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Sitzungsübersicht
Sitzung
Impulse für die Hochschulentwicklung
Zeit:
Dienstag, 12.09.2023:
10:30 - 12:00

Chair der Sitzung: Dr. Marc Hüsch, CHE Centrum für Hochschulentwicklung
Ort: SL0206


Track 6: Impulse für die Hochschulentwicklung


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Präsentationen

Empirisch informierte Hochschulentwicklung – ein Beispiel aus der Praxis

Dr. René Krempkow, Angela Weißköppel

HTW Berlin, Deutschland

Wie kann empirische Hochschulforschung mit Hochschulentwicklung verzahnt werden? Das ist auch die zentrale Frage in einem Projekt, in dem für Maßnahmen rund um Curriculum­entwicklung Datenerhebungen und Analysen mit dem Ziel der Weiterentwicklung der Lehre erfolgen. Dies steht im Spannungsverhältnis des Einsatzes wissenschaftlich-empirischer Methoden zur Datengewinnung und der Ansprüche an eine gewisse methodische Strenge einerseits, und dem Erfordernis der Bereitschaft zu Kompromissen sowie pragmatischer Herangehens­weise aufgrund kurzer Projektlaufzeit und weiterer Rahmenbedingungen andererseits.

Im geplanten Beitrag soll der Umgang mit gegenläufigen Ansprüchen anhand der Vorstellung des Konzeptes und von Datenerhebungen/-analysen für eine formative Evaluation reflektiert und diskutiert werden. Dabei stellt sich das Erhebungsdesign auch dem Anspruch, Ansätze zur Erfassung von Wirkungszusammenhängen und zur Reflektion von Wirkungs­vermutungen zu formulieren. Beim Projekt handelt es sich um das an der HTW Berlin angesiedelte durch die Stiftung "Innovation in der Hochschullehre" geförderte Curriculum Innovation Hub (CIH), welches mit acht Teilprojekten eine didaktisch durchdachte sowie technisch/räumlich weiter untermauerte Basis an den Schnittstellen der Fachbereiche für zukunftsfähige blended Curricula schaffen soll.

Ziel ist es, digitales Lehren/Lernen an der HTW Berlin stärker als bisher evidenzbasiert – oder zumindest empirisch informiert – weiterzuentwickeln. Hierbei sollen Maßnahmen und Prozesse des CIH formativ auf ihre Wirkungsorientierung hin reflektiert und überprüft werden. Es werden sowohl die Ebene des Gesamtprojekts als auch die der Teilprojekte bzw. Arbeitspakete einbezogen. Der Fokus der Wirkungsüberprüfung liegt dabei auf Zielen, Ergebnissen und Nachhaltigkeit. Für den theoretischen Rahmen soll ein Qualitätsmodell entlang der Dimensionen Ziel-, Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität genutzt werden, wobei wir uns an bereits früher entwickelte Modelle (vgl. z.B. Pasternack 2004, Krempkow 2009) anlehnen, was als Analyse- und Reflexionsraster fungieren soll. Die formative Wirkungsüberprüfung soll das CIH bzw. dessen Maßnahmen/Teilprojekte während der Durchführung konzeptionell begleiten und unterstützen (im Sinne von Begleitforschung) sowie Rahmenbedingungen schaffen, die die Wirksamkeit der Maßnahmen/Teilprojekte wahrscheinlicher machen.

Ein großer Teil der Datenerhebungen erfolgt qualitativ (v.a. Leitfaden-/ Fokusgruppen­interviews), um die Wahrnehmung von Maßnahmen und Verbesserungsvorschläge durch die Beteiligten direkt zu erfassen und in die Weiterentwicklung/Umsetzung einzubeziehen. Ein Evaluationsdesign i.S.v. Wirkungsanalysen mit Treatment- und Kontrollgruppe sowie als Prä-Post-Design lässt sich aufgrund verfügbarer Ressourcen und Datenschutz­bedingungen nur für bestimmte Ziele des CIH umsetzen (vgl. zu Anforderungen und Realisierungsmöglichkeiten Schmidt & Jongmanns 2021). Allerdings lassen sich auch z.B. bei statistischer Kontrolle der Zusammensetzung von Probanden und ansonsten ähnlicher Kontextbedingungen Wirkungs­aussagen ableiten (z.B. Krempkow, Mayweg & Reinecke 2018).

Hier sollen die entwickelten digitalen und hybriden Lehr- und Prüfungsformate konkret z.B. durch Auswertung von Prüfungsdaten und gruppenspezifische Interviews sowie Befragungen evaluiert werden. So ist geplant, für die Einführung digitalisierter Mathematik-Übungs­aufgaben Wirkungsaussagen abzuleiten, indem die Studierenden zufällig einer Treatment- und einer Kontrollgruppe zugeteilt werden. So soll ermöglicht werden, die späteren Mathematik-Klausurergebnisse beider Gruppen zu vergleichen, und in Gruppeninterviews subjektive Einschätzungen und Weiterentwicklungsvorschläge hierzu zu erfassen, vor und nach o.g. Maßnahme. Ähnliches ist für die Informatik angedacht. Ein mögliches Ergebnis könnte in diesem konkreten Fall sein, bei digitalen Mathematik- bzw. Informatik-Übungsaufgaben an den jeweils bewältigten Schwierigkeitsgrad angepasstes Feedback zu geben und Aufgaben weiterzuentwickeln, um so den Lern-/Lehrerfolg zu fördern.

Abschließend soll diskutiert werden, inwieweit solche Ansätze auch auf ähnliche Maßnahmen andernorts übertragbar wären.

Krempkow-Empirisch informierte Hochschulentwicklung – ein Beispiel aus der Praxis-110.pdf


Fachzentren und ihr Beitrag zur Hochschulentwicklung

Dr. Sarah Schmidt

Goethe-Universität Frankfurt, Deutschland

Die Goethe-Universität Frankfurt hat im Rahmen des Qualitätspakt-Lehre-Projektes vier Fachzentren zur Verbesserung von Studium und Lehre eingerichtet: das Zentrum Naturwissenschaften, das Zentrum Geisteswissenschaften, das Zentrum für Lehrerbildung sowie das Methodenzentrum Sozialwissenschaften. Durch verschiedene Mechanismen können die Fachzentren dazu beitragen, die Qualität von Studium und Lehre zu verbessern und die Kommunikation zwischen den Fachbereichen und darüber hinaus zu optimieren.

Das Methodenzentrum Sozialwissenschaften befragt alle zwei Jahre die Studierenden der zugehörigen Fachbereiche zu den Angeboten des Zentrums und ihren eigenen Kompetenzen. Die Ergebnisse fließen regelmäßig in die Weiterentwicklung des Methodenzentrums und seiner Angebote ein. So wurde zum Beispiel das Konzept der Methodenwoche auf Grund der Rückmeldungen überarbeitet.

Die Methodenwoche war ein Workshop-Angebot und umfasste Grundlagenkurse für Einsteiger*innen und vertiefende Veranstaltungen für fortgeschrittene Methodenanwender*innen. Es deckte quantitative und qualitative Ansätze ab und war interdisziplinär angelegt.

Ziel der Methodenwoche war, das Lehrangebot im Methodenbereich über das Pflichtcurriculum hinaus zu erweitern und die Methodenkompetenz der Studierenden zu stärken. Dabei richtete sich das Angebot sowohl an Studienanfänger*innen als auch an fortgeschrittene Studierende. Denn sowohl im Verlauf von Lehrveranstaltungen als auch bei eigenständigen Literaturrecherchen, Hausarbeiten und Abschlussarbeiten können sie von breiten Methodenkenntnissen und einem umfassenden Methodenverständnis profitieren. Das Workshop Angebot im Rahmen der Methodenwoche umfasste Grundlagenkurse und vertiefende Veranstaltungen für fortgeschrittene Methodenanwender*innen. Es deckte quantitative und qualitative Ansätze ab und war ebenso interdisziplinär angelegt. Aus dem Angebot konnten bis zu zwei Workshops ausgewählt werden.

Die Studierenden gaben in diversen Evaluationen die Rückmeldung, dass sie sich ein breiteres Angebot wünschen, bei dem sie mehr Workshop besuchen können. Daher wurde das Programm - jetzt WoMepS (Workshops zu Methoden der empirischen Sozialforschung) - über das gesamte Jahr 2023 gestreckt und insgesamt 50 Workshops zu verschiedenen Themen angeboten. Zudem wurden Workshopreihen zu bestimmten Themen angeboten, so dass Studierende die Möglichkeit haben, innerhalb eines Jahres zum Beispiel die Software R vom Öffnen des Programms bis zu komplexen statistischen Verfahren zu erlernen oder verschiedene Möglichkeiten der Interviewführung auszuprobieren.

Diese Entwicklung strahlt in die ganze Hochschule, da nicht nur die Rückmeldungen von Studierenden in die Planung eingeflossen sind, sondern auch das Feedback von Lehrenden außerhalb der Fachbereiche des Methodenzentrums. So konnten wir unter anderem auch Angebote für die empirischen Sprachwissenschaftler generieren und auf Geisteswissenschaftler zuschneiden.

Ähnliche Prozesse finden datengestützt auch in den anderen Fachzentren statt. Der Vortrag wird über die Möglichkeit solcher Prozesse und der Einflussnahme auf die Hochschulentwicklung berichten und konkrete Beispiele aus dem Methodenzentrum vorstellen.

