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Sitzungsübersicht
Sitzung
Verbindung akademischer und beruflicher Bildung
Zeit:
Montag, 11.09.2023:
13:30 - 15:00

Chair der Sitzung: Anna-Lena Thiele, CHE Centrum für Hochschulentwicklung
Ort: SL0203


Track 4: Herausforderungen der Studiengestaltung


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Präsentationen

Subjektbezogene Integration und curriculare Verzahnung im dualen Studium? Eine fallstudienbasierte Analyse

Lisa Mordhorst, Prof. Dr. Tobias Jenert

Universität Paderborn, Deutschland

Ausbildungsintegrierende duale Studienprogramme zielen auf die Integration beruflicher und akademischer Lernerfahrungen (Mordhorst & Jenert, 2022; Wissenschaftsrat [WR], 2013). Jedoch ist bisher weder das subjektive Integrationserleben der Lernenden noch dessen curriculare Begleitung theoretisch-konzeptionell und empirisch umfassend erforscht (Mordhorst & Jenert, 2022; Mordhorst, unveröffentlicht). Bestehende Forschung zum dualen Studium stellt exemplarisch Konzepte zur Verzahnung zwischen beruflichem und akademischem Lernen vor. Solche beispielhaften Formate sind jedoch bisher – anders als in der dualen Beruflichen Bildung – nicht umfassend theoretisch differenziert (Lachmann & Sailmann, 2014). Bildungswissenschaftliche empirische Beiträge zu diesen Hybriden sind rar (z. B. Brodsky, Seifried & Sailmann, 2021). Relevant ist diese Forschungslücke auch deshalb, da Studien wiederholt Herausforderungen im Zusammenspiel des beruflichen und akademischen Lehrens und Lernens ausweisen (Langfeldt, 2018; Nickel et al., 2022).

Hier setzt der Beitrag an und geht theoriebasiert der Frage nach, wie Integrationserfahrungen und deren curriculare Begleitung in ausbildungsintegrierenden Studienprogrammen ausgeprägt sind. Ausgehend von einer Vorstudie (Mordhorst & Jenert, 2022) wurden vier vergleichenden Fallstudien durchgeführt, die hier vorgestellt werden. Dabei wird die subjektive Integrationserfahrung Studierender vor dem Hintergrund der offiziellen Ziele, Strukturen und Praxen ausbildungsintegrierender Studienprogramme der Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften betrachtet. Die Analyse basiert auf einer Datentriangulation, die auf Dokumentenanalysen, sechs Expert*inneninterviews mit Studienprogrammverantwortlichen sowie vier Gruppendiskussionen und zehn Interviews mit Studierenden abstellt (Mordhorst, unveröffentlicht).

Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass das Integrationserleben der Lernenden im Zusammenhang mit der curricularen Verzahnung steht. Neben den zeitlichen Sequenzierungsmodellen (Hofmann, König & Brenke, 2023) lassen sich verschiedene Stellhebel ausmachen, die im Zusammenspiel beeinflussen wie die Integrationsbegleitung funktioniert: (1) methodisch-didaktische Verbindungsansätze, (2) fachlich-homogene oder -komplementäre Verzahnung, (3) betriebliche Perspektivbreite etwa über Lernphasen in unterschiedlichen Betrieben, (4) guidance, z. B. in puncto Wahlmodule, sowie (5) zeitliche Entlastungselemente wie reziproke Leistungsanrechnung. In einigen Fällen machen die Studierenden integrationsförderliche oder -hinderliche Abweichungen der Lernbegleiter*innen von den Programmanlagen aus. Das Integrationserleben ist insgesamt moderat ausgeprägt. Dies liegt auch an konzeptionell verkürzten Integrationsbegriffen und -zielen, die keine bildungstheoretisch begründete Gesamtausrichtung der Stellheben vorsehen (Mordhorst, unveröffentlicht).

Literaturangaben

Brodsky, A., Seifried, J. & Sailmann, G. (2021). Wege zu einer akademischen Beruflichkeit − Lernen am Arbeitsplatz in zwei dualen Studiengängen. In J. Seifried, G. Sailmann & A. Brodsky (Hrsg.), Praxispotentiale im Dualen Studium. Lernen am Arbeitsplatz als Element akademischer Qualifizierung (S. 65–145). Bielefeld: wbv Media.

