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Sitzungsübersicht
Sitzung
Future Skills
Zeit:
Montag, 11.09.2023:
15:30 - 17:00

Chair der Sitzung: Saskia Ulrich, CHE Centrum für Hochschulentwicklung
Ort: SL0203


Track 4: Herausforderungen der Studiengestaltung


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Präsentationen

Förderung von Future Skills in der Hochschullehre – Ergebnisse einer Professor*innen-Befragung und ihre Implikationen für die Hochschulentwicklung

Dr. Nina Horstmann

Centrum für Hochschulentwicklung, Deutschland

Digitalisierung, Künstliche Intelligenz sowie globale gesellschaftliche Herausforderungen haben enorme Auswirkungen auf die Arbeit der Zukunft. Anerkannte Berufsbilder und ihre Anforderungsprofile wandeln sich. Die Arbeitswelt zeichnet sich zunehmend durch eine wachsende Komplexität, sich immer schneller wandelnde Handlungskontexte und Unvorhersehbarkeit aus. Um hier erfolgreich zu sein, reicht Fachwissen allein nicht mehr aus. Zusätzlich werden digitale und nicht-digitale, transversale Kompetenzen, sog. „Future Skills“, benötigt. Future Skills können gefasst werden als Handlungskompetenzen für zukünftige Situationen, die aufgrund ihres schnellen Wandels immer wieder neue, komplexe Probleme hervorbringen und auf die eine (Aus-)Bildung wie bisher nicht mehr gut vorbereitet. Future Skills ermöglichen, in diesen Situationen „selbstorganisiert komplexe Probleme zu lösen und (erfolgreich) handlungsfähig zu sein“ (Ehlers, 2020, S. 57; Ehlers, 2022). Es liegt eine Vielzahl an nationalen und internationalen Future-Skills-Studien vor (für eine Übersicht, siehe Ehlers, 2022). Viele dieser Studien legen den Fokus auf Employability und stellen damit auch Anforderungen an die Hochschulbildung.

Ziel der vorliegenden Studie war es, einen Abgleich der von Arbeitgeber*innen geforderten Future Skills mit der aktuellen Hochschullehre für verschiedene Fächer vorzunehmen. In einer Online-Befragung im Rahmen des CHE Hochschulrankings wurden N = 3.523 Professor*innen der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fächer (inkl. W-Bindestrich-Fächer) sowie des Fachs Soziale Arbeit an Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften/Fachhochschulen befragt, inwieweit sie bestimmte Future Skills bereits in Lehrveranstaltungen innerhalb des Curriculums fördern. Das Set an 22 untersuchten Future Skills basierte auf dem von Stifterverband & McKinsey (Suessenbach, Winde, Klier & Kirchherr, 2021) entwickelten Future Skills-Framework ergänzt um weitere zentrale Future Skills aus der Literatur (Ehlers, 2022; Schleicher, 2013). Die Ergebnisse zeigen, dass einige Future Skills über die untersuchten Fächer hinweg von einem Großteil der befragten Professor*innen bereits „stark“ oder „sehr stark“ gefördert werden (z.B. Kritisches Denken, Problemlösekompetenz). Bei anderen Future Skills sind hingegen große Fächerunterschiede zu beobachten, das Ausmaß der Förderung ist hier also abhängig vom Fach (z.B. Kollaboration, Dialog- und Konfliktkompetenz). Nur sehr wenige der untersuchten Future Skills spielen über die betrachteten Fächer hinweg noch eine eher untergeordnete Rolle (z.B. Missionsorientierung, Digitale Ethik). Insgesamt werden Digitalkompetenzen im Vergleich zu den nicht-digitalen Kompetenzen noch weniger häufig gefördert.

Im Vortrag werden die wichtigsten Ergebnisse der Professor*innen-Befragung vorgestellt und ihre Implikationen für die Hochschulentwicklung diskutiert. Zudem wird eine Klassifikation von Maßnahmen zur Implementierung von Future Skills in die Hochschullehre vorgenommen. Abschließend wird aufgezeigt, welche Handlungsfelder und Herausforderungen sich für Hochschulen bei der Integration von Future Skills in die Curricula ergeben und welche Forschungsfragen die Hochschulforschung adressieren sollte.

Literatur

Ehlers, U.-D. (2020): Future Skills. Lernen der Zukunft - Hochschule der Zukunft. Wiesbaden: Springer VS.

Ehlers, U.-D. (2022). Future Skills im Vergleich. Zur Konstruktion eines allgemeinen Rahmenmodells für Zukunftskompetenzen der akademischen Bildung. Hg. v. Ulf-Daniel Ehlers, Karlsruhe.

Schleicher, A. (2013). 21st Century Skills. re:publica, Berlin.

