Veranstaltungsprogramm
Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht |
Sitzung | |||
Gesundheit & Inklusion
Track 4: Herausforderungen der Studiengestaltung | |||
Präsentationen | |||
Psychosoziale Studierendengesundheit in Sachsen im Kontext organisationaler Digitalität und studentischer Partizipation 1Zentrum für Forschung, Weiterbildung & Beratung an der ehs Dresden gGmbH, Deutschland; 2Universität Leipzig, Medizinische Fakultät In unserem Forschungs- und Praxisentwicklungsprojekt ENHANCE (Mental Health im Kontext von Digitalisierungsprozessen an Hochschulen) verfolgen wir die Ziele das psychosoziale Gesundheitserleben von Studierenden in Sachsen mit Hinblick auf ihre Studien- und Digitalisierungserfahrungen zu untersuchen und sie in diesen Belangen zu unterstützen. Wir reagieren damit auf die akute Bedarfslage von Studierenden, von denen trotz hoher psychopathologischer Prävalenzen nur wenige eine professionelle gesundheitliche Begleitung wahrnehmen (können) und auf einen Hochschulapparat, der sich nach der „Quick-and-Dirty-Digitalisierung“ 2020/21 im Aufbruch zu neuen digitalen Gestaltungswegen befindet (Deinmann, 2021; Kohls et al., 2023). Unsere Untersuchung beinhaltet eine repräsentative Befragung von Studierenden sechs sächsischer Hochschulen sowie problemzentrierte Einzel- und Gruppeninterviews mit Studierenden und Dozierenden. Auf dieser Grundlage entwickeln wir Online-Angebote für zur psychischen Gesundheitsförderung an Hochschulen und richten Entwicklungsworkshops als interdisziplinäres Austauschformat zwischen Studierenden und Hochschulpersonal (z.B. Lehre, Verwaltung, Hochschulpolitik) aus. Das Online-Angebot umfasst dabei eine App und einen Web-Browser über diese Studierende Zugang zu Gesundheitsübungen für den Alltag sowie zu psychosozialer Beratung via Mail, Chat und Video-Call erhalten. Die Workshops werden über drei Semester an verschiedenen Hochschulstandorten ausgerichtet und fokussieren die Weiterentwicklung der Hochschuldidaktik-, -kommunikation und -organisation. Die Forschungs- und Praxisformate wurden und werden dabei im engen Austausch mit sechs sächsischen Partnerhochschulen erarbeitet und als ko-kreative Arbeitsprozesse über den Projektzeitraum (2022-2024) stetig weiterentwickelt. Unser wichtigster Partner sind jedoch die Studierenden, deren Perspektive wir sichtbar machen wollen und als zentrale Impulsgeber*innen für die Themensetzung und Angebotsgestaltung in unser Projekt einbeziehen. So liegt eine wesentliche Herausforderung für uns darin, die spezifischen Interessen, Arbeitsweisen und Handlungsziele der verschiedenen Akteursgruppen und Institutionen zusammenzuführen und die dabei entstehenden Synergien mit unserer eigenen Forschungs- und Praxisexpertise in die jeweilige Hochschulpraxis zu transferieren. Hierbei begegnen uns sowohl tradierte Problemlagen wie bspw. die Divergenzen zwischen den Kommunikationskulturen von Lehrenden, Verwaltung und Studierenden bei der Formulierung und Identifikation von Gestaltungszielen (bspw. zur adäquaten Adressierung von Mental Health-Themen). Daran anknüpfend, jedoch durch die Infektionsmaßnahmen re-formuliert, stehen die von uns betrachteten Hochschulen weiterhin vor der Aufgabe, eine wirksame Reaktionsweise auf die Erweiterung studentischer Partizipationsräume um den digitalen Bereich zu finden. Diese wird darin sichtbar, dass Studierende weiterhin an einer Verbesserung der paritätischen Hochschulgestaltung interessiert sind, in ihrer Beteiligung an partizipativen Organen wie AStAs, Fachschaftsräte und in Seminarkontexten jedoch nicht an die Arbeitsweisen vor der Pandemie anknüpfen können. Hier bedarf es nach unserer Ansicht nun an einer Weiterentwicklung von (digitaler) Praxis und Prozessen, in der insbesondere informelle Kommunikationsstrukturen (bspw. das Flurgespräch nach dem Seminar) fokussiert werden. Wie sich diese Prozesse anregen, weiter beforschen und realisieren lassen oder bereits realisiert werden möchten wir gerne zum Thema des im gemeinsamen Austausches bei der diesjährigen GfHf-Jahrestagung und auf dem damit verbundenen Netzwerktreffen machen und dabei die vielen verschiedenen Expertisen verknüpfen und um unsere Erfahrungen in der gesundheitsorientierten Transferforschung erweitern. Quellen: Kohls, E., Günthner, L., Baldofski, S., Brock, T., Schuhr, J., Rummel-Kluge, C (2023) Two years COVID-19 Pandemic: Development of University Students' Mental Health 2020- 2022. Front. Psychiatry Deimann, M. (2021). Hochschulbildung und Digitalisierung – Entwicklungslinien und Trends für die 2020er-Jahre. In: Digitalisierung in Studium und Lehre gemeinsam gestalten. Springer VS, Wiesbaden.
Der Nachteilsausgleich an deutschen Hochschulen - Zu wenig, zu spät? Uni Kassel, Deutschland Neben der Anpassung von baulichen Gegebenheiten ist der sogenannte „Nachteilsausgleich“ ein zentrales Instrument der Inklusion an deutschen Hochschulen (Gattermann-Kasper 2016). Dass Nachteilsausgleiche Studierenden mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen bei ihrem Studium unterstützen können, haben verschiedene internationale Studien bereits aufgezeigt (vgl. Hoos et al. 2019 für eine kurze Übersicht). Gleichzeitig wurde jedoch festgestellt, dass der Nachteilsausgleich in Deutschland nicht in vollem Umfang genutzt wird. So zeigte die BEST 2 Studie mit Daten aus den Jahren 2016 und 2017, dass „nur 29% der Studierenden mit Schwierigkeiten bei der Studiendurchführung“ den Nachteilausgleich beantragen (Deutsches Studentenwerk 2018:10). Für diese Nichtinanspruchnahme wurden auch bereits Vielfältige Gründe identifiziert (Lyman et al. 2016). Inwiefern die Inanspruchnahme eines Nachteilsausgleichs unterschiedliche Personengruppen bei ihrem Studium unterstützt und wie der Nachteilausgleich als Instrument der Inklusion erfahren wird, wurde bisher nur nachrangig untersucht. An diese Forschungslücke knüpft diese Untersuchung an. Im Rahmen des BMBF geförderten Forschungsprojektes ErfolgInklusiv wurden narrative Interviews mit mehr als 30 Personen geführt, welche den Nachteilausgleich an der Universität Kassel in Anspruch genommen haben. Diese Interviews werden mit dem Grounded Theory Verfahren ausgewertet, um das Studienerleben mit Nachteilausgleich zu rekonstruieren. Hierbei wird insbesondere auf das Wissen um den Nachteilausgleich, den Prozess der Beantragung und die angepasste Prüfungssituation eingegangen. Erste Ergebnisse zeigen, dass das Wissen um den Nachteilausgleich die zentrale Barriere zur Wahrnehmung des Anspruchs darstellt. Dies schließt an bisherige Erkenntnisse an (Bauer 2021). Es zeigte sich weiterhin, dass der Anspruch auf einen Nachteilsausgleich nicht nur einer institutionellen bzw. rechtlichen Logik folgt. Bei