Schmidt-Fachzentren und ihr Beitrag zur Hochschulentwicklung-164.pdf


Die Rolle der Identifikation als Gelingensbedingung von Verbünden zur Hochschulentwicklung: Eine empirische Untersuchung im Mixed-Methods-Design

Johnny Hartmann1, Dr. Sarah Berndt1, Johanna Ruge2

1Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU), Deutschland; 2Universität Hamburg (UHH), Hamburger Zentrum für Universitäres Lehren und Lernen (HUL), Deutschland

Lehrbezogene Qualitätsentwicklungsaktivitäten finden zunehmend in Hochschulverbünden statt. Das grundlegende inhaltliche Motiv dafür ist, dass Qualitätsentwicklung von Zusammenarbeit und Austausch profitiert. Aus hochschuldidaktischer Perspektive bietet die Verbundarbeit das Potential der Etablierung einer community of practice [CoP] (vgl. Wenger 1998), die nachhaltig zu Entwicklungen an den jeweiligen Hochschulen beitragen kann. Daneben existieren aber auch Herausforderungen in derartigen Kooperationen, bspw. im Hinblick auf die Kommunikation, das Management sowie das Commitment gegenüber dem Verbund und seinen Zielen, die für das Gelingen der Verbünde zur Hochschulentwicklung hinderlich sein können (vgl. Fuest 2004, Hückstädt et al. 2022). Eine umfassende empirische Untersuchung von Gelingensbedingungen und hinderlichen Bedingungen der Verbundarbeit im Bereich Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre steht bisher jedoch aus. Der Beitrag greift diese Forschungslücke auf, indem er die Bedeutung der Identifikation als Gelingensbedingung von Verbünden fokussiert. Er beschäftigt sich – theoretisch eingebettet in Subjektivierungstheorien (vgl. Bröckling 2007) und den CoP-Ansatz (vgl. Wenger 1998) sowie angelehnt an den Forschungsstand zum Erfolg von Forschungsverbünden (vgl. Hückstädt et al. 2022) – insofern mit folgenden Fragen:

1) Welche Bedingungen begünstigen bzw. hemmen die Identifikation der Akteur:innen mit dem Verbund im Bereich Hochschulentwicklung? Wie wird die Identifikation gefördert?

2) In welchen Ausprägungsformen tritt die Identifikation auf?

3) Welchen Mehrwert hat die Identifikation für die Verbundarbeit und die jeweiligen Akteur:innen? Inwiefern beeinflusst die Identifikation der Akteur:innen mit dem Verbund dessen Erfolg?

Methode

Es kommen sowohl quantitative wie auch qualitative Forschungsmethoden zum Einsatz, die mittels Triangulation miteinander verwoben werden. Die quantitative Untersuchung basiert auf Querschnittsdaten von 160 Akteur:innen in 62 deutschen Hochschulverbünden zur Entwicklung von Studium und Lehre, die im Jahr 2022 mittels einer teil-standardisierten Onlinebefragung erhoben wurden. Die Auswertung erfolgt hierbei mittels deskriptiver Verfahren sowie multipler Regressionsanalysen.

In der qualitativen Untersuchung wird eine exemplarische Betrachtung von drei ausgewählten Verbünden vorgenommen. Hier wurde beim Sampling darauf geachtet, dass verschiedene Verbundkonstellationen vertreten sind. Es wurden narrative Interviews mit unterschiedlichen Akteursgruppen durchgeführt. Die Auswertung orientiert sich am Grounded Theory Ansatz (Mey & Mruck 2011).

Erste Ergebnisse

Aus den Ergebnissen der multiplen Regressionsanalysen kristallisiert sich auf mehreren Zieldimensionen (z.B. inhaltliche Zielerreichung, Wichtigkeit des Verbunds für den Erfolg des Teilprojekts) heraus, dass diese in einem signifikant positiven Zusammenhang mit der Identifikation der Befragten hinsichtlich ihres Verbundes zur Hochschulentwicklung stehen. Außerdem zeigt sich anhand der Daten, dass die Identifikation durch bestimmte Kooperationsaspekte bedingt wird (z. B. ein offener und transparenter Austausch). Die qualitativ-rekonstruktiven Analysen zeigen darüber hinaus, dass es ein vielfältiges Spektrum an Identifikationsformen mit dem Verbund gibt. Die Identifikation mit dem Verbund wird durch Maßnahmen des communitybuildings aktiv durch die Verbundkoordination gefördert.

Literatur

Bröckling, U. (2007): Das unternehmerische Selbst. Soziologie einer Subjektivierungsform. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

Fuest, V. (2004): „Alle reden von Interdisziplinarität, aber keiner tut es“. Anspruch und Wirklichkeit interdisziplinären Arbeitens in Umweltforschungsprojekten. URL: http://www.heidelberger-lese-zeiten-verlag.de/archiv/online-archiv/fuestneu.pdf.

Hückstädt, M., Janßen, M., Oberschelp, A., Wagner, N., Weinmann, C. & Winde, M. (2022): Forschungskooperation im Verbund. Future Lab: Kooperationsgovernance – Diskussionspapier 6. URL: https://www.stifterverband.org/sites/default/files/forschungskooperation_im_verbund.pdf.

Mey, G. & Mruck, K. (2011): Grounded Theory Reader. Wiesbaden: Springer VS.

Wenger, E. (1998): Communities of practice: Learning, meaning and identity. New York: Cambridge University Press.

Hartmann-Die Rolle der Identifikation als Gelingensbedingung von Verbünden-106.pdf


 
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