Hofmann, S., König, M. & Brenke, P. (2023). AusbildungPlus – Duales Studium in Zahlen 2022. Trends und Analysen, Bundesinstitut für Berufsbildung. Verfügbar unter: https://www.bibb.de/dokumente/ablage/AiZ_Duales_Studium_2022_bf.pdf

Lachmann, R. & Sailmann, G. (2014). Das duale Studium braucht klare Mindeststandards. IAB-Forum, (2), 82–89. Verfügbar unter: http://doku.iab.de/forum/2014/Forum2_2014_Lachmann_Sailmann.pdf

Langfeldt, B. (2018). Lernortkooperation im dualen Studium - zu viel oder zu wenig Einfluss der Hochschulen auf die betrieblichen Praxisphasen? bwp@ Berufs- und Wirtschaftspädagogik, (34), 1–20. Verfügbar unter: http://www.bwpat.de/ausgabe34/langfeldt_bwpat34.pdf

Mordhorst, L. & Jenert, T. (2022). Curricular integration of academic and vocational education: A theory-based empirical typology of dual study programmes in Germany. Higher Education. https://doi.org/10.1007/s10734-022-00889-7

Mordhorst (2023). Subjektbezogene Integration im dualen Studium? Vergleichende Fallstudien in den Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften. unveröffentlicht.

Nickel, S., Pfeiffer, I., Fischer, A., Hüsch, M., Kiepenheuer-Drechsler, B., Lauterbach, N. et al. (2022). Duales Studium. Umsetzungsmodelle und Entwicklungsbedarfe. Bielefeld: wbv Media GmbH. https://doi.org/10.3278/9783763971718

Wissenschaftsrat (2013). Empfehlungen zur Entwicklung des dualen Studiums. Positionspapier (Drs. 3479-13). Verfügbar unter: https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/3479-13.pdf

Mordhorst-Subjektbezogene Integration und curriculare Verzahnung-153.docx


Unternehmen in der studienintegrierenden Ausbildung (siA). Erste Befragung zur Kooperation der siA in Hamburg

Thordis Bialeck, Dr. Marius Herzog, Birte Krüger, Dr. Sebastian Rohloff

tQM-Projekt Hamburg, Deutschland

Der Fachkräftemangel in Deutschland stellt das Land und insbesondere die Wirtschaft seit Jahren vor immer größere Herausforderungen. Um diesen zu begegnen, wird, neben Maßnahmen, wie der gezielten Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland, in den Bundesländern Hamburg und NRW das Konzept der studienintegrierten Ausbildung (siA) etabliert und getestet. Ziel ist es, jungen Auszubildenden ein koordiniertes Ausbildungsangebot zu machen, welches es ihnen ermöglicht, in vier Jahren integriert in der Berufsausbildung einen Berufsschul- sowie Hochschulabschluss zu erwerben. Unterstützt wird dies in Hamburg durch die eigens hierfür gegründete Berufliche Hochschule Hamburg (BHH). Deren hochschulische Entwicklung wird begleitet durch das InnoVET-Projekt tQM , das als Forschungs- und Entwicklungsprojekt an Kriterien zur trialen Qualitätssicherung arbeitet. Damit verbunden ist der Aufbau einer kontinuierlichen Evaluation der siA.

Insbesondere die Koordination/Kooperation zwischen den drei Ausbildungsorten Unternehmen, Hochschule und Berufsschule spielt hierbei eine zentrale Rolle. Ein mögliches Instrument der Evaluation stellt hierbei die Befragung dar. Im Rahmen der siA Hamburg wurde daher durch das tQM-Projekt eine Unternehmensbefragung durchgeführt, um ein erstes Stimmungsbild der betrieblichen Lernorte zu erhalten. Hierfür wurden 33 Unternehmen in Online-Interviews mit offenen Fragen zu ihrer ersten Einschätzung hinsichtlich der siA, sowohl in Bezug auf das Konzept als solches, als auch im Hinblick auf die Zufriedenheit mit den siA-Auszubildenden und die grundsätzliche Kooperation mit Hoch- und Berufsschule(n), befragt. Die Auswertung erfolgte dabei mittels MAXQDA, sowohl deduktiv als auch induktiv (siehe bspw. Schneijderberg et al., 2022, oder Kuckartz, 2018). Zusätzlich wurden die Antworten auf vorab formulierte bzw. vermutete Korrelationen hin untersucht.

Dieser Beitrag wertet die Befragung aus und gibt erste Empfehlungen zur Weiterverwendung der erhobenen Antworten. Insgesamt lässt die Auswertung den Schluss zu, dass auf Unternehmensseite ein durchaus positives Bild vom Konzept und insbesondere der Kooperation im Rahmen der siA vorhanden ist. Zudem werden Vorschläge zur weiteren Optimierung der Verzahnung von Theorie und Praxis abgeleitet. Diese sollen u.a. dazu genutzt werden, die Entwicklung der BHH in Bezug auf die Abstimmung der Lehrinhalte oder die Arbeits- und Studienzeiten anzupassen bzw. zu verbessern.

