HGD-Symposium 2024 an der PH Karlsruhe
Geographie unterrichten – Zusammenhänge verstehen – Zukunft gestalten
30.09. – 02.10.2024 | Karlsruhe
Veranstaltungsprogramm
Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht | |
Ort: Gebäude 3, Raum 3.107 1. Obergeschoß, Seminarraum, 50 Sitzplätze, Ausstattung: Projektionsfläche(n), aufgrund eines kurzfristigen Defekts eines zentralen Bauteils der Medientechnik HDMI-Anschluss für externe Endgeräte, WLAN: Eduroam |
Datum: Dienstag, 01.10.2024 | |
9:00 - 13:00 | Auf-Brüche - Transformative Impulse für eine gegenwärtige geographische Bildung Ort: Gebäude 3, Raum 3.107 Chair der Sitzung: Eva Nöthen, Universität Bonn Chair der Sitzung: Verena Schreiber, Pädagogische Hochschule Freiburg Format: Doppelsession á 4 Stunden in drei Blöcken (mit 30 Min. Pause) Ablauf: Block I: Lightning-Session mit Impulsen zu transformativen Bildungspraktiken (60 Min.) Block II: Erprobung dreier zur Wahl stehender Formate im (Stadt-)Raum (120 Min.) Block III: Austausch über Erfahrungen, Potenziale und Herausforderungen in der Lehre an Schule und Hochschule (30 Min.) Block I: Lightning-Session mit Impulsen zu transformativen Bildungspraktiken (60 Min.) Nicole Raschke, Pauline Mai (Universität Dresden, Deutschland): Utopia Generator: Den Blick in die Zukunft richten, um die Gegenwart zu befragen Abstract: Auf der Suche nach Gestaltungsmöglichkeiten von Lernanlässen, die sich an Ideen einer transformativen geographischen Bildung orientieren, sind wir auf den Utopia Generator (Manaugh 2011) gestoßen, den wir als Anregung und Ausgangspunkt ins Zentrum unserer Überlegungen stellen. In den Zwischenräumen geographischer und künstlerischer Zugänge (vgl. Singer et al. 2023) eröffnet das spielerische Arrangement Lernenden über gemeinsames Utopie(n)-Entwerfen einen kreativen Aushandlungs- und Gestaltungsprozess. Dieser soll dazu anregen gegenwärtige Verhältnisse kritisch in den Blick zu nehmen, sich über eigene Vorstellungen von Welt und Beziehungen in/mit Welt bewusst zu werden, um so ggfs. gewohnte Muster aufzubrechen, andere Perspektiven/Denkwege zu erfahren sowie eigene Welt- und Selbstverhältnisse zu verändern. Innerhalb der ersten Phase des Utopia Generators „erwürfeln“ sich die Lernenden eine Utopie entlang vorgegebener Kategorien, die sich bspw. auf die Bewohner*innen der erdachten Welt oder Macht-und Umweltverhältnisse beziehen. Das Würfeln beschränkt einerseits innerhalb der Kategorie die Auswahl der Möglichkeiten und erfordert andererseits gemeinsame Entscheidungen der Teilnehmenden über die Ausgestaltung der Utopie. Dieser Prozess soll in Form von Zeichnungen, Stories o.ä. umgesetzt werden. Nach und nach entwickelt sich in der Aushandlung zwischen den Teilnehmenden in Auseinandersetzung mit den gewürfelten Merkmalen ein immer komplexeres gemeinsames Narrativ einer imaginären Utopie. Zentral für das Konzept ist die sich anschließende zweite Phase, die vertiefende Reflexionen innerhalb der Gruppe sowie im Plenum umfasst und sich auf die erdachte Welt als Ergebnis, die Gestaltung der Utopie als Prozess und die eigene Rolle bezieht. Den Utopia Generator haben wir in der Vergangenheit in verschiedenen Versionen in universitären Lehrkontexten erprobt und wollen in unserem Beitrag unsere Erfahrungen schildern und mit den Teilnehmenden des Workshops Herausforderungen und Chancen diskutieren. Johanna Mäsgen (Universität zu Köln, Deutschland): Transformatives geographisches Denken durch ästhetische Erfahrung – Das Beispiel Filminstallationen Abstract: In diesem Impulsvortrag wird das Potential ästhetischer Erfahrung für eine transformative Geographische Bildung zur Klimakrise am Beispiel von Filminstallationen