Veranstaltungsprogramm

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Sitzung
Postersession 1
Zeit:
Dienstag, 02.09.2025:
12:30 - 13:30

Ort: Showroom 1

Raum 3.01 (Innovation Centre), Campus A2 1, 66123 Saarbrücken

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Präsentationen

Geschichte der Gesellschaftslehre (1949 - 1989)

Lenard Kramp

Universität Trier, Deutschland

Die deutsche Bildungspolitik hat in den letzten fünfzig Jahren eine Reihe von Spielformen integrativer Modelle im Bereich des gesellschaftswissenschaftlichen Fächerkanons hervorgebracht. Abseits des Umstandes, dass das Fach Gesellschaftslehre nicht in allen Bundesländern unterrichtet wird, weist wohl kaum ein anderes Unterrichtsfach in Deutschland so große Unterschiede in der Bezeichnung, in der Einbindung in die Schule sowie in der Konzeptionierung auf. Die bisherige Forschung zur Geschichte der Gesellschaftslehre konzentriert sich in erster Linie auf die bildungspolitischen Rahmenbedingungen, auch wenn die Betrachtungen häufig einseitig aus der Sichtweise von Vertreter der Politik oder einer der Teildisziplinen – insbesondere der historischen aber auch der politischen Bildung – ausfällt. Zudem hat der bisherige Fokus der Forschung dazu geführt, dass die Einführung und Umsetzung der gesellschaftswissenschaftlichen Fächerintegration als bildungspolitscher Top-Down-Prozess charakterisiert werden, in dem fachwissenschaftliche und didaktische Positionierungen lediglich in Form von Professionsdenken und Konkurrenzkämpfen eine untergeordnete Rolle spielen. Umso wichtiger ist es, sich umfassender mit der Geschichte der Gesellschaftslehre auseinanderzusetzen und die wissenschaftlichen/didaktischen Diskussionen und Konzepte zur Vernetzung von historischen, geographischen und politischen Inhalten und Methoden über die Zeit hinweg zu untersuchen. Ziel ist es daher, die Diskurse, die das Sprechen über das Fach innerhalb allgemein- und fachdidaktischer Zeitschriften und Publikationen bestimmten, und ihre Entwicklung herauszuarbeiten. Anders als in der bisherigen Forschung sollen dadurch nicht (nur) die bildungspolitischen, sondern vor allem die wissenschaftlichen und praxisorientierten Positionen in der historischen Entwicklung der Gesellschaftslehre hervorgehoben werden. Geographisch beschränkt sich die Untersuchung auf Westdeutschland. Anhand der Methodik der Historischen Diskursanalyse nach Achim Landwehr findet eine Annäherung an die Frage statt, durch welche Grenzen des Machbaren, Denkbaren und Sagbaren die Vorstellungen des Fachs Gesellschaftslehre in der Zeit von 1949 bis 1989 geformt wurden. In der Posterpräsentation sollen dabei insbesondere die Ergebnisse aus den fachdidaktischen Zeitschriften 'Geschichte in Wissenschaft und Unterricht', 'Geographische Rundschau' und 'Gegenwartskunde'/'Gesellschaft, Staat, Erziehung' präsentiert werden.



Rechtschreibwerkstatt als Chance für Schnittstellen, Übergänge, Vernetzungen und die Professionalisierung der Fachdidaktiken

Leonie Eckert1, Barbara Geist2

1RPTU Landau, Deutschland; 2RPTU Landau, Deutschland

Der IQB-Bildungstrend 2021 zeigt, dass 30.4% der Viertklässler*innen bundesweit die Mindeststandards in der Orthografie verfehlen (vgl. Stanat et al. 2022: 63). Dieses Ergebnis zeigt die Relevanz der Förderung der Rechtschreibkompetenz, v. a. am Übergang von der Primar- in die Sekundarstufe. Gerade die satzinterne Großschreibung als Spezifikum der deutschen Sprache (vgl. Krifka et al. 2014) fordert Lernende bis zur Sekundarstufe I heraus (vgl. Hlebec 2021: 24). Bisherige Studien dazu untersuchen, wie sich syntaxorientierter Unterricht auf die Groß- und Kleinschreibung der Schüler*innen auswirkt (vgl. Bangel et al. 2020, Weth et al. 2024), ohne jedoch die Interaktion, die induktive und strategieorientierte Lernumgebung oder die Professionalisierung der Lehrkräfte miteinzubeziehen.

