Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Sitzung
Einzelvorträge 2.2
Zeit:
Montag, 01.09.2025:
17:45 - 19:15

Ort: Seminarraum 2

Raum 3.05.2 (Innovation Centre), Campus A2 1, 66123 Saarbrücken

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Präsentationen
17:45 - 18:15

Fachdidaktische Synergien zwischen ökonomischer Bildung und Mathematik: Entwicklung evidenzbasierter Lernaufgaben zur finanziellen Bildung

Manuel Froitzheim1, Nora Veith2, Marco Vietinghoff2, Michael Weyland2

1Universität Siegen; 2Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

a) Problemstellung

Finanzielle Bildung ist eine gesellschaftlich hochrelevante Querschnittsaufgabe, wird im Schulkontext jedoch oft isoliert betrachtet. Gleichzeitig bleiben Potenziale ungenutzt, ökonomische und mathematische Perspektiven fachdidaktisch zu verzahnen. Beide Fächer bieten gemeinsame Anknüpfungspunkte, etwa bei der Analyse von Zinseszins, Budgetierung oder Risikoentscheidungen.

b) Forschungsstand und theoretische Bezüge

Mathematikdidaktische Konzepte zur Modellierung betonen den Lernwert realitätsbezogener Aufgaben (Leufer, 2016), während die ökonomische Bildung auf Handlungskompetenz und Lebensweltbezug zielt (Retzmann et al., 2010). Studien zeigen, dass gezielte Finanzbildungsinterventionen das Entscheidungsverhalten Jugendlicher nachhaltig beeinflussen können (Sutter et al., 2023/ Dohmen, 2022).

c) Fragestellung und Zielsetzung

Wie lassen sich mathematische Methoden zur Analyse ökonomischer Phänomene in kompetenzorientierte Lernaufgaben integrieren? Wie können ökonomische Kontexte genutzt werden, um die Anwendungsorientierung des Mathematikunterrichts zu erhöhen? Ziel ist die Entwicklung fächerübergreifender, evidenzbasierter Aufgabenformate.

d) Forschungsmethoden und -design

Im Rahmen des Projekts FiBiWELL werden Lernaufgaben an der Schnittstelle von ökonomischer Bildung und Mathematik entwickelt, im Unterricht erprobt und auf Basis qualitativer Rückmeldungen aus der Praxis weiterentwickelt. Ergänzend erfolgt eine empirische Analyse zur Wirksamkeit der Aufgaben.

e) (vorläufige Zwischen-)Ergebnisse

Die Konzepte zeigen eine Anschlussfähigkeit in beiden Fächern. Finanzkontexte wie Zinseszins, Haushaltsplanung oder Risikoentscheidungen fördern mathematische Modellierungskompetenz und gleichzeitig ökonomische Urteilsfähigkeit.

f) Diskussion der Ergebnisse

Die Verknüpfung fachdidaktischer Prinzipien beider Disziplinen erzeugt Synergieeffekte: Sie stärkt konzeptuelles Verstehen, Lebensweltbezug und interdisziplinäres Denken – sowohl bei Lernenden als auch in der Lehrerbildung.

g) Schnittstellen, Übergänge, Vernetzungen

Der Beitrag beleuchtet Potenziale fachdidaktischer Zusammenarbeit zur Integration gesellschaftlich relevanter Themen wie der finanziellen Bildung und zeigt, wie Übergänge zwischen Fächern und Bildungsphasen didaktisch produktiv gestaltet werden können.



18:15 - 18:45

Textile Bildung trifft Nachhaltigkeit: Fachdidaktische Schnittstellen und Impulse

Svenja Jessen

Europa-Universität Flensburg, Deutschland

Die politische Forderung Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in Schulen zu implementieren betrifft sowohl die Schulen und die damit verbundene Schulkultur als Ganzes als auch die Fachdidaktiken (KMK 2024). Der Kurzvortrag geht der Frage nach, wie sich ausgehend vom Konzept der interferierenden Praktiken (Breidenstein 2021) fachdidaktische sowie pädagogische Praktiken mit Praktiken der BNE in Projekten zu textilen Nachhaltigkeitsthemen überlagern. Welche Widersprüche entstehen? Verstärken sich die Praktiken unterschiedlicher Diskurse oder schwächen sie sich?