Suessenbach, F., Winde, M., Klier, J. & Kirchherr, J. (2021). Future Skills 2021. 21 Kompetenzen für eine Welt im Wandel. In Kooperation mit McKinsey&Company. Hg. v. Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. Essen.

Horstmann-Förderung von Future Skills in der Hochschullehre – Ergebnisse einer Professorinnen-Befragung-175.pdf


HEX - Higher Education eXplorer

Eike Schröder

Stifterverband, Deutschland

Vermittelte Lehrinhalte und Schlüsselqualifikation/Future Skills an Hochschulen sind immer wieder Themen im gesellschaftlichen Diskurs. Die Diskussion findet dabei zumeist auf Ebene der angebotenen Studiengänge statt. Die Ebene darunter – die konkreten Lehrveranstaltungen – wird aufgrund einer fehlenden allgemeinen Datenbasis lediglich mit aufwendigen Einzelauszählungen, Fallbeispielen und/oder anekdotischem Wissen betrachtet. Dabei zeigt sich gerade auf dieser Ebene die Freiheit von Lehre sowie die Verzahnung mit aktueller Forschung.

Der Stifterverband führt derzeit in einem Forschungsprojekt die verschiedenen Vorlesungsverzeichnisse, auch früherer Semester, möglichst vieler deutscher Hochschulen zu einer Kurs-Datenbank zusammen (Stand 20.03.2023, ~ 950.000 Kurs-Datensätze). In der Datenbank finden sich Informationen zu Kurstitel, -beschreibung, Semester, Lehrstuhl/Institut/Fakultät, Unterrichtssprache und vieles mehr. Entsprechend lässt sich anhand der neu zusammengestellten Daten, insbesondere mit Methoden des Text-Minings, analysieren, wie sich Hochschulstrukturen und -curricula entwickeln.

Um es greifbarer zu machen: Wir versuchen anhand von Analysen der Kurstitel und -beschreibungen auszumachen, welche Themen innerhalb der Kursvielfalt in den vergangenen Semestern an Bedeutung gewinnen, welche verlieren. Wann und in welchem Bereich tauchen neue Begriffe in den Kursbeschreibungen auf? Wir untersuchen wie es um das Verhältnis von Kursen in Deutsch/Englisch je Fachbereich steht, ob neue Lehrformate sich in den Vorlesungsverzeichnissen wiederfinden, wie gut die Kursbeschreibungen für die Studierenden sind, wo regionale Schwerpunkte in der Wissens- und Kompetenzvermittlung sind oder auch welche fachlich ähnlichen Fakultäten verschiedener Hochschulen sich in ihrem Lehrangebot thematisch tatsächlich ähneln, und welche großen Unterschiede aufweisen.

Zur Erkundung des Datensatz kreieren wir eine Applikation, mit welcher man die Datenbank einfach nach Wörtern und Wort-Taxonomien durchsuchen und filtern kann. Es werden mit der Applikation dann entsprechende Kurslisten und verschiedene aggregierte Auswertungen ausgeben.

Der entstehende Datensatz und das Analysetool bieten zahlreiche Anwendungsfälle und Verbindungsmöglichkeiten von Hochschulforschung und Hochschulpraxis. Unter anderem kann der Datensatz im Bereich der Evaluation von Förderprogrammen, die auf Curricula zielen, eingesetzt werden. Auch können Hochschulkooperationen im Bereich der Lehre von der Datenbasis profitieren. Lehrende finden schneller Zugang zu ähnlichen Kursen an anderen Hochschulen und können von dortigen Literaturhinweisen und/oder Themenbeschreibungen profiitieren. Die Recherche nach Kursen zu spezifischen Themengebieten wird massiv vereinfacht. Besonderen Wert entfaltet der Datensatz bei der Untersuchung spezifische Fragestellungen in den einzelnen Fachbereichen (z. B. "Gibt es in den Sozialwissenschaften einen Wechsel der gelehrten Statistiksoftware von SPSS/Stata zu Python/R?" oder "Findet an den Hochschulen in Städten mit großen Autoherstellern ein Wechsel von Lehre über den Verbrennungsmotor hin zu Lehre über Elektromotor und Batterien statt?"). Ganz allgemein schafft diese neue Datenbasis Transparenz darüber, was an den Hochschulen passiert – für politische Entscheidungsträgerinnen und-träger, Hochschulleitungen, Hochschulforschung, Lehrende, Studierende und die interessierte Öffentlichkeit.

In dem Vortrag möchten wir Einblicke zu Methodik, Applikation und ersten Analysen sowie Grenzen und Einschränkungen zu dieser neuen Datenbasis geben. Anschließend freuen wir uns mit Hochschulforschenden in den Austausch zu weiteren Möglichkeiten von Datenbank und Applikation sowie zur Steigerung der Datenvalidität zu kommen.