In einer Pilotstudie führten Masterstudierende des Lehramts Deutsch fünf 45minütige Kleingruppenarbeiten als „Rechtschreibwerkstatt“ (RSW) (videografiert) zur satzinternen Großschreibung mit 19 Schüler*innen eines 5. Schuljahres durch. Die Kleingruppen wurden u. a. durch die mehrdeutige Struktur „Frösche wollen FLIEGEN“ (Hlebec 2021: 29) aufgefordert, sich über die Form und Funktion von „FLIEGEN“ auszutauschen.

Anhand der folgenden Forschungsfragen wurden Mikroszenen aus gesprächs- und orthographiedidaktischer sowie sprachwissenschaftlicher Sicht analysiert.

1) Wie tauschen sich Schüler*innen untereinander und mit der Lehrkraft über die Groß-/ Kleinschreibung in einem mehrdeutigen Satz aus?

2) Wie verhandeln die Beteiligten die Veränderung der Wortbedeutung und der Schreibung?

Durch die Analyse transkribierter Mikroszenen wird das Potenzial einer induktiven und strategieorientierten Lernumgebung für die Fachdidaktiken verdeutlicht. Sie zeigen, wie die konzipierte RSW das Erkunden von Strukturen fördert. Zudem wird neben fachlichen Übergängen (sprachliche Bildung) und fächerübergreifenden Lernprinzipien (induktiv, Rezeption vor Produktion) in der RSW der Übergang von der Primar- in die Sekundarstufe begleitet, indem Kompetenzen und Lernverläufe der Schüler*innen wahrgenommen und problemorientiert gefördert werden.

Die RSW ist außerdem eine Chance für die fachwissenschaftliche, fachdidaktische und empirische Professionalisierung angehender Lehrkräfte. Studierenden lernen und lehren in einer „dosierten“ Praxis. Damit findet eine Verzahnung von Theorie und Praxis, Theorie und Forschung, sowie Fachwissenschaft und -didaktik statt, die für alle Fachdidaktiken ein Modell sein kann.



Antisemitismusprävention in der Hochschule

Linda Balzer

Universität des Saarlandes, Deutschland

Judenhass im Klassenzimmer ist schon längst keine Ausnahme mehr. Allerdings sieht der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung Felix Klein auch Judenhass unter Lehrkräften selbst, also „ausgerechnet von denen, die Vorbild sein sollen“ (Unger 2023). Der Faktor Bildung sollte wesentlich stärker in den Fokus präventiver Maßnahmen gegen Antisemitismus gerückt werden. Bildung hat immer noch einen „deutlichen Einfluss auf die Übernahme antisemitischer Einstellungen. Die Zustimmung zu […] Antisemitismus fällt umso höher aus, je niedriger die formale Schulbildung ist“ (Unabhängiger Expertenkreis 2018, 69).

Den Lehrpersonen kommt eine besondere Relevanz zu, weil sie diejenigen sind, die gezielt in den Schulen bei antisemitischen Anfeindungen intervenieren können. Allerdings präsentiert die Studie von Julia Bernstein in diesem Kontext ein ernüchterndes Ergebnis. Viele Lehrpersonen haben oft Schwierigkeiten Antisemitismus in seinen Facetten zu erkennen. Bernstein erklärt, dass dies nicht nur aus „fehlende[m] Wissen“ (Bernstein 2020, 138). resultiere. Eines der zentralen Probleme sieht sie darin, dass Lehrpersonen Antisemitismus „dethematisieren und bagatellisieren“ (Bernstein 2020, 138), woraus folgt, dass sie das Problem nicht wahrnehmen und pädagogisch nicht entgegenwirken. Um diesem Problem gezielt zu begegnen, braucht es also eine Intervention vornehmlich in der Lehramtsausbildung, um zukünftige Lehrpersonen effektiver darauf vorzubereiten.

Das Poster soll aktuelle Ergebnisse präsentieren, die im Rahmen der Habilitation von Linda Balzer entstanden sind. Ziel ist es, zu zeigen, inwiefern einzelne Phasen der Lehramtsausbildung eine wichtige Rolle einnehmen können, um das Problem Antisemitismus nachhaltig und gezielt zu bekämpfen. Hierfür wurden über mehrere Semester Befragungen (Qualitative Interviews) mit Lehrkräften und Studierenden durchgeführt, die wichtige Erkenntnisse lieferten. So wird von Studierenden z.B. häufig eine Reform der Studieninhalte gefordert: mehr Judentum bzw. mehr Antisemitismusaufklärung etablieren. Gleichzeitig nimmt die Ebene der Fortbildungen eine zentrale Funktion ein, indem auch diese im späteren Lehrberuf weiter an den genannten Themen arbeiten sollen. Eine weitere interessante Perspektive liefern die Befragungen mit Lehrkräften, die eine andere Sichtweise auf das vergangene Studium liefern, sich aber auch mit gegenwärtigen Fragen konfrontiert sehen und sich zum o.g. Thema kritisch äußern.



Sozio-Ökonomische Bildung in österreichischen Curricula und Bildungsmedien für den Deutschunterricht

Jan Theurl

Universität Wien, Österreich

Das Prinzip fächerübergreifenden Unterrichts wurde in Österreich im Zuge der letzten Lehrplanreform 2023/24 erneuert und ausdifferenziert. Besonders betroffen sind von den Neuerungen einerseits der Deutschunterricht und andererseits die „ökonomische Bildung“, die deutlich gestärkt wurde. Fragen nach der Vernetzung von Fachperspektiven auf ‚fachfremde‘ Inhalte, des Lernens zwischen den Domänen und nach übergreifenden Lernpotentialen stehen im Raum.

Das geplante Poster möchte daher einen Überblick über ein Promotionsprojekt an der Universität Wien geben, das sich damit auseinandersetzt. Einerseits soll die bildungspolitisch-konzeptionelle Ebene (sozio-)ökonomischer Bildung in den Blick genommen und andererseits auch deren praktische Umsetzung anhand ausgewählter empirischer Beispiele aus Sicht der Deutschdidaktik diskutiert werden. Konkret sollen die folgenden Fragen beantwortet werden:

 Welche Schnittstellen lassen sich hinsichtlich der Integration (sozio-)ökonomischer Bildung im Deutschunterricht auf konzeptioneller Ebene erkennen?

 Wie konkretisiert sich die konzeptionelle Integration (sozio-)ökonomischer Bildung auf Ebene der Unterrichtspraxis im Deutschunterricht?

Zu diesem Zweck möchte das Forschungsprojekt curricular verankerte Konzepte (sozio-)ökonomischer Bildung anhand der österreichischen Lehrpläne sowie der sog. „übergreifenden Themen“ darstellen. Außerdem sollen, eingebettet in den Rahmen der Unterrichtsforschung und des Angebot-Nutzungsmodells , Lernaufgaben aus approbierten österreichischen Bildungsmedien als angebotsseitige „Steuerungsinstrumente bildungspolitischer Vorgaben“ näher betrachtet und analysiert werden. So sollen Lernpotentiale der sozio-ökonomischen Bildung und der Deutschdidaktik formativ bestimmt und mit den Mitteln der deduktiv-induktiven evaluativen Inhaltsanalyse empirisch mit konkreten Lernaufgaben abgeglichen werden. Das Projekt untersucht somit fächerübergreifende Analysemethoden und bietet zudem Anknüpfungsmöglichkeiten für weitere Fragen der Organisation und Durchführung fächerübergreifender Bildung. Es ergeben sich dabei Schnittstellen zu anderen Didaktiken der Gesellschaftswissenschaften. Vorläufiges Ergebnis ist die Konzeption eines fächerübergreifenden Analysetools.



 
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