Veranstaltungsprogramm

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
Bitte wählen Sie einen Ort oder ein Datum aus, um nur die betreffenden Sitzungen anzuzeigen. Wählen Sie eine Sitzung aus, um zur Detailanzeige zu gelangen.

 
 
Sitzungsübersicht
Sitzung
Studiendauer und -wahl
Zeit:
Dienstag, 12.09.2023:
10:30 - 12:00

Chair der Sitzung: Cort-Denis Hachmeister, CHE Center for Higher Education
Ort: SL0202


Track 1: Gestaltungsfragen der Hochschulpraxis


Zeige Hilfe zu 'Vergrößern oder verkleinern Sie den Text der Zusammenfassung' an
Präsentationen

Studiendauer an deutschen Hochschulen. Welchen Einfluss haben Standort, Hochschultyp und institutionelle Kontextfaktoren auf den Studienverlauf?

Dr. Axel Oberschelp

Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), Deutschland

Die Studiendauer und die Effekte von Studienverläufen, deren Länge deutlich über den in Studienordnungen vorgegebenen Setzungen liegt, spielen eine wichtige Rolle in Diskussionen zur Ausgestaltung und zu Reformen der Hochschulbildung. Daneben sind sie für Aspekte der Hochschulfinanzierung, z.B. im Kontext der Mittelallokation staatlicher Programme wie dem Hochschulpakt, sowie für Verfahren der leistungsorientierten Mittelvergabe auf unterschiedlichen Ebenen (Hochschule – Land) in indikatorisierter Form von Bedeutung (Krempkow 2020, 3).

Längere Studienzeiten werden aus unterschiedlichen Gründen für nachteilig erachtet: Sie beeinflussten die Möglichkeiten des Zugangs zum Arbeitsmarkt, führten zu Einkommensverlusten bzw. zu Nachteilen bei der Altersvorsorge von Studierenden und hätten darüber hinaus volkswirtschaftliche Nachteile durch die Verkürzung der Erwerbstätigkeit und höhere Bildungsausgaben, so einige der weit verbreiteten Einschätzungen (Alesi et al. 2014, 13). Diese negativen Bewertungen werden durch den Umstand gestützt, dass sich Indikatoren zum Langzeitstudium als ein aussagekräftiger Prädiktor zum Studienabbruch erwiesen haben.

Während sich die Forschung bei der Untersuchung der Ursachen von langen Studiendauern zu Beginn eher auf individuelle Faktoren konzentriert hat, werden mittlerweile verstärkt standort-, hochschul- und fachbezogene Aspekte in den Blick genommen. Dieser Paradigmenwechsel ist zurückzuführen auf weitgehende Einigkeit in der Hochschulfoschung darüber, dass die Studiendauer ein Produkt des Zusammenspiels mehrerer und auf unterschiedlichen Ebenen angesiedelter Faktoren ist (Penthin et al. 2017, 11). Allerdings sind Untersuchungen, welche die Bedeutung des institutionellen Kontextes jenseits von Studienordnungen und Studiengangorganisation in den Blick nehmen, bislang wenig verbreitet.

Der vorgeschlagene Beitrag setzt an diesem Punkt an und referiert Ergebnisse einer noch laufenden Teilstudie aus dem Verbundprojekt „Bedeutung des institutionellen Kontextes für Studienabbruch und Langzeitstudium (BiK)“, das mit finanzieller Förderung durch das BMBF durchgeführt wird. Auf Basis von Daten der amtlichen Statistik wird zunächst eine hochschulbezogene Quantifizierung des Phänomens langer Studiendauern vorgenommen. Daran anschließend werden die Befunde mit den Ergebnissen von Untersuchungen zu institutionellen Kontextfaktoren verknüpft.

Neben Ausstattungs- und Größenmerkmalen spielen hierbei insbesondere studienrelevante Regelungen zur Durchführung von Prüfungen eine zentrale Rolle. Die Befunde hierzu wurden im Rahmen einer weiteren, am Zentrum für Europäische Sozialforschung (ZESF) angesiedelten Teilstudie des Projekts BiK erarbeitet. Hierbei stand die computerunterstützte Textanalyse von Dokumenten wie Rahmenprüfungsordungen und spezifischen Prüfungsordnungen im Vordergrund, die im Ergebnis eine Charakterisierung der „Prüfungsregime“ einzelner Hochschulen ermöglicht. Von dem hier gewählten Untersuchungsdesign, das bundesweite Daten auf Hochschulebene auswertet und einen Vergleich von Universität mit Hochschulen für Angewandte Wissenschaften beinhaltet, sind neue Befunde zu erwarten, welche unmittelbar Gestaltungsfragen in der Hochschulpraxis berühren.

Literaturverzeichnis

Alesi, Bettina; Neumeyer, Sebastian; Flöther, Choni (2014): Studium und Beruf in Nordrhein-Westfalen. Analysen der Befragung von Hochschulabsolventinnen und -absolventen des Abschlussjahrgangs 2011. Hg. v. International Centre for Higher Education Research Kassel. Kassel.

Krempkow, René (2020): Determinanten der Studiendauer – individuelle oder institutionelle Faktoren? In: ZfE 19 (1), S. 37–64.

Penthin, Marcus; Fritzsche, Eva S.; Kröner, Stephan (2017): Gründe für die Überschreitung der Regelstudienzeit aus Studierendensicht. In: Beiträge zur Hochschulforschung 39 (2), S. 8–31.

Oberschelp-Studiendauer an deutschen Hochschulen Welchen Einfluss haben Standort, Hochschultyp-125.pdf


Eine Frage der Zeit: Der Einfluss der sozialen Herkunft auf die Studiendauer.

Dr. Christina Haas, Sebastian Neumeyer

Leibniz-Institut für Bildungsverläufe, Deutschland

Die Studiendauer bis zum Bachelorabschluss beträgt an deutschen Universitäten 7,9 Semester (Median) – und ist somit deutlich länger als die gängige Regelstudienzeit von sechs Semestern (Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung, 2022). Während die Umstände und Gründe verlängerter Studiendauern angesichts der heterogenen Lebenslagen von Studierenden vielfältig sind, geht aus internationalen Studien hervor, dass der sozialen Herkunft eine zentrale Rolle bei der Studiendauer zukommt (Atherwood & Sánchez-Soto, 2023; Contini et al., 2018; Zarifa, et al., 2018).

Für den deutschen Hochschulkontext gibt es nur wenige Studien, die sich explizit mit den Determinanten von verlängerten Studiendauern beschäftigen sowie kaum empirische Evidenz zum Einfluss der sozialen Herkunft. Der vorliegende Beitrag möchte diese Forschungslücke schließen. Auf Basis der Studierendenkohorte des Nationalen Bildungspanels (NEPS SC5; Blossfeld & Roßbach, 2019) soll untersucht werden, ob ein Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der Studiendauer von Bachelorstudierenden in Deutschland besteht. Darüber hinaus werden theoretische Erklärungsmechanismen (Leistungsunterschiede, Unterschiede in den Zeitverfügbarkeiten aufgrund von Erwerbstätigkeit, Unterschiede in den Studienverläufen, weitere Kosten-Nutzen-Abwägungen und Zeitpräferenzen) für diesen Zusammenhang berücksichtigt.

Bei der Studierendenkohorte des Nationalen Bildungspanels handelt es sich um eine Stichprobe von Studienanfänger:innen, die im Studienjahr 2010/2011 ihr Studium begannen. In diesem Beitrag werden erste vorläufige Ergebnisse vorgestellt, basierend auf bivariaten deskriptiven Auswertungen und linearen Wahrscheinlichkeitsmodellen.

Referenzen

Atherwood, S., & Sánchez-Soto, G. (2023). Does Social Class Matter Equally for the Timely Transition Into and Out of College? Evidence from the NLSY97. Research in Higher Education, 64(1), 95–128. https://doi.org/10.1007/s11162-022-09692-w.

Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung. (2022). Bildung in Deutschland 2022. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zum Bildungspersonal. wbv media: Bielefeld.

Blossfeld, H.-P., & Roßbach, H.-G. (Hrsg.). (2019). Education as a lifelong process: The German National Educational Panel Study (NEPS). Edition ZfE (2nd ed.). Springer VS.

Contini, D., Cugnata, F., & Scagni, A. (2018). Social selection in higher education. Enrolment, dropout and timely degree attainment in Italy. Higher Education, 1–24.

Zarifa, D., Kim, J., Seward, B., & Walters, D. (2018). What’s Taking You So Long? Examining the Effects of Social Class on Completing a Bachelor’s Degree in Four Years. Sociology of Education, 91(4), 290–322.

Haas-Eine Frage der Zeit-122.docx


Im Wettbewerb um knappe Studienplätze: Wie soziale Herkunft die Wahl zwischen zulassungsbeschränkten und zulassungsfreien Studiengängen beeinflusst

Talke Cassing, Prof. Dr. Florian Hertel

Europa-Universität Flensburg, Deutschland

In Deutschland ist der Übergang von der Schule ins Studium sowohl von sozialer Ungleichheit beim Hochschulabschluss (Schindler and Lörz 2012) als auch bei der Studienfachwahl (Reimer and Pollak 2010) geprägt. Diese Arbeit fokussiert auf die Rolle von Zulassungsverfahren als möglicher institutionelle Mechanismus zur Erklärung sozialer Ungleichheit bei der Studiengangwahl (Jackson 2021; Alon 2009). Wir integrieren Zulassungsverfahren in die Theorie rationaler Bildungsentscheidungen und prüfen empirisch die hiervon abgeleiteten Hypothesen über den Zusammenhang von sozialer Herkunft und der Wahl zwischen zulassungsbeschränkten und zulassungsfreien Studiengängen in Deutschland.

Cassing-Im Wettbewerb um knappe Studienplätze-137.pdf


 
Impressum · Kontaktadresse:
Datenschutzerklärung · Veranstaltung: GfHf 2023
Conference Software: ConfTool Pro 2.8.101
© 2001–2024 by Dr. H. Weinreich, Hamburg, Germany