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Sitzungsübersicht
Sitzung
Wirkungsforschung
Zeit:
Dienstag, 12.09.2023:
14:30 - 16:00

Chair der Sitzung: Prof. Dr. Michael Hölscher, Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer
Ort: SL0008a/b


Track 3: Wissenstransfer und Wirkungen


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Präsentationen

Soziale Innovationen aus Hochschulen durch Indikatoren befördern

Dr. Isabel Roessler, Cort-Denis Hachmeister, Bianca Brinkmann, Saskia Ulrich, Melanie Rischke

CHE Centrum für Hochschulentwicklung, Deutschland

Forschung und Lehre reichen nicht mehr aus, um den von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft an die Hochschulen gestellten Erwartungen und Ansprüchen gerecht zu werden. Die Third Mission an den Hochschulen gewinnt daher seit einigen Jahren zunehmend an Bedeutung (Roessler, Duong, & Hachmeister, 2015). Teilweise betrachten die Hochschulen Third Mission ganzheitlich, teilweise legen sie Schwerpunkte. Klassischerweise auf Wissens- oder Technologietransfer, auf gesellschaftliches Engagement oder Weiterbildung (Roessler, Hachmeister, & Scholz, 2016). Seit kurzem rückt ein weiteres Thema in den Fokus: Soziale Innovationen. Dabei handelt es sich um Praktiken, Handlungsweisen oder Werte, die Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen mit sich bringen.

Allerdings stammen nur 15 Prozent der Sozialen Innovationen aktuell aus Hochschulen (Majewski Anderson, Domanski, & Howaldt, 2018). Wie also können Soziale Innovationen aus Hochschulen gefördert werden?

Dieser Forschungsfrage gingen wir im Forschungsprojekt WISIH, Wege und Indikatoren Sozialer Innovationen aus Hochschulen, nach. Auf Basis von Literaturrecherchen, quantitativen und qualitativen Befragungen unter Professor*innen aus der Pflegewissenschaft sowie der Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie und Stakeholdern, zeigten Wege auf, wie mehr Soziale Innovationen in Hochschulen entstehen können.

Wir konnten nachweisen, dass 68 Prozent der Befragten den Begriff „Soziale Innovation“ kannten, stellen zugleich jedoch deutliche Fächerunterschiede fest. Ebenso konnten wir feststellen, dass ein mit 64 Prozent hoher Anteil an Wissenschaftler*innen de facto an Sozialen Innovationen arbeitete, jedoch nicht zwingend wusste, dass es sich dabei um potentielle Sozialen Innovationen handelt. Besondere Aufmerksamkeit muss dem Fakt gewidmet werden, dass zwar 72 Prozent eine Idee entwickelten, die zu einer Sozialen Innovation führen könnte, jedoch nur 39 Prozent der Befragten angaben, dass ihre Idee in einem begrenzten Rahmen in die Praxis übertragen wurde, bspw. in ein einzelnes Unternehmen (Hachmeister & Roessler, 2020).

Die Ergebnisse zeigen, dass an Hochschulen das Potential besteht, mehr Soziale Innovationen zu generieren: ihre Mitglieder forschen zu Themen, die zu Soziale Innovationen führen können, können die Idee jedoch nicht in ausreichendem Maße in die Praxis überführen.

Ein Aufwuchs Sozialer Innovationen kann auch durch ein unterstützendes Hochschulmanagement erreicht werden. Dafür müssen jedoch Rahmenbedingungen ggf. optimiert, Weichen gestellt und benötigte Netzwerke etabliert werden.

Indikatoren kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. In unserem Indikatorenportal (Hachmeister & Roessler, 2020) sind Indikatoren enthalten, mit denen sowohl der Status Quo Sozialer Innovationen an Hochschulen erhoben als auch die Generierung Sozialer Innovationen gezielt gefördert werden kann (https://indikatorenportal.che.de).

Die Indikatorik umfasst den Gesamtprozess Sozialer Innovationen, um jeden Schritt zu unterstützen und letztlich zu einer Wirkungsmessung zu führen.

Im Vortrag werden die Kernergebnisse des Projekts beleuchtet, die Indikatoren vorgestellt; und erläutert, wie das Indikatorenportal von unterschiedlichen Stakeholdern und zu verschiedenen Zwecken genutzt werden kann.

Literaturverzeichnis

Hachmeister, C.-D., & Roessler, I. (Oktober 2020). Soziale Innovationen aus Hochschulen - Prozesse, Phasen und Wege. Gütersloh. Abgerufen am 30. 08 2021 von https://www.che.de/download/wege-sozialer-innovationen-aus-hochschulen/

Majewski Anderson, M., Domanski, D., & Howaldt, J. (2018). Social Innovation as a chance and a challenge for higher education institutions. In J. Howald, C. Kaletka, A. Schröder, & M. Zirngiebl (Hrsg.), Atlas of Social Innovation (S. 50-54). Dortmund.