Ethnografische Verfahren wie die dichte Beschreibung in Kombination mit Interviews und Gesprächen mit Akteur:innen aus der außerschulischen und schulischen Bildung geben Einblicke in die Chancen und Herausforderungen, die beim Aufeinandertreffen von Textiler Bildung und BNE an der Schnittstelle verschiedener Fachdidaktiken entstehen. Die ethnografischen Daten werden im Vortrag in einer Verschränkung von Situationsanalyse (Clarke et al. 2018) und praxistheoretischen Annahmen (Reckwitz 2016) analysiert. Textile Praktiken wie das Bedrucken alter T-Shirts oder das Nähen von Taschen aus aussortierten Stoffen werden im Fachunterricht wie z. B. im Sach-, Textil- und/oder Kunstunterricht oder in fächerübergreifenden Projekten in wiederkehrenden Variationen vollzogen. Auf der Basis der praxistheoretischen Annahmen werden im Vortrag Praxis-/Diskursformationen (ebd.) herausgearbeitet, die in den empirischen Situationen aufeinandertreffen.

Textilpraktische Projekte, die explizit als BNE bezeichnet werden, konzentrieren sich bisher häufig noch auf Themen und Praktiken des nachhaltigen Konsums. Anhand der ethnografischen Beschreibungen der Überlagerungen der sozialen Praktiken in schulischen „Upcycling“-Projekten lassen sich Verstärkungen und Widersprüche in der Vermittlungspraxis darstellen. Diese bergen die Gefahr einer Individualisierung und Entpolitisierung gesellschaftlicher Probleme ökologischer und sozialer Gerechtigkeit. Sie können zu einer Stabilisierung nicht-nachhaltiger Strukturen sowie zur Reproduktion von Ungleichheit beitragen. Gleichzeitig liegen in der intensiven gestalterischen Auseinandersetzung mit der (textilen) materiellen Kultur aber auch Chancen. Die im Kurzvortrag vorgestellten ethnografischen Momentaufnahmen dienen der Reflexion textiler Vermittlungspraktiken, die unter dem Paradigma der Nachhaltigkeit im Fachunterricht und in Projekten stattfinden.



18:45 - 19:15

Vielperspektivität als sachunterrichtliches Bildungspotenzial für eine mündige Teilhabe an der Gesellschaft und didaktische Modellierung?

Jan Grey

Universität Duisburg-Essen, Deutschland

Verschiedenheit, Unterschiedlichkeit und Vielfalt sind in der gegenwärtigen und sicherlich auch der zukünftigen Gesellschaft allgegenwärtig. Eindimensionale Antworten auf gesellschaftliche Fragen greifen vor diesem Hintergrund zu kurz, denn eine komplexe und diverse Gesellschaft erfordert diversifizierte Sichtweisen und Antworten auf dieselben.

Der Sachunterricht bietet durch seine unterschiedlichen, integrativen Perspektiven vielfältige Zugänge für Schülerinnen und Schüler, um ihre umgebende Welt zu verstehen (GDSU 2013). Doch muss – wie oben eingeführt – der Grundschulunterricht der Komplexität von kindlicher Lebenswirklichkeit Rechnung tragen und kann sich nicht in der eindimensionalen Betrachtung und Erklärung von Welt erschöpfen (Kahlert 2022). Daher versucht der Sachunterricht einerseits den Bildungsgehalt der Vielperspektivität, welcher die Bündelung der unterschiedlichen sachunterrichtlichen Perspektiven anhand eines Gegenstandes beschreibt, und andererseits der Vernetzung, welche als bipolarer Prozess die Vernetzung von kindlichen und fachlichen Zugängen meint, einzulösen.

Beide Zugänge werden im bisherigen Diskurs als normative und bildungswirksame Konstrukte verhandelt und konturiert. Der vorliegende Beitrag soll eine andere Perspektive auf das Konzept der Vielperspektivität einnehmen, indem diskutiert wird, inwiefern Vielperspektivität – neben dem normativen Anspruch - eine didaktische Zugriffsweise sein kann?

Dieser Frage wird sich angenähert, indem eine didaktische Modellierung aus der digitalen Bildung verwendet wird. Medien oder Digitalisierung stehen in diesem Zugang im Zentrum von Bildungsprozessen, es wird das Lernen mit, über und durch Medien fokussiert, um der Komplexität des Gegenstand sowie der Vielfalt des Gegenstandes gerecht zu werden (Pettig & Gryl 2023; Peschel et al. 2023).

Dementsprechend versucht dieser Beitrag einen analogen Zugang zur Vielperspektivität zu beschreiben, indem diese nicht nur als normative Modellierung, sondern als Vehikel (Lernen mit), Gegenstand (Lernen über) und Ziel (Lernen durch) von Bildungsprozessen im Sachunterricht entwickelt wird. Anschließend soll diese Ausgestaltung hinsichtlich seiner Bezugsnotwendigkeiten für die Schülerinnen und Schüler, der Bildungspotenziale für den Sachunterricht sowie seines Potenzials für die Beantwortung komplexer Fragen der kindlichen Lebenswirklichkeit reflektiert werden.



 
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