Bialeck-Unternehmen in der studienintegrierenden Ausbildung-168.pdf


Monetäre Erträge von Hochschulabsolvent*innen mit vorakademischer Berufsausbildung

Gunther Dahm

Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), Deutschland

Seit Jahrzehnten absolviert ein hoher Anteil der Studierenden in Deutschland vor dem Studium eine nicht-akademische Berufsausbildung (Dahm & Peter, 2023) und erwirbt damit ein hybrides Qualifikationsprofil. Diese Form kumulativen Bildungsverhaltens wird überproportional häufig von Kindern aus Nicht-Akademiker-Familien praktiziert (ebd.).

Laut Wissenschaftsrat (2014) sind hybride Qualifikationsprofile auf dem Arbeitsmarkt zunehmend gefragt. Bisher haben allerdings nur wenige (zugleich relativ alte) Studien die Erträge dieses kumulativen Bildungsverhaltens untersucht. Diesen zufolge erzielen Mehrfachqualifizierte kein höheres Einkommen als Hochschulabsolvent*innen ohne vorherige Ausbildung (z. B. Bellmann & Stephani, 2012; Büchel & Helberger, 1995; Hammen, 2011) – obwohl Mehrfachqualifizierte mehr Humankapital erwerben, einen stärkeren Bezug zur beruflichen Praxis haben und daher produktiver sein sollten. Die Befunde widersprechen somit den Annahmen der Humankapitaltheorie (Becker, 1962), wonach ein höheres Humankapital zu höherem Einkommen führt, und deuten eher in Richtung eines Kredentialismus (Collins, 1979), der allein am höchstem Abschluss orientiert ist und Kompetenzen, die formal unterhalb des Hochschulabschlusses erworben wurden, nicht honoriert. Allerdings ist aufgrund verschiedener Einschränkungen der früheren Studien (z. B. overcontrol bias, Fehlen einer Längsschnittperspektive) ungewiss, wie belastbar deren Ergebnisse sind.

In diesem Beitrag wird das Einkommen von Hochschulabsolvent*innen mit und ohne vorakademische Berufsausbildung zu drei Zeitpunkten ihrer Karriere – ein, fünf und zehn Jahre nach Hochschulabschluss – untersucht. Dafür werden Längsschnittdaten aus mehreren Absolvent*innenbefragungen des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) genutzt.

Erste Auswertungen mittels klassischer OLS-Regression widersprechen den bisherigen Studienergebnissen. Zumindest in einer frühen Karrierephase scheint die Kombination aus Berufsausbildung und Studium einen Mehrwert auf dem Arbeitsmarkt darzustellen. Die Belastbarkeit und Stabilität dieser vorläufigen Befunde sollen im nächsten Schritt unter Verwendung fortgeschrittener Analysemethoden (z. B. Matchingverfahren) überprüft werden.

Literatur

Becker, G. S. (1962). Investment in human capital: A theoretical analysis. Journal of Political Economy, 70(5, Part 2), 9–49.

Bellmann, L., & Stephani, J. (2012). Effects of double qualifications on various dimensions of job satisfaction. Empirical Research in Vocational Education and Training, 4(2), 95–114.

Büchel, F., & Helberger, C. (1995). Bildungsnachfrage als Versicherungsstrategie. Der Effekt eines zusätzlich erworbenen Lehrabschlusses auf die beruflichen Startchancen von Hochschulabsolventen. Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 28(1), 32–42.

Collins, R. (1979). The Credential Society: An historical sociology of education and stratification. Academic Press.

Dahm, G., & Peter, F. (2023). Einfach anders oder vielfältig verschieden? Ein differenzierter Blick auf Hochschulabsolvent*innen mit beruflicher Vorqualifikation. In J. Ordemann, F. Peter, & S. Buchholz (Eds.), Vielfalt von hochschulischen Bildungsverläufen: Wege in das, durch das und nach dem Studium (pp. 223–262). Springer Fachmedien. https://doi.org/10.1007/978-3-658-39657-2_9

Hammen, A. (2011). Mehrfachqualifikationen. Sprungbrett oder Umweg? (1. Auflage). Rainer Hampp Verlag.

Wissenschaftsrat. (2014). Empfehlungen zur Gestaltung des Verhältnisses von beruflicher und akademischer Bildung. Erster Teil der Empfehlungen zur Qualifizierung von Fachkräften vor dem Hintergrund des demographischen Wandels (Drs. 3818-14).

Dahm-Monetäre Erträge von Hochschulabsolventinnen mit vorakademischer Berufsausbildung-133.docx


 
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