Veranstaltungsprogramm

Sitzung
Pecha-Kucha-Vorträge I: Wie gestalten wir unsere Lehre? - Von Lernräumen bis Prüfungen
Zeit:
Donnerstag, 21.09.2023:
14:15 - 15:15

Ort: WE.209


Kurzbeschreibung

Gamification trifft Hybride Lehre

Prof. Dr. Anja Bettina Schmiedt, Stefanie Neumaier

Technische Hochschule Rosenheim

Unter dem Titel „Gamification trifft Hybride Lehre“ führt Prof. Dr. Anja Schmiedt im Sommersemester 2023 ein Lehrprojekt im Fach Statistik des Bachelorstudiengangs Wirtschaftsmathematik-Aktuarwissenschaften der TH Rosenheim durch. Unterschiedliche hybrid-synchrone Lernsettings werden in einem technisch entsprechend ausgestatteten Lehr-Experimentierraum mit den Studierenden und dem Lehrprojektteam erprobt. Die Auseinandersetzung mit hybriden Formaten wird dabei für Studierende und Lehrende als ein Zukunftsthema gesehen, nicht zuletzt für den Erwerb von Zukunftskompetenzen in einer Arbeitswelt, in der sich hybride Kollaboration etabliert. Als Ansatz zur Vor- und Nachbereitung der hybriden Lehre kommt Gamification bzw. Gameful Motivation zum Einsatz. Im Lehrprojektteam mit Stefanie Neumaier sowie einem studentischen Tutor wird die hybride Lehre mittels der sog. EMPAMOS-Methode vorbereitet und reflektiert. Dabei geht es nicht darum, den spielfremden Kontext (die hybride Lehre) in ein Spiel zu verwandeln, sondern Spielelemente zur Zielerreichung einzusetzen: Wie können Lernräume die hybride Lehre unterstützen? Wie kann hybride Lehre das Lernen unterstützen? Welche digitalen Tools bewähren sich und welche werden seitens der verschiedenen Akteur*innen (nicht) vermisst? Welche Interaktionsformen bewähren sich und welche werden (nicht) vermisst? In dem Pecha-Kucha-Vortrag werden die Zuhörer*innen mit auf eine rückblickende Reise durch das Lehrprojekt genommen. Erkenntnisse und Herausforderungen werden pointiert und bilden die Grundlage für die anschließende Diskussion zu den beiden Schwerpunktthemen Lehrmethoden (b) und Werkzeuge (c).



Fächerintegrierend-themenorientiertes Lehren und Lernen

Prof. Dr. Karin Landenfeld

HAW Hamburg

Kein Nebeneinander, sondern ein Miteinander …. Grundlegende Themen der Vorlesungen im ersten Semester, z.B. der Mathematik und der Physik werden insbesondere im Ingenieurstudium bereits von Beginn an in den Anwendungsvorlesungen benötigt. Die herkömmliche Struktur der ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge zeichnet sich in der Studieneingangsphase jedoch häufig durch ein Nebeneinander von isolierten Grundlagenmodulen aus, deren Inhalte im Wesentlichen nur in Hinblick auf die jeweilige Fachsystematik und Fachkultur ohne Kenntnis der Belange anderer Veranstaltungen unterrichtet werden. Dieses traditionell unabhängige Nebeneinander stellt eine Belastung für die Studierenden dar, da benötigte Kenntnisse und Kompetenzen in anderen Fächern noch nicht vermittelt wurden.

Im fächerintegrierend-themenorientierten Lernen werden die Lerninhalte verschiedener Veranstaltungen zeitlich und inhaltlich aufeinander abgestimmt. Durch die Verzahnung der Inhalte von Grundlagen- und Anwendungsveranstaltungen werden für die Studierenden Verknüpfungen sichtbar und es wird die Notwendigkeit theoretischer Grundlagen direkt am Beispiel sichtbar, welches die Motivation zum Lernen, das Verständnis und damit auch den Studienerfolg fördert. In diesem Ansatz werden die einzelnen Lehrveranstaltungen und ihre Curricula beibehalten, es wird nur die Reihenfolge der Lehrinhalte unter den Lehrenden zeitlich abgestimmt.Beispielsweise werden im Rahmen der Mathematikveranstaltung die komplexen Zahlen dann eingeführt, wenn in der Veranstaltung der Elektrotechnik die komplexe Wechselstromrechnung behandelt.

Das fächerintegrierend-themenorientiertes Lernen wird seit mehreren Jahren im Studiengang Regenerative Energiesysteme und Energiemanagement an der HAW Hamburg durchgeführt.

Im Rahmen dieses Vortrags wird das Konzept vorgestellt und von den Erfahrungen berichtet.



Innovative Hörsäle für ein modernes, digital gestütztes Lehren und Lernen

Michael Weinmann

OTH Amberg Weiden

Der Aufbau traditioneller Lehrräume folgt einer vergleichsweise simplen und bewährten Grundidee, bei der einem Redner eine möglichst optimale Bühne geboten wird, um alle Teilnehmenden der Veranstaltung an jedem Punkt im Raum bestmöglich zu erreichen. Diese „Frontalunterrichtsarchitektur“ stößt beispielsweise in Rechnerlaboren, in denen der Umgang mit digitalen Medien oder auch die Arbeit mit spezieller Software erlernt werden soll, an ihre Grenzen. Aber auch Lehrsettings, welche die Kollaboration der Studierenden stärker in den Fokus stellen, werden in traditionellen Lehrräumen in ihrer Umsetzbarkeit und Wirksamkeit limitiert.

An der OTH Amberg-Weiden befindet sich daher ein neuartiges Lehrraum-Lernort-Duo in der Umsetzung, welches einerseits sowohl klassische Lernsettings zulässt aber andererseits zur Nutzung innovativer Ansätze und studentischer Kooperation einlädt. Beide Räume sind mit mobilem Mobiliar und Lerninseln ausgestattet, die das kollaborative Arbeiten fördern, klassische Lehre aber nicht behindern. Der Lehrraum „Digitales Klassenzimmer“ verfügt über Möglichkeiten zur Umsetzung unterschiedlichster innovativer Lehrkonzepte in Präsenz und hybrid, wohingegen der Präsenz-Lernort „Learning Hall“ einen agilen PC-Pool für Studierende darstellt. Dabei werden in der Learning Hall die Grenzen des technisch Machbaren durch den Einsatz von akkubetriebenen Hochleistungs-PCs auf mobilen Schreibtischen ausgereizt und ergänzt das Digitale Klassenzimmer um die Möglichkeit unabhängig von Lehrveranstaltungen in einer konzentrierten Atmosphäre im Team oder eigenständig an digitalem Lernstoff zu arbeiten.

Die soziale Dimension des Lehr-Lern-Erlebnisses wird durch die mobile Möblierung beider Räume um eine ästhetische/ergonomische Komponente bereichert und stark ausgeweitet. Im Sinne des „Shift from Teaching to Learning“ werden die Lernenden durch die Möglichkeit selbst über das Raum-Arrangement zu bestimmen und frei zu entscheiden, wie, wo und mit wem im Lernraum gearbeitet wird, dabei unterstützt einen stärkeren Sinn von Selbstverantwortung über den Lernprozess und dessen aktiver Gestaltung zu begreifen. Die technischen Möglichkeiten der Videokonferenzsysteme dehnen die sozialen und ergonomischen Komponenten wie auch die Selbstverantwortung dabei zusätzlich über die physischen Grenzen der Räume hinaus aus.



Mathematik prüfen – Lernzielebenen differenzieren

Prof. Dr. Kathrin Thiele

Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften - Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel

Im Maschinenbau ist die Mathematik ein Hilfsmittel. Mathematik wird an vielen Stellen angewendet. Ein vertieftes mathematisches Denken und Problemlösen wird weniger gefordert. Wir beobachten, dass die mathematischen Kompetenzen nicht in hoher Ausprägung benötigt werden. Häufig reichen untere Taxonomiestufen wie Wissen, Verstehen, Anwenden. Im Sinne des Constructive Aligenments sollen die Lehrzielebenen in der Prüfung präsent sein und sich in der Lehrveranstaltung finden. Prüfungen spielen eine zentrale Rolle, auch, weil Studierende ihr Lernverhalten häufig daran ausrichten. Klassische Klausuren sind oft nach den Themengebieten aufgebaut. Dadurch differenzieren sie nicht transparent, auf welcher Stufe die erreichten Leistungen sind. Das Feedback bleibt eher wage oder auf inhaltliche Themen bezogen.

Es wurde ein neues Prüfungsformat verwendet und angepasst, dass von Waffenschmidt [1] für eine Vorlesung „Grundlagen der Elektrotechnik“ entwickelt wurde. Das neue Prüfungsformat unterscheidet in der Klausur zwischen grundlegenden Anwendungen, Transfer und weiterführenden Aufgaben. Dies entspricht den oben genannten Taxonomiestufen. Die einzelnen Teile werden unabhängig voneinander bewertet. Ein Ausgleich der Punkte zwischen den Bereichen ist nicht möglich. Dadurch wird transparent, in welchen Bereichen Studierende Stärken und Schwächen aufweisen. Die Studierenden bekommen ein differenzierteres Feedback des eigenen Leistungsstands als bei klassischen Klausurformaten. Auch Lehrende können besser einschätzen, welche Kompetenzen in der Veranstaltung mehr Beachtung finden sollten. Dadurch wird die Klausur zu einem Instrument, das zur Gestaltung der eigenen Lehre beiträgt. Im optimalen Fall ist die Lehrmethode so an die Prüfung angepasst, dass auf die geforderten Inhalte und Erreichungsgrade (Taxonomiestufen) vorbereitet wird.

In dem Beitrag wird das Klausurformat erläutern. Außerdem wird dargelegt, was Studierende zu den neuen Klausuren sagen. Interessant dabei ist auch, wie sich das Antwortverhalten verändert hat. Abgerundet wird der Beitrag durch die Aus- und Einblicke, wie das Klausurformat die Gestaltung der Lehrveranstaltung verändert.

Quelle

[1] Waffenschmidt E. Kompetenzorientierte schriftliche Prüfungen. Neues Handbuch Hochschullehre. Berlin: Raabe Verlag (Griffmarke H 5.2). 2013.