Roessler, I., Duong, S., & Hachmeister, C.-D. (Februar 2015). Welche Missionen haben Hochschulen? Third Mission als Leistung der Fachhochschulen für die und mit der Gesellschaft. Gütersloh. Abgerufen am 01. 03 2017 von http://www.che.de/downloads/CHE_AP_191_Profilierung_durch_Third_Mission.pdf

Roessler, I., Hachmeister, C.-D., & Scholz, C. (2016). Positionierung durch Profilierung - Stärkung der Third Mission an HAW. Gütersloh. Abgerufen am 5. Dezember 2016 von http://www.che.de/downloads/CHE_AP_191_Profilierung_durch_Third_Mission.pdf

Roessler-Soziale Innovationen aus Hochschulen durch Indikatoren befördern-183.docx


Bedeutung und Anwendungspotential des impliziten Assoziationstests im Hochschulkontext

Clemens Klinke1, Marc Schipper1,2, Marcus Eckert1, Katharina Fischer1, Johanne Pundt1

1Apollon Hochschule für Gesundheitswirtschaft: Apollon Hochschule der Gesundheitswirtschaft, Deutschland; 2Hochschule für Künste im Sozialen, Ottersberg

Hochschulen nutzen als methodischen Zugang im Qualitätsmanagement vermehrt Fragebögen, um die subjektive Wahrnehmung ihrer Studierenden zu erfassen. Allerdings sind Fragebögen durch die individuelle Interpretation der Fragen und dem sozial erwünschten Antwortverhalten nicht vollends verlässlich. Vor allem in der Voraussage von Verhalten haben sich deshalb implizite Verfahren als erfolgsversprechend erwiesen. Eines der bekanntesten Instrumente zur Messung subjektiver Wahrnehmungen ist der implizite Assoziationstest (IAT; Greenwald et al., 1998). Dieser Test misst - basierend auf Reaktionszeiten - die Assoziation von psychologischen Konzepten und erlangte Bekanntheit durch das Aufzeigen impliziter Vorurteile. Der Test kann aber auch weniger kontroverse Assoziationen messen und Verhalten vorhersagen. Im Hochschulkontext wurde er bereits eingesetzt, um den Abbruch von Studierenden vorherzusagen, indem er untersucht hat, inwiefern die Studierenden sich selbst mit ihrem Studienbereich assoziieren (Roland et al., 2018). Der IAT zeigte sich hierbei als der beste Prädiktor im Hinblick auf den Studienabbruch.

Auch in einer Studie des von der APOLLON Hochschule und Euro-FH durchgeführten Forschungsprojekts „Studienerfolge und -abbrüche im Fernstudium“ (SaFe) wurde ein IAT eingesetzt. Das Forscherteam nutzte ihn, um das Einreichen von Prüfungsleistungen vorherzusagen. Dabei stellte sich der IAT erfolgreich und ebenbürtig zu expliziten Verfahren dar. Er unterschied zudem verschiedene Studierendengruppen und ermöglichte eine zusätzliche theoretische Perspektive. Im geplanten Vortrag möchte das Forscherteam die Ergebnisse dieser Studie als Beispiel nutzen, um von ihnen die Übertragbarkeit auf andere Themenbereiche, wie beispielsweise die der dritten Mission zu diskutieren. Zur Messung der wahrgenommenen Leistung der Hochschulen in der dritten Mission oder der Nachhaltigkeit könnte die Hochschule selbst als Zielkategorie des IATs dienen, während verschiedene andere Themen als Assoziationen zum Tragen kommen könnten. Eine Möglichkeit wäre, dass untersucht werden könnte, wie innovativ, nachhaltig oder divers die Hochschulinstitutionen subjektiv assoziiert werden. Der IAT könnte zudem auch in Screening-Tools, die Studienabbruch entgegenwirken sollen, zum Einsatz kommen.

Im geplanten Vortrag möchte das Forscherteam generell die Bedeutung und das Anwendungspotential des IAT im Hochschulkontext vorstellen. Er könnte einerseits, wie oben beschrieben, die subjektive Wahrnehmung der Leistung von Hochschulen in relevanten Themenbereichen messen. Andererseits lässt er sich als digitale Anwendung aber auch perspektivisch in die Hochschulpraxis integrieren und könnte den Hochschulen in Zukunft bei Gestaltungsfragen wertvolle Erkenntnisse liefern. Die Anwendung des IATs erfordert zudem größte Sorgfalt, da der Test falsch eingesetzt und seine Messungen fehlinterpretiert werden können. Der IAT sollte außerdem idealerweise zusammen mit expliziten Fragebögen eingesetzt werden, da er auf diese Weise deren Ergebnisse ergänzen kann. Das Forscherteam wird in der Präsentation deshalb auch die Aspekte vorstellen, auf die es bei der präzisen Anwendung des IATs zu achten gilt.