ausgelotet. Dabei steht die Annahme im Zentrum, dass ästhetische Bildung Lernprozesse ermöglicht, „in denen Wahrnehmen und Denken ein äquivalentes Zusammenspiel vollführen“ (Wobser & Nöthen 2023, 8). „Die medial generierten Wahrnehmungsprozesse des audiovisuellen Bewegtbildes sind zuerst ein reales, physisch-sinnliches Erleben und werden dann in imaginäre Vorstellungen transformiert, denen man Bedeutung zuschreiben und Sinn abgewinnen kann“ (Kappelhoff 2018, 54). Es geht also vornehmlich nicht um eine Verkörperung im Außen, sondern eine Verortung im inneren der Rezipient_innen (Kaesdorf 2020, 363), die affektiv verwickelt sind (Kappelhoff 2018, 143). Im Vortrag wird diskutiert, welche Rolle durch Filminstallationen induzierte sinnliche Erkenntnis für ein transformatives Lernen spielen kann, das eben auch „im Zwischen von Selbst- Welt- und Anderenverhältnissen“ stattfindet (Balzer & Künkler 2007, 261) und sich der Frage des Verhältnisses von Individuum und Weltgesellschaft (Mäsgen 2024) annimmt. Besonders ist, dass der Ansatz ohne krisenhafte, biographische Irritation auskommt, indem hier das Potential ästhetischer Erfahrung genutzt wird, und somit ein Kritikpunkt an transformativer BNE aufgegriffen wird. Itta Bauer (Universität Zürich, Schweiz): „No justice – no peace!“ Fragen der sozialen Gerechtigkeit und Formen der Diskriminierung – Vorstellung eines Lektüre-basierten Lehrsettings für angehende Sekundarschullehrpersonen Abstract: Fragen der sozialen Gerechtigkeit und Formen der Diskriminierung blicken einerseits auf eine lange Tradition in der Humangeographie und den Sozial- und Erziehungswissenschaften zurück. Andererseits hat die in den USA entstandene Black Lives Matter Bewegung auch vielen anderen Antidiskriminierungsinitiativen neuen Schwung verliehen. Daran anknüpfen kann auch das offene Projekt der transformativen Bildung, weil engagiertes Lehren und Lernen einen zukunftsfähigen Geographieunterricht auszeichnen, der in Zeiten tiefgreifender Krisen im Dialog mit Jugendlichen gesellschaftliche Veränderungen ausloten möchte. Wenn Lehrpersonen mit Schüler*innen über die komplexe Themenfelder soziale Gerechtigkeit und Diskriminierungsformen sprechen möchten, ist nicht nur ihr pädagogisches Fingerspitzengefühl gefragt, sondern auch ein gutes Zusammenspiel von geographischem Fachwissen und Fachdidaktik. Um offen miteinander über solche Themen zu reden, braucht es eine Unterrichtspraxis, die möglichst inklusiv, reflexiv und transformativ gestaltet ist. In meiner Lehre für angehende Lehrpersonen an Sekundarschulen (CH) habe ich ein Setting entwickelt, in dem ich zusammen mit den Studierenden Auszüge aus dem Jugendbuch «Weisse Tränen» (Schrocke, 2023) lese. An ausgewählten Szenen bringen wir subtile und explizite Formen der Diskriminierung sowie rassistische Vorfälle in Dialog mit einem Modell (El Maawi, Ozwar und Bur, 2022), das dazu entworfen wurde, Schritte einer Rassismus- und Diskriminierungskritischen Haltung mit Lehrpersonen und Schüler*innen nachzuvollziehen. Die Rückmeldungen der Studierenden zeigen, dass sie das Lektüre-basierte Setting zunächst als ungewohnt für das Fach Geographie aufgenommen haben, in der Erarbeitungsphase jedoch den vertieften Austausch extrem schätzten, weil das Buch sehr realistische und konkrete Situationen anbietet, um über Diskriminierung und Rassismus in der Schule zu reden. Mirka Dickel, Georg Gudat (Universität Jena, Deutschland): Exkursionsdidaktische Forschungsreise auf der Saale zum Verhältnis von Mensch und Natur Abstract: „Natur ist im Trend“, „Natur ist erholsam“, „Natur ist elementar“, „Natur ist bedroht“. Die Auffassungen von Natur sind vielfältig, und es ist