierten zurückgespiegelt werden sollten. Im Sinne des forschungsleitenden Paradigmas der dokumentarischen Evaluationsforschung (Bohnsack & Nentwig-Gesemann, 2020) war es die Aufgabe des Evaluationsteams implizites Wissen und konstitutive Herausforderungen explizit, diskutierbar und für die Praxis möglichst anschlussfähig zu machen. Die Spiegelung dieser Perspektiven erfolgte im Rahmen von Transfergesprächen, die als Dialog- bzw. „Transformationsräume“ (Blatter/Schelle 2022, S. 22) dienen sollten. Demnach wird Transfer als kommunikative Beziehung verstanden (Hoffmann, 2023, S. 29) und neueren Transfer-Konzeptionen gefolgt, die nicht davon ausgehen, dass eine ‚zielgruppengerechte‘ Aufbereitung des Wissens ausreicht, wenn es handlungspraktische Relevanz gewinnen soll (Sehmer et al., 2020). Vielmehr wird Transfer als ko-konstruktiver Aushandlungsprozess gedacht, in dem relationierte Wissensbestände gemeinsam mit Praxis hervorgebracht werden (Blatter & Schelle, 2022, S. 22). Diese Prämissen sind zunächst nur als Postulate zu verstehen und dienten als normativer Hintergrund, vor denen die Transfergespräche moderiert wurden. Denn ob und wie sich Transfer, resp. eine Kommunikation auf Augenhöhe überhaupt vollziehen kann, ist eine empirisch zu klärende Frage. Dieser gehe ich in meiner qualitativ-rekonstruktiven angelegten Transferevaluation nach. Der Datenkorpus umfasst eine Dokumentenanalyse, acht Transfergespräche, sowie drei Gruppendiskussionen (Loos & Schäffer, 2001), in denen der Transferprozess mit den Evaluierten reflektiert wurde (Krähnert & Nowak, i. E.). Der Kurzvortrag bietet Einblicke ins Innere dieses Transferprozesses. Exemplarisch werden anhand ausgewählter, kontrastierender Sequenzen empirische Verweise auf Transformationsprozesse präsentiert, sowie Herausforderungen, Widersprüche und Potenziale von Transfergesprächen reflektiert. Die skizzierten Bedingungen, die Räume für Transfer und Transformation eher zu eröffnen oder zu verschließen vermögen, sollen dazu beitragen, ein tieferes Verständnis für Transfer- und Transformationsprozesse zwischen verschiedenen Akteur*innen – Forschung und Praxis, Evaluierende und Evaluierte, außerschulische und schulische Akteur*innen – zu gewinnen und Transfer zukünftig entsprechend gestalten zu können. Zusammenarbeit auf Augenhöhe? Untersuchung ko-konstruktiver Arbeitsprozesse zwischen Forschenden und Lehrkräften im Transferprojekt KONTEXT Grundschule 1DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation; 2IDeA-Center for Research on Individual Development and Adaptive Education of Children at Risk; 3Carl-Küstner-Grundschule Guntersblum; 4Goethe-Universität Frankfurt In den letzten Jahrzehnten wird an die Bildungspraxis zunehmend der Anspruch gestellt, evidenzbasiert zu handeln (Schrader, 2014), allerdings zeigt sich, dass in der Realität vielfältige Herausforderungen die Nutzung von Forschungswissen in der Bildungspraxis erschweren (Stark, 2017). Eine zentrale Problematik besteht darin, dass Lehrkräfte Forschungsergebnisse häufig als wenig anwendbar und praxisrelevant wahrnehmen (van Schaik et al., 2018). Diese Erkenntnis ist wenig überraschend vor dem Hintergrund, dass Forschungswissen selten direkt für die Praxis bestimmt ist (Cain, 2015) und meist in für Lehrkräfte unzugänglichen Fachzeitschriften veröffentlicht wird (Mohajerzad & Schrader, 2022). Entsprechend nutzen Lehrkräfte eher selten Informationen aus der Forschung für die eigene Professionalisierung (z. B. Hetmanek et al., 2015; Lysenko et al., 2015). Das Transferprojekt KONTEXT Grundschule, das in diesem Beitrag vorgestellt wird, setzt bei diesen Herausforderungen an. Dafür verbindet KONTEXT Grundschule in innovativer Weise den Ansatz von Clearinghouses, die wissenschaftliche Befunde zielgruppengerecht aufbereiten und bereitstellen (Seidel et al., 2017), mit einem ko-konstruktiven Ansatz, der auf die aktive Zusammenarbeit und gemeinsame Wissenskonstruktion von Forschung und Praxis abzielt (Schuster et al., 2024). Die Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis ist das zentrale Element des Projekts: Je zwei Grundschullehrkräfte und zwei Forschende erarbeiten in einem ko-konstruktiven Prozess gemeinsam kurze Textbeiträge („InfoTEXTE“) zu grundschulrelevanten Themen, dabei werden sie von einem Experten aus der Wissenschaftskommunikation unterstützt. Anspruch des Projekts ist, dass die Inhalte des Produkts auf Augenhöhe zwischen den Beteiligten ausgehandelt werden. In diesem Beitrag geben wir Einblicke in die Begleitforschung des Projekts, die die ko-konstruktive Zusammenarbeit der transdisziplinären Teams untersucht – der Analysefokus liegt insbesondere auf Aushandlungsprozessen zwischen Forschung und Praxis. Forschungsleitend sind dabei die folgenden Fragen:
Als Datengrundlage der Studie dienen Audioaufzeichnungen der Gruppentreffen, die zwischen 2024 und 2026 stattfinden: Jedes Team durchläuft in einem vorstrukturierten Prozess fünf Arbeitstreffen von je 1-2 Stunden, die mitgeschnitten und transkribiert werden. Zur Auswertung der Daten wird eine inhaltlich-strukturierende Inhaltsanalyse angestrebt. Zum aktuellen Zeitpunkt liegen Transkripte von acht Gruppentreffen aus der Pilotphase des Projekts vor, auf deren Grundlage wir mit einem deduktiv-induktiven Vorgehen ein Kategoriensystem bilden. Für die deduktive Kodierung wird u.a. das Kodierschema TRAWIS (Brauner, 2006) zur Erfassung von Wissenstransfer in Interaktionen herangezogen, um insbesondere die Aushandlung von Wissen(-squellen) in den Blick zu nehmen. In die Entwicklung des Kodierschemas sowie die spätere Interpretation der Ergebnisse ist eine Grundschullehrkraft involviert, um Fehlurteilen durch einen Bias der Forschenden vorzubeugen. Im Vortrag stellen wir das entwickelte Kodierschema vor und präsentieren erste Ergebnisse der Analysen, mit denen die ko-konstruktiven Arbeitsprozesse in KONTEXT Grundschule näher beleuchtet werden. Auf dieser Grundlage wird diskutiert, inwiefern der Anspruch der Augenhöhe eingelöst wird. Was gelingt, was fehlt? Transfererfahrungen aus Wissenschaft und Praxis im Vergleich Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen Der Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis wird zunehmend als dialogischer, ko-konstruktiver Prozess verstanden. In der Umsetzung zeigen sich jedoch strukturelle, kommunikative und organisationale Barrieren, die eine erfolgreiche Zusammenarbeit erschweren können (Duveneck, 2024). Der Beitrag basiert auf Ergebnissen des Metavorhabens Sprachliche Bildung in der Einwanderungsgesellschaft, einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt zur wissenschaftlichen Begleitung von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im Bereich sprachlicher Bildung. In diesem Rahmen wurden Wissenschaftler:innen und Praxisakteur:innen aus zehn Projekten