Literatur

Greenwald, A. G., McGhee, D. E., & Schwartz, J. L. (1998). Measuring individual differences in implicit cognition: the implicit association test. Journal of personality and social psychology, 74(6), 1464.

Roland, N., Mierop, A., Frenay, M., & Corneille, O. (2018). Field-Identification IAT Predicts Students' Academic Persistence over and above Theory of Planned Behavior Constructs. Frontline Learning Research, 6(1), 19-30.

Klinke-Bedeutung und Anwendungspotential des impliziten Assoziationstests-145.pdf


Forschungsergebnisse – und dann? Promotoren als Schlüssel für den Transfer von Forschungsergebnissen in die Hochschulpraxis

Linda Vogt

Hochschule Biberach, Deutschland

Wie lassen sich Ergebnisse aus der Hochschulforschung in die Hochschulpraxis transferieren? Diese Frage hat sich vor dem Hintergrund des pandemiebedingten Digitalisierungsschubs besonders gestellt. Während der durch die Beschränkungen erforderlichen Schließung der Hochschulen und auch noch danach haben sich viele Forschungsansätze mit der Frage beschäftigt, wie die Ad hoc-Umstellung auf digitale Lehr-Lern- und Arbeitssettings in neue Strukturen und Prozesse überführt werden kann. Aber wie gelangen die vielfältigen Ergebnisse dieser Forschungen tatsächlich in die Hochschulpraxis?

Um die Situation der Beteiligten in der Lehr-Lern-Arbeitswelt während der digitalen Semester zu untersuchen, wurde auch am Institut für Bildungstransfer der Hochschule Biberach in Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle für Hochschuldidaktik BW die qualitative Studie „Entwicklungspfade für Hochschule und Lehre nach der Corona-Pandemie“ (Sälzle et al., 2021) durchgeführt. Dabei wurden in digitalen Einzelinterviews und Fokusgruppen Fragen zur veränderten Situation in Studium und Beruf sowie im Privaten beantwortet. Daraus wurden verschiedene Handlungsimpulse erarbeitet.

Nach den Beschränkungen durch die Pandemie zeigt sich, dass ein Transfer der Forschungsergebnisse und auch die Umsetzung dieser Handlungsimpulse in den Hochschulstrukturen große Herausforderungen mit sich bringen, wenn gleich deren Nutzen in der Theorie erkannt und anerkannt wird. Eine wichtige Feststellung ist, dass die Befragten oft nicht zurück zur alten Normalität woll(t)en (Sälzle et al., 2021). Leider zeigte sich nach der vergleichenden Auswertung einer zweiten Erhebung in Form einer vom Verbund der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften Baden-Württemberg (HAW BW, 2022) durchgeführten qualitativen schriftlichen Befragung, dass die Umsetzung der Verstetigung der neuen bzw. umgebildeten Strukturen ins Stocken geraten ist. Ein wesentlicher Aspekt, der tatsächlich zu einer Veränderungen in der Praxis während der Corona-Pandemie führte, war, dass treibende Personen, sogenannte Promotoren, identifiziert und mit entsprechender Handlungsbefugnis ausgestattet werden müssen. Dies wurde auch in der Analyse der zweiten Daten deutlich, denn treibende Personen bzw. Promotoren müssen identifiziert werden und ihnen müssen Raum und Ressourcen zur gemeinsamen Arbeit gegeben werden, damit Handlungsimpulse nachhaltig in die Hochschulpraxis transferiert werden können (Vogt et al., 2023).

Der Vortrag soll einen Überblick über die Ergebnisse des Vergleichs der beiden Erhebungen zeigen. Herausforderungen im Transfer in die Hochschulpraxis und kritische Betrachtungen der Umsetzung in den unterschiedlichen Hochschulen werden ebenfalls abgebildet.

Literaturverzeichnis

HAW BW. (2022, 5. April). Hochschulen für Angewandte Wissenschaften - HAW BW. https://hochschulen-bw.de/

Sälzle, S., Vogt, L., Blank, J., Bleicher, A., Scholz, I., Karossa, N., Stratmann, R. & D'Souza, T. (2021). Entwicklungspfade für Hochschule und Lehre nach der Corona-Pandemie: Eine qualitative Studie mit Hochschulleitungen, Lehrenden und Studierenden (1. Auflage). Tectum Verlag.

Vogt, L., Blank, J. & Bleicher, A. (2023). Promotoren für die Hochschulentwicklung post Corona. Hochschulmanagement. Im Erscheinen

Vogt-Forschungsergebnisse – und dann Promotoren als Schlüssel für den Transfer von Forschungsergebnissen-117.pdf


 
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