essenziell, sich über das Verständnis von Natur zu verständigen. Das exkursionsdidaktische Vertiefungsseminar „Exkursion Saale“ führte uns im Sommersemester 2021 mit Boot und Zelt entlang der Saale von Rudolstadt nach Naumburg. Die Konzeption des Seminars verfolgte das Ziel, einen Rahmen zu bieten, um erfahrungsorientiert über das Verhältnis von Mensch und Natur zu reflektieren und die Teilnehmenden in die Planung, Durchführung und Reflexion von geographischen Exkursionen einzuführen. Auf Exkursionen verbindet sich sinnliches Erleben mit kognitivem Nachdenken. Das kognitive Benennen von Dingen, das Äußern von Vermutungen und das Erklären von Zusammenhängen sind gewohnte Abläufe. Sinnliches Erleben hingegen ist schwer zu fassen. Im Seminar diskutierten wir, wie sinnliches Erleben zu Erkenntnissen führen kann und wie sich sinnliches Erleben und rationales Erkennen sinnvoll in Beziehung setzen lassen. „Natur“ hat für die Geographie eine zentrale Bedeutung. Seit Anbeginn der Disziplin ist geographisches Denken durch die Lust an der Entdeckung und Erforschung der (Erden-)Natur gekennzeichnet. Ziel der Exkursion war es jedoch nicht, ein antiquiertes Verständnis von Geographie zu rehabilitieren, sondern die Möglichkeit der „Erfahrung von Natur“ einer kritischen Reflexion zuzuführen. Denn was Natur aus erfahrungsorientierter Perspektive ist, ist entgegen dominanten Deutungsansprüchen „plural, vielfältig situiert, rätselhaft und spannend“ (Kirchhoff et al., 2017). Bildungstheoretisch lässt sich das Seminar in die Theorieströmung der transformativen Bildung verorten, die auf eine tiefgreifende Veränderung der Perspektiven und des Verständnisses der Lernenden abzielt. Die Umsetzung des Seminars umfasste verschiedene Phasen: Vorbereitungstreffen zur inhaltlichen und organisatorischen Einführung, die eigentliche Exkursion mit Präsentationen und moderierten Diskussionen vor Ort sowie die Nachbereitung in Form einer Projektdokumentation. Die Teilnehmenden berichteten von positiven Erfahrungen. Insbesondere die aktive Einbindung der Lernenden und die Verknüpfung von sinnlichem Erleben und kognitivem Nachdenken wurden als besonders wertvoll hervorgehoben. Anne-Kathrin Lindau (Universität Halle, Deutschland): Wildnisbildung als transformative Bildungspraktik aus geographischer Perspektive? Abstract: Auf der Suche nach geeigneten Konzepten zur Umsetzung einer transformativen Bildung aus geographischer Perspektive erscheint der Ansatz der Wildnisbildung sowohl aus fachlicher als auch aus bildungstheoretischer Sicht als Lehr- und Lern-Settings geeignet. Durch das bewusste Herauslösen aus der alltäglichen Lebenswelt wird ein Zugang zu verwildernder Natur, die durch anthropogene Eingriffe nicht direkt genutzt wird, eröffnet und damit Bildungsanlässe zur Auseinandersetzung mit dem Verhältnis Mensch-Natur sowie des individuellen Seins angeregt (Lindau et al. 2021). Innerhalb der Wildnisbildung stellt das Konstrukt Wildnis ein Spannungsfeld mit differenzierten Perspektiven dar, das von individuellen Gefühlen und Vorstellungen, Zeitgeist und Kultur sowie deren Wandel geprägt ist und einen wichtigen Einfluss auf die Funktion und Bedeutung von Wildnis haben (Schlottmann, 2019). Geprägt ist die Wildnisdebatte sowohl von den Natur- als auch den Kulturwissenschaften, die einerseits von der Beschreibung von Sukzessionsprozessen im Sinne natürlicher Prozesse unbeeinflusster Ökosysteme ausgehen (Trepl, 2010) und andererseits Wildnis als kulturell konstruierten Gegenstand begreifen. Damit kann Wildnis als kulturell geprägte, symbolische Vorstellung und als subjektiv-emotionaler Gegenstand verstanden werden (Kangler, 2018). Zentraler Ankerpunkt der Wildnisbildung