allen Studierenden war und ist die Beantragung sowie die Wahrnehmung von Nachteilausgleichen stets mit einem Aushandlungsprozess verbunden. Vor dem Hintergrund der Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten und der Interaktion mit anderen Personen werden gesellschaftliche Gleichheits- und Gerechtigkeitsgedanken herangezogen, um den eigenen Anspruch zu legitimieren. Dies kann dazu führen, dass Nachteilsausgleiche auch bei bestehendem Anspruch nicht wahrgenommen oder in reduzierter Form beantragt werden. Auch wenn der Anspruch auf Seiten der Studierenden als legitim betrachtet und der Nachteilausgleich realistisch eingeschätzt wird, zeigt sich, dass der Nachteilausgleich die Nachteile nicht immer in vollem Umfang ausgleicht. Informiert durch die Erzählungen der Studierenden wird somit abschließend diskutiert, inwiefern der Nachteilsausgleich die bestehenden Nachteile ausgleicht bzw. ausgleichen kann. Bauer J F (2021) Nachteilsausgleich? Dazu wurde ich 14 nicht informiert! Wissen, Erfahrungen und Informationsbedarfe von Hochschullehrenden zum Thema Nachteilsausgleiche für Studierende mit Behinderungen. In: S. 187 - 197 Deutsches Studentenwerk (Hrsg.) (2018). beeinträchtigt studieren - best2. Datenerhebung zur Situation Studierender mit Behinderung und chronischer Krankheit 2016/17. Berlin. Gattermann-Kasper M (2016) Nachteilsausgleiche – Alles klar … oder? Kritischer Blick auf ein etabliertes Instrument im Lichte der UN-BRK. In: Klein U (Hrsg.) Inklusive Hochschule. Neue Perspektiven für Praxis und Forschung. Weinheim: Beltz, S. 104-122 Hoos O, Loose J, Bünner L (2019) Zentrale Gelingensbedingungen inklusiver Hochschulbildung für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung. Würzburg: Würzburg University Press Lyman M, Beecher M E, Griner D, Brooks M, Call J, Jackson A (2016). What Keeps Students with Disabilities from Using Accommodations in Postsecondary Education? A Qualitative Review. In: Journal of Postsecondary Education and Disability, 29 (2), S. 123–140
Ich habe was, was du nicht siehst – Wie entscheiden Studierende mit nicht sichtbaren Beeinträchtigungen über die Offenlegung ihrer Beeinträchtigung und die Inanspruchnahme von Nachteilsausgleichen? 1Universität zu Köln, Lehrstuhl für Arbeit und berufliche Rehabilitation; 2Stiftung die gute Hand Relevanz und Forschungsfrage Elf Prozent der deutschen Studierenden leben mit mindestens einer studienerschwerenden Beeinträchtigung (Middendorf et al., 2017). Die Hochschulen müssen dafür Sorge tragen, dass diese Studierenden in ihrem Studium nicht benachteiligt werden und die Angebote der Hochschule möglichst ohne fremde Hilfe in Anspruch nehmen können (Hochschulrahmengesetz § 2, Abs. 4). Ein wichtiges Mittel um dies zu ermöglichen, ist die Gewährung von Nachteilsausgleichen (Bauer, 2021). Obwohl der Großteil der Hochschulen Nachteilsausgleiche zumindest für Prüfungen vorsieht (Hochschulrektorenkonferenz, 2013), hat weniger als ein Drittel der anspruchsberechtigten Studierenden bereits einen Nachteilsausgleich beantragt (Poskowsky et al., 2018). Insbesondere für die große Gruppe der Studierenden mit nicht unmittelbar sichtbaren Beeinträchtigungen (96% aller beeinträchtigten Studierenden), ist ein wichtiger Grund für die Nichtinanspruchnahme, dass sie ihre Beeinträchtigung nicht offenlegen möchten (Poskowsky et al., 2018). Dieses Phänomen wird als Etikettierungs-Ressourcen-Dilemma bezeichnet (Bauer, Chakraverty & Niehaus, 2017). Die Studierenden befinden sich in einem Entscheidungskonflikt, bei dem der Aussicht auf Unterstützung durch Nachteilsausgleiche die Angst vor möglichen negativen Folgen (z.B. Diskriminierung) gegenübersteht. Aufgrund der hohen Relevanz der Offenlegungsentscheidung für die Inanspruchnahme von Nachteilsausgleichen und damit die chancengerechte Teilhabe beeinträchtigter Studierender, untersucht die vorliegende Studie, wie Studierende mit nicht sichtbaren Beeinträchtigungen die Offenlegungsentscheidung treffen und welcher Zusammenhang zur Inanspruchnahme von Nachteilsausgleichen besteht. Methodik Bundesweit wurden Studierende mit nicht sichtbaren Beeinträchtigungen zu einer Onlinebefragung eingeladen, in der sie zu ihrer (Nicht-)Offenlegungsentscheidung, Nachteilsausgleichen und behinderungsbezogenen Studienerfahrungen befragt wurden. Es nahmen N = 361 Studierende verschiedener Universitäten und Fachrichtungen in unterschiedlichen Studienphasen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen teil. Ergebnisse Während 68% der Befragten mindestens einer Person (v.a. Kommiliton*innen oder Dozierenden) zumindest Teilaspekte ihrer Beeinträchtigung offengelegt hatten, hatten 32% niemandem von ihrer Beeinträchtigung erzählt. Dabei müssen mögliche Selbstselektionseffekte in Betracht gezogen werden. Die Studie beleuchtet Motive sowie positive und negative Folgen der (Nicht-)Offenlegung. Sie zeigt auch, dass insbesondere diejenigen, die ihre Beeinträchtigung nicht offengelegt haben, Nachteilsausgleiche nicht kennen. Erwartungsgemäß nehmen jedoch auch diejenigen, die ihre Rechte kennen, diese nicht unbedingt in Anspruch. Die Ergebnisse bieten Ansatzpunkte für die Gestaltung der Hochschulpraxis, um die chancengerechte Teilhabe Studierender mit nicht sichtbaren Beeinträchtigungen zu verbessern. Literatur Bauer, J. F. (2021). Nachteilsausgleich? Dazu wurde ich nicht informiert! Wissen, Erfahrungen und Informationsbedarfe von Hochschullehrenden zum Thema Nachteilsausgleiche für Studierende mit Behinderungen. In C. Bohndick, M. Bülow-Schramm, D. Paul & G. Reinmann (Hrsg.), Hochschullehre im Spannungsfeld zwischen individueller und institutioneller Verantwortung. Tagungsband der 15. Jahrestagung der Gesellschaft für Hochschulforschung (S. 187–197). Wiesbaden: Springer Fachmedien. Bauer, J. F., Chakraverty, V. & Niehaus, M. (2017). Betriebliche Inklusion: Arbeitnehmer mit dauerhaften gesundheitlichen Beeinträchtigungen im Etikettierungs-Ressourcen-Dilemma. Public Health Forum, 25(4), 315–317. Hochschulrektorenkonferenz (2013). „Eine Hochschule für Alle“. Empfehlung der 6. Mitgliederversammlung der HRK am 21. April 2009 zum Studium mit Behinderung/chronischer Krankheit. Ergebnisse der Evaluation. Middendorff, E., Apolinarski, B., Becker, K., Bornkessel, P., Brandt, T., Heißenberg, S. & Poskowsky, J. (2017). Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2016. 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks. Berlin: BMBF. Poskowsky, J., Heißenberg, S., Zaussinger, S. & Brenner, J. (2018). beeinträchtigt studieren – best2. Datenerhebung zur Situation Studierender mit Behinderung und chronischer Krankheit 2016/17. Berlin: Deutsches Studentenwerk
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