Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung. Bitte wählen Sie einen Ort oder ein Datum aus, um nur die betreffenden Sitzungen anzuzeigen. Wählen Sie eine Sitzung aus, um zur Detailanzeige zu gelangen.
Neue Medien im Unterricht/Digitalisierung, Unterricht der geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächer, qualitative (Bildungs-)Forschung, Lehr- und Lernmittel, Fachdidaktik
Präsentationen
Die Form digitaler Medien und ihr Einfluss auf die Urteilsbildung – Perspektiven aus den Didaktiken der Gesellschaftswissenschaften
Marcel Mierwald1, Markus Bohlmann2, Inken Heldt3, Andreas Weich1
1Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut (GEI); 2Universität Münster; 3Universität Passau
Urteilsbildung gehört in den Fachdidaktiken zu den zentralen Bildungszielen (Starke und Bornträger 2024). Über die Fächer hinweg werden hierfür auch digitale Medien verwendet (Rothgangel 2022). Dabei gilt aber, dass „Medieninhalt und Medienform nicht voneinander zu trennen” sind (Kergel 2021, 150). Medien sind keine neutralen Informationsträger oder Tools, sondern ihre Form beeinflusst den Inhalt (McLuhan 1967). Das ist bei digitalen Medien besonders gravierend, da sie oft mit ökonomischen Zielen entworfen und nicht wie klassische Schulbücher didaktisch und politisch kuratiert sind. Ziel des Symposiums ist es, explizit die Form digitaler Medien, die in Geschichte, Philosophie und Politik zur Urteilsbildung genutzt werden, zu thematisieren. Abschließend diskutieren wir mit A. Weich übergreifend die Medienformen sowie Schnittstellen für Forschung und Praxis.
1. Apps wie LUIGI - Leichter Urteilen im Geschichtsunterricht versprechen, dass Verfassen von historischen Urteilen zu fördern. Der Beitrag von M. Mierwald analysiert die Medienform der App und reflektiert sie vor dem fachlichen Diskurs und den Eindrücken von Studierenden, die diese in einer Studie erprobten. Dabei werden Unterschiede im Verständnis von historischer Urteilsbildung von App-Machern und fachdidaktischer Theorie sowie Potenziale und Probleme in ihrer Nutzung deutlich.
2. Eine „symmetrische philosophische Kontroverse zwischen mindestens zwei wohlbegründeten Positionen zur Leitfrage“ (Thein 2024, 37) ist in der Philosophiedidaktik zentral für die Urteilsbildung. Mittels einer Studie von M. Bohlmann zum Verfassen philosophischer Essays mit ChatGPT im Unterricht, wird die Generierung philosophischer Standpunkte mit der KI in Hinblick auf diese Kontroversität diskutiert. ChatGPT wurde nicht dazu verwendet, einen eigenen kontroversen Standpunkt einzunehmen, sondern dazu, diese traditionell darzustellen. Das liegt an der Medienform und am verbreiteten Bild von KI.
3. Die von I. Heldt vorgestellte Studie fokussiert darauf, wie digitale Medien in den Vorstellungen von Lehramtsstudierenden der politischen Bildung in Erscheinung treten und welche Charakteristika und Referenzen zur Unterscheidung von Medienform und Medieninhalt zu beobachten sind. Rekonstruierte Vorstellungsmuster zeigen, welche Lernziele und -inhalte der politischen Medienbildung für die Studierenden zur Förderung politischer Urteilskraft plausibel erscheinen und legt offen, dass digitale Medien für diese oft ‚unpolitisch‘ anmuten.