zu ihren Erfahrungen mit Transferprozessen interviewt. Ziel war es, Bedingungen gelingenden Transfers zu identifizieren und Hindernisse systematisch herauszuarbeiten. Ein zentrales Erkenntnispotenzial dieses Beitrags liegt im durchgängig zweiperspektivischen Vergleich zwischen wissenschaftlichen und praktischen Akteursgruppen. Beide Gruppen wurden zu gleichen Themenfeldern (z. B. Transferverständnis, Zusammenarbeit, Herausforderungen) befragt. Dies erlaubt einen differenzierten Einblick in gemeinsame Sichtweisen sowie grundlegende Unterschiede. So wird deutlich, wo Verständigungsprobleme, divergierende Erfolgsdefinitionen oder strukturelle Zielkonflikte den Transfer erschweren und wo sich tragfähige Ansätze abzeichnen. Der Beitrag zeigt, wie sich Gelingensbedingungen aus unterschiedlichen Perspektiven heraus gestalten und eröffnet damit eine Perspektive, die für alle am Transfer Beteiligten von hoher Relevanz ist, da sie die wechselseitige Anschlussfähigkeit von Forschung und Praxis reflektiert. Die Ergebnisse basieren auf 18 leitfadengestützten Interviews mit zehn Mitarbeitenden aus wissenschaftlichen Projekten sowie acht mit ihnen verbundenen Praxisakteur:innen (z. B. aus Kitas, Schulen, Fortbildungseinrichtungen). Zwei der Projekte konnten keine Praxispartner:innen vermitteln. Die Interviews dauerten durchschnittlich 45 Minuten, wurden transkribiert, vollständig anonymisiert und mit qualitativer Inhaltsanalyse (Kuckartz, 2018) systematisch ausgewertet. Die Leitfäden waren auf Wissenschaft bzw. Praxis zugeschnitten, orientierten sich aber an identischen Themenfeldern. Der Aufbau erlaubt einen fundierten Perspektivvergleich und die theoriebasierte Einordnung der Befunde in die bestehende Transferforschung. Zentraler Fokus des Vortrags ist die Analyse von vier häufig genannten Transferhemmnissen, die theoretisch fundiert und mit dem aktuellen Forschungsstand rückgekoppelt werden. Erstens wird die fehlende Prozessbeteiligung thematisiert: Praxisakteur:innen werden häufig zu spät eingebunden, wodurch ihre Bedarfe unberücksichtigt bleiben (Steffens et al., 2019; Schrader, 2014). Zweitens zeigt sich eine begrenzte Mitgestaltung: Die Expertise der Praxis fließt oft nur unzureichend in die Entwicklung von Materialien, Fortbildungen und Tools ein (Hahn et al., 2019). Drittens wird die fehlende Anschlussfähigkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse kritisiert, da Forschungsergebnisse häufig schwer in den pädagogischen Alltag übertragbar sind (Demski, 2017). Viertens stellt der Mangel an Zeit und Ressourcen ein zentrales Hindernis dar, da der überlastete Regelbetrieb kaum Spielraum für Kooperationen lässt (Steffens et al., 2019). Diese Herausforderungen werden nicht nur exemplarisch illustriert, sondern systematisch in bestehende Transferforschung eingeordnet (Gräsel, 2010; Schmiedl, 2022). Die Studie zeigt zentrale Faktoren gelingenden Transfers empirisch auf und ordnet sie theoriegeleitet. Zugleich wird deutlich, dass bisherige Erkenntnisse begrenzt steuerungsrelevantes Wissen liefern: Zwar sind viele Hemmnisse gut beschrieben, aber bislang ist unklar, wie stark sie die Kooperationsbereitschaft beeinflussen. Hier setzt die geplante Weiterarbeit an. Der Beitrag liefert praxisrelevante, empirisch fundierte Impulse und bietet Anknüpfungspunkte zur Weiterentwicklung eigener Transferpraxis und zur Gestaltung wirksamer Kooperationsformate. | ||