Schröder-HEX - Higher Education eXplorer-162.docx


Begleitforschung des Projekts Digitalisierung Lehrkräftebildung (Universität Rostock): Theoretische Grundlagen, methodisches Vorgehen, empirische Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Torben Bjarne Wolff, Katrin Bartel, Prof. Dr. Alke Martens

Universität Rostock, Deutschland

Für die Hochschulforschung als auch -entwicklung ist die (universitäre) Lehrkräftebildung ein komplexes Geflecht aus Systemen, Interaktionen und Akteur:innen inner- wie außerhalb der Hochschule. Jedwede Veränderung an dem Konstrukt (universitäre) Lehrkräftebildung wirkt sich in vielen Bereichen aus. Konkret bezogen auf eine Hochschule lautet daher die Ausgangsthese: Die Umsetzung von strukturellen oder studienorganisatorischen Verbesserungen für die gesamte Organisation Hochschule gelingt dann, wenn von der kompliziertesten Struktur, der universitären Lehrkräftebildung, beginnend gedacht wird. Mit der Analyse dieses komplexen Geflechts inkl. dessen Beziehungen und Wechselwirkungen in andere Bereiche und über die Hochschule hinaus beschäftigt sich das Zentrum für Lehrkräftebildung und Bildungsforschung der Universität Rostock (ZLB UR). Hierzu beforscht das ZLB UR begleitend das Projekt Digitalisierung Lehrkräftebildung an Universität Rostock (DiLb UR), das sich bundesweit dadurch auszeichnet, dass alle Lehramtsfächer und -studiengänge, alle bildungswissenschaftlichen Disziplinen und die berufliche Bildung der Universität über je eigene Personalressourcen eingebunden sind (insgesamt 25 Stellen). Das Ziel dieses vom Bundesland finanzierten Sonderprogramms ist die Entwicklung von digitalen Lehr-, Lern- und Prüfungsformaten für die Lehrkräftebildung. Die Begleitforschung verfolgt dabei den Ansatz der systemtheoretischen Organisationsforschung, um besonders „die Entwicklung verdeckter, schwer kommunizierbarer Möglichkeiten der Organisation“ (Kühl und Muster 2016, S. 2) zu identifizieren und geht u. a. den folgenden Forschungsfragen nach:

  1. Welche Veränderungen werden durch das Digitalisierungsprojekt in Bezug auf Lehre, Forschung sowie Kommunikation, Kooperation und Struktur ausgelöst und wie bewerten die Mitglieder der universitären Lehrkräftebildung diese?
  2. Welche Voraussetzungen fördern Vernetzung und interdisziplinäres Arbeiten und wie wirkt beides auf die Erreichung der Projektziele zurück?

Dieser Beitrag präsentiert das Vorhaben der Begleitforschung mit Fokus auf das empirische Vorgehen und dessen Ergebnisse. Im ersten Schritt werden aus system- und organisationstheoretischer Perspektive die Konstrukte Universität, universitäre Lehrkräftebildung und das Projekt DiLb UR geklärt. Anschließend wird die methodenplurale Forschungsmethodik dieser explorativen Studie vorgestellt, dem der Ansatz der community-basierten partizipativen Forschung (CBPR) zugrunde liegt (Unger 2014). Hierzu werden auf die beiden Formen der Datengewinnung die quantitative Online-Befragung zu zwei Messzeitpunkten und die qualitativen Selbstberichte aus der Projektsteuerung eingegangen, Ergebnisse beider Erhebungsformen aus der bisher 1,5-jährigen Projektlaufzeit dargestellt und Verknüpfungen der unterschiedlichen Datensätze aufgezeigt. Diese Verknüpfungen werden in der Begleitforschung vertieft aufbereitet und sind ein Projektspezifikum, da dadurch gleichzeitig die zentralen Ergebnisse der Forschung sowie die Entwicklungsschritte im Projekt dargestellt werden. Weiterhin können ausgewählte Thesen mit Blick auf die oben genannten Forschungsfragen inkl. der empirischen Ergebnisse mit dem Plenum diskutiert werden. Abschließend werden aus den aktuellen Ergebnissen Schlussfolgerungen über die notwendige Strukturierung und Steuerung solcher Projekte gezogen, um Hochschulentwicklung zu ermöglichen.

Literaturverzeichnis

  • Kühl, Stefan; Muster, Judith (2016): Organisationen gestalten. Eine kurze organisationstheoretisch informierte Handreichung. Wiesbaden: Springer VS.
  • Unger, Hella von (2014): Partizipative Forschung. Einführung in die Forschungspraxis. Wiesbaden: Springer VS (Lehrbuch).
Wolff-Begleitforschung des Projekts Digitalisierung Lehrkräftebildung-128.pdf


 
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