sind sogenannte Wildniscamps, die den Aufenthalt in der wilden beziehungsweise verwildernden Natur sowie ein intensives und auch herausforderndes Erleben ermöglichen. Durch das bewusst einfache Leben sowie den Verzicht auf alltägliche Standards bietet der Aufenthalt im Wildniscamp Kontrasterfahrungen und Anlässe für Reflexionsprozesse zum individuellen und gesellschaftlichen Mensch-Natur-Verhältnis im Sinne einer transformativen Bildung (Lindau, 2023). Der vorgeschlagene Impuls-Beitrag zielt darauf ab, Wildnisbildung als Ansatz transformativer Bildungspraktik der Geographie zur Diskussion zu stellen. Verena Schreiber (Pädagogische Hochschule Freiburg, Deutschland): Sound of Soil and Surface: Auf-Brüche zu den Geräuschkulissen unserer Mitwelt Abstract: Nicht nur im metaphorischen Sinne verlieren wir im Alltag manchmal den Boden unter unseren Füßen. Was nur wenige Zentimeter von uns entfernt im Untergrund passiert, lässt uns meist völlig unberührt; stärker noch, versuchen wir auf Distanz zu halten. Dabei ist die Welt unter unseren Füßen selbst in Kontrast zu den Klangkulissen der Oberfläche weder still noch leblos – und verdient nicht zuletzt aufgrund ihrer ökologischen Bedeutsamkeit besondere Aufmerksamkeit. Vor diesem Hintergrund gibt der Vortrag Einblick in ein Projekt, das die ungehörten Geräusche unterschiedlicher Untergründe sinnlich erlebbar und erfahrbar machen möchte. Wie klingt ein Waldboden, wie hört es sich unter einem Friedhof oder einer Straße an, wie unterscheidet sich die untergründige Akustik einer Wiese vom Zierrasen des städtischen Parks? Der Vortrag diskutiert, inwieweit Auf-Brüche zu den Geräuschkulissen des Bodens für eine transformative Vermittlungspraxis in Schule und Hochschule fruchtbar gemacht werden können, die sich gegenüber unserer Mitwelt in besonderem Maße sensibel und verantwortlich fühlt. Johanna Lehmann (Universität Jena, Deutschland): KunstStadtRaum Abstract: Wenn wir durch eine Stadt gehen, nehmen wir unsere Umgebung oft nur oberflächlich war, vieles bleibt im Verborgenen. Dabei machen wir in der Begegnung mit unserer Umwelt, also auch in der Stadt, Erfahrungen (vgl. Dewey 1938:17, 24; LW, Bd 13). In diesem Vortrag werden Wahrnehmungsübungen vorgestellt, die mit Lehramtsstudierenden für Geographie in Jena erprobt wurden. Diese zum Teil künstlerischen Übungen halfen dabei, die Wahrnehmungsroutinen der Studierenden aufzubrechen und so neue Perspektiven auf die städtische Umwelt zu erlangen. So wurde unter anderem Raum für verschiedene geographische Fragestellungen geöffnet und angestoßen. Diesen wurde anschließend auf Exkursionen in der Jenaer Innenstadt nachgegangen, wobei auch künstlerische Praktiken zum Einsatz kamen. Dabei reflektierten die Studierenden auch über die Haltung der Lehrperson, die notwendig ist, um solche Erfahrungsprozesse zu ermöglichen und künstlerischen Praktiken Raum zu geben. Dieser Vortrag schließt mit weiteren Überlegungen, wie man andere auf die gemachten Beobachtungen (v.a. aus den Wahrnehmungsübungen) aufmerksam machen kann. Hierfür können zum Beispiel künstlerische Praktiken genutzt werden, wie Aktionen, Performances, Objektkunst usw. Der Zugang über künstlerische Praktiken ermöglicht es, beispielsweise durch das Stilmittel der Überhöhung, Aufmerksamkeit für raumproduzierende Prozesse (vgl. Lefebvre 1974) zu erzeugen. Eva Nöthen (Universität Bonn, Deutschland): Flanieren, Um-Wege-Gehen, Walkshoppen: Peripathetische Experimente im Raum Abstract: Gehen bringt Gedanken in Gang. Spazieren, Flanieren oder Wandern sind dabei ganz unterschiedliche Weisen des gehenden Durchquerens von physischen Räumen und ermöglichen zugleich auch das Durchqueren von Denkräumen. „Peripatetik“ bezeichnet einen methodischen Ansatz, der die positiven Wirkungen des Gehens auf das Denken methodologisch zu (be)gründen sucht. Ausgehend von persönlichen Erfahrungen des Nach-, Mit- und Umdenkens im Gehen sowie inspiriert von promenadologischen Raumexperimenten von Simone Etter und choreographischen Raumerkundungen von Sabine Zahn stellt der Lightning-Impuls ein Exkursionskonzept vor, das Studierende gehend Orte der Transformation erfahren und denken lässt. Block II: Transformative Formate im (Stadt-)Raum (120 Min.) (1) Nicole Raschke, Pauline Mai (Universität Dresden, Deutschland): Utopia Generator Im Rahmen der Erprobung transformativer Formate erhalten die Teilnehmenden die Möglichkeit – unter Anleitung – den Utopia Generator in kleinen Gruppen zu erproben und in seinen Potenzialen für schulische und universitäre Lehr-Lern-Settings zu diskutieren. (2) Itta Bauer (Universität Zürich, Schweiz): Exkursion zur Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe In Bildungskontexten begegnen uns verschiedene Formen der Diskriminierung. Wie können wir Sensibilität für dieses Thema vermitteln? Auf welche Art können wir als Lehrende Diskriminierung professionell thematisieren und entgegenwirken? Was sind die rechtlichen Grundlagen? Welche Unterstützung gibt es konkret bei diskriminierenden Vorfällen, z. B. in der Schule? Diese und ähnliche Fragen möchten wir mit der Antidiskriminierungssstelle Karlsruhe offen diskutieren und uns über die Aktivitäten dieser Stelle informieren. In der Antidiskriminierungssstelle beraten Expert:innen sowohl Ratsuchende als auch indirekt Betroffene wie Angehörige, Freund:innen oder Zeug:innen. Sie entwickeln für Schulen gemeinsame Handlungsstrategien, bieten Hand bei rechtlichen Fragen und informieren über weitere Möglichkeiten der professionellen Hilfe. (3) Johanna Lehmann: Künstlerische Übungen zu Wahrnehmungsroutinen im Stadtraum Im Rahmen der Erprobung werden die Teilnehmenden – in Anlehnungen an das zuvor vorgestellte Lehrprojekt – explorativ an Wahrnehmungsübungen im Karlsruher Stadtraum herangeführt, um aktiv ihre eigenen Wahrnehmungsroutinen aufzubrechen und aus diesen Auf-Brüche eigene Fragen zu entwickeln. Block III: Austausch über Erfahrungen, Potenziale und Herausforderungen in der Lehre an Schule und Hochschule (30 Min.) |
14:00 - 15:30 | Das Schulfach Geographie: Blicke zurück und nach vorn Ort: Gebäude 3, Raum 3.107 Chair der Sitzung: Andreas Eberth, Universität Passau Pro Vortrag incl. Nachfragen und Diskussion stehen 30 Minuten zur Verfügung. |
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Zur Konstruktion des Schulfachs Geographie in der Schweiz zwischen 1890 und 1930 PH FHNW, Schweiz Schulfächer bilden den Handlungsrahmen von Schule. Sie haben gesellschaftliche, wirtschaftliche und pädagogische Funktionen und sind Konstruktionen von Akteuren aus Schule, Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Es geht um Macht und Ressourcen (z.B. in Form von Stundendotationen). Es geht um Inhalte, Medien und Methoden. Einen wichtigen historischen Hintergrund für die Entwicklung des Schulfachs Geographie in der Schweiz bildete die revidierte Bundesverfassung von 1874. Sie löste eine gesamtschweizerische Regelung der gymnasialen Maturitätslehrgänge im Jahr 1880 aus. In den Revisionen von 1906 und 1925 wurde die Stellung des Schulfachs Geographie gestärkt. Von der 1897 gegründeten Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren wurde 1899 beschlossen, dass ein "Schweizer Weltatlas" erstellt werden sollte. Er war jahrzehntelang das "Leitmedium" des Geographieunterrichts. Der 1910 gegründete Verein schweizerischer Geographielehrer trug ebenfalls zur Stärkung des Schulfachs Geographie bei. Ein weiterer Einflussfaktor war das Programm der "Nationalen Erziehung", in dem das Schulfach Geographie einen bedeutenden Platz einnahm. Im Beitrag werden die Entwicklungsstränge des Schulfachs Geographie nachgezeichnet. Es geht um Fragen der Legitimation auf dem Hintergrund der besonderen Bedingungen des schweizerischen Föderalismus sowie der Herausforderungen und Krisen (Integration in den Weltmarkt, 1. Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise). Es geht um fachdidaktische Fragen wie Ziele und Inhalte, Medien und Methoden des Schulfachs. Der untersuchte Zeitraum bildet für das Schulfach Geographie so etwas wie eine "Inkubationszeit". Seine Entwicklung zeigt exemplarische, aber auch einzigartige Elemente der Entwicklung von Schulfächern auf. Die Kenntnis der Geschichte des Schulfachs bildet eine unerlässliche Basis für das vertiefte Verständnis der Gegenwart und für die zukünftige Weiterentwicklung. Neue Lern- und Prüfungskulturen im Geographieunterricht – ein „echt“ partizipatives Forschungsprojekt Universität Potsdam, Deutschland Während wir globale Transformationsprozesse und Umbrüche in Gesellschaft und Welt erleben, wir eine transformative geographische Bildung anstreben und neue Kompetenzsystematiken aufgerufen werden (z.B. 4K, FutureSkills), zeigt ein Blick in die Klassenzimmer, dass diese Transformation von Welt(gesellschaft) leider vielerorts wenig in der Unterrichts- und Schulkultur ankommt. Denn um komplexe Zusammenhänge zu verstehen, im Angesicht von Unsicherheit und Ambiguität handlungsfähig zu bleiben und Zukunft aktiv mitzugestalten, bedarf es nicht nur neuer Kompetenzen, sondern eines grundsätzlichen Wandels der Lern- und Prüfungskultur. Dieser Vortrag gibt zunächst einen Einblick in gelebte schulische Praktiken und in den Forschungsstand Neuer Lernkulturen und leitet daraus die Notwendigkeit einer Neuen Prüfungskultur (Winter 2020) ab. Am Beispiel eines qualitativen Forschungsprojekts zu kollaborativem Prüfen wird dargelegt, wie Neue Prüfungskulturen in den Geographieunterricht implementiert werden können, welche didaktischen Konsequenzen sich daraus ergeben und welche Wirkung sich auf die Kompetenzentwicklung von Lernenden zeigen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der verwendeten Methodik: In enger Kollaboration mit der Geographielehrkraft einer Gesamtschule wurde der Ansatz der Partizipativen Forschung nach Hella von Unger (2013) für den Unterrichtskontext adaptiert und gemeinsam mit der Lehrkraft Forschungsfrage, Methodik und Instrumente entwickelt sowie die Ergebnisse interpretiert. Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu „Tests zu zweit“ wurden zudem unterrichtspraktische Konsequenzen zur Weiterentwicklung des Formats erarbeitet, die ebenfalls im Rahmen des Vortrags diskutiert werden sollen. Winter, F. (2020). Leistungsbewertung. Eine neue Lernkultur braucht einen anderen Umgang mit den Schülerleistungen. Schneider Verlag Hohengehren. Von Unger, H. (2013). Partizipative Forschung. Einführung in die Forschungspraxis. Springer VS. Virtual Reality und Immersion in der geographischen Bildung – Ein Diskussionsvorschlag zur theoretischen Einordnung Goethe-Universität Frankfurt, Deutschland Die Begriffe "Virtual Reality" (VR) und "Immersion" erfahren zunehmend Beachtung in der schulpraktischen und bildungswissenschaftlichen Diskussion. Bei einem Blick auf aktuelle geographiedidaktische Beiträge fällt auf, dass (i) sich bislang kein Konsens hinsichtlich der Konzeptualisierung der Begriffe VR und Immersion als Forschungsgegenstände etablieren konnte und (ii) eine systematische Aufarbeitung geographiedidaktisch relevanter Konzepte von VR und Immersion ein Desiderat darstellt. Dieser Beitrag zielt darauf ab, bestehende Ansätze zur Rahmung der Begriffe VR und Immersion im geographiedidaktischen Kontext aufzuarbeiten und theoretisch einzuordnen. Die methodische Grundlage der Arbeit bildet eine hermeneutische Literaturanalyse. Ausgehend von Beiträgen zur geographischer Bildung (z. B. Heuke genannt Jurgensmeier et al., 2023; Mohring & Brendel, 2023; Tillmann & Kersting, 2021), fanden Beiträge aus geographiedidaktischen Nachbardisziplinen (z. B. Böhme, 2013; Kerres, 2022) Eingang in die Analyse. Die Literaturanalyse zeigt, dass eine große Anzahl geographiedidaktisch relevanter Ansätze zur Rahmung von VR und Immersion vorliegt, gleichzeitig jedoch nur wenige geographiedidaktische Arbeiten Anschluss an Positionen außerhalb einer technikbezogenen Anwendungsorientierung suchen. Dies lässt sich mit Blick auf die Fortentwicklung in der Mensch-Computer-Interaktion (Stichwort: Neuralink) kritisch betrachten. So wird auf Basis der Ergebnisse ein Diskussionsvorschlag für die Fundierung der Begriffe VR und Immersion im Kontext geographischer Bildung über einen konkreten Technik- und Anwendungsbezug hinaus vorgestellt. |
16:00 - 17:30 | Game-based-Learning und Geographieunterricht Ort: Gebäude 3, Raum 3.107 Chair der Sitzung: Marine Simon, Universität zu Köln Pro Vortrag incl. Nachfragen und Diskussion stehen 30 Minuten zur Verfügung. |
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Titel: Reflexion über digitale Spiele im Geographieunterricht- Ergebnisse einer empirischen Studie zur Nutzung von Reflexionstagebüchern Universität zu Köln, Deutschland Digitale Spiele sind beliebter denn je. Sie bieten Potenzial für informelles geographisches Lernen, da viele erfolgreiche kommerzielle Spiele geographische Themen wie z.B. die Stadtentwicklung behandeln. Spieler*innen können in virtuellen Modellen unterschiedliche Entscheidungen treffen und deren Auswirkungen beobachten. Außerdem bieten Spiele einen geschützten Raum, in der Lernende Fehler machen dürfen und daraus lernen können, ohne dass dies im realen Leben negative Konsequenzen hat. Durch die Gelegenheit, unterschiedliche Herangehensweisen zu testen und die daraus resultierenden Konsequenzen zu erleben, können Lernenden ihre Fähigkeit zur Entscheidungsfindung verbessern und Strategien entwickeln. Die tatsächliche Nutzung dieser Lernmöglichkeiten hängt jedoch davon ab, ob Lernende ihre Spielerfahrungen reflektieren und die verschiedenen Realitätsebenen des Spiels erkennen. In der ersten Studie lag der Schwerpunkt auf der Fragestellung: Inwiefern reflektieren Schüler*innen ein im Geographieunterricht gespieltes digitales Spiel (PocketCity)? (vgl. Baßeng & Budke, 2023). Auf Grundlage der Ergebnisse aus der ersten Studie bauten wir auf diese auf, indem wir die Studie wiederholten und dieses Mal ein Reflexionstagebuch als didaktisches Instrument zur Unterstützung der Spielreflexion eingesetzt haben (vgl. Baßeng & Budke, 2024). Der Fokus der zweiten Studie lag somit auf folgender Forschungsfrage: Inwieweit können die Reflexionsfähigkeiten von Schüler*innen über digitale Spiele durch die Verwendung eines Reflexionstagebuchs parallel zum Spiel im Vergleich zur Reflexion ohne Anleitung verbessert werden? In den beiden Studien wurde eine Kombination aus quantitativen und qualitativen Forschungsmethoden eingesetzt. Im Vortrag wird zunächst ein Modell zur Reflexion von Spielen vorgestellt, was als Grundlage für die beiden Erhebungen diente. Danach werden die Forschungsdesigns sowie die Ergebnisse vorgestellt, abschließend werden didaktische Konsequenzen diskutiert. Über Klimawandel lernen mit Spielen – Entwicklung und Test eines Escape Games Universität zu Köln, Deutschland Spiele sind aktuelle wichtige didaktische Werkzeuge für den Geographieunterricht, die es erlauben, geographische Kompetenzen zu fördern, wie z.B. Fachwissen und Handlungskompetenz. Bisherige Forschungsarbeiten zeigen, dass Klimaspiele Kenntnisse über Lösungen zum Klimawandel vermitteln oder Verhaltensänderung fördern können (Galeote et al., 2021). Es gibt jedoch nur wenige quantitative Analysen der Auswirkungen von Spielen auf das Lernen, und es ist nicht bekannt, welche Elemente des Spiels oder der Reflexion nach dem Spiel einen nennenswerten Effekt haben. Darüber hinaus ist die Komplexität der angebotenen Themen – wie Klimawandel - oft schwer auf ein Spiel zu "reduzieren", was den Erkenntnisgewinn manchmal unvollständig macht. Im Rahmen des Erasmus+ ECCI (Escape Climate Change Initiative)-Projekts entwickelten wir ein analoges und ein digitales Escape Game zum Erlernen von Konflikten und konkurrierenden Argumenten in Bezug auf Lösungen für Probleme, die durch den Klimawandel in Städten verursacht werden. In drei Testdurchgängen in vier europäischen Ländern wurden die Schwierigkeiten, auf die die Schüler:innen stießen, ermittelt und das Spiel entsprechend angepasst. Unsere Ergebnisse der Testungen zeigen die Bedeutung der Reflexionsphase für das Lernen und insbesondere die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, eine komplexe Realität außerhalb des Spiels zu begreifen. Zwei digitale Unterrichtsmedien zur Förderung von Argumentationskompetenzen im Vergleich: Spiel und Lerneinheit Universität zu Köln, Deutschland Die Fähigkeit zu argumentieren ist grundlegend für die Teilnahme am gesellschaftlichen Diskurs und für verantwortungsbewusstes Handeln, da verschiedene Handlungsoptionen durch Argumentation bewertet, abgewogen und begründet werden. Solche Argumentationskompetenzen sollten u.a. im Geographieunterricht erworben werden, da in diesem Schulfach häufig gesellschaftliche Debatten zu Themen wie Migration, Klimawandel und Ressourcenkonflikte behandelt werden die durch Kontroversität und Multiperspektivität gekennzeichnet sind. Zudem gewinnt im digitalen Zeitalter der Einsatz von digitalen Medien auch an Schulen an Bedeutung, da die Schule die Schüler:innen auf eine digitale (Arbeits-)Welt vorbereiten soll. In dieser explorativen Studie wurden in einer 8. Klasse eines Gymnasiums zwei verschiedene digitale Lernmedien (Spiel und Lerneinheit) einsetzt, welche Argumente zu einem realen Raumkonflikt in Köln enthielten und als Material für die eigene Textproduktion der Schüler:innen genutzt werden sollten. Die Schüler:innen sollten sich durch die beiden Lernmedien Informationen zu diesem Konflikt aneignen, sich eine eigene Meinung bilden und anschließend einen argumentativen Text schreiben. Die Fähigkeiten zum argumentativen Schreiben in den beiden Gruppen wurden miteinander und mit denen einer Kontrollgruppe verglichen, die analoge Arbeitsblätter zum gleichen Thema bearbeiteten. Zudem wurde ein Pre- und Posttest eingesetzt, um den Einfluss der beiden digitalen Medien auf Interesse, Wissen, Motivation und Freude am Lernen der Schüler:innen zu analysieren. Im Vortrag wird zunächst ein theoretisches Modell vorgestellt, in dem die didaktischen Anforderungen an eine material-basierte, mehrperspektivische Argumentation im Geographieunterricht dargestellt werden. Anschließend werden die empirischen Ergebnisse vorgestellt und diskutiert. Abschließend werden Konsequenzen für die geographiedidaktische Entwicklung von Unterrichtsmaterial zur Förderung von Argumentationskompetenzen gezogen. |
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