Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Sitzung
Einzelvorträge 6.1
Zeit:
Mittwoch, 03.09.2025:
11:00 - 12:30

Chair der Sitzung: Alexander Hallet
Ort: Raum 3.05.1

Raum 3.05.1 (Innovation Centre), Campus A2 1, 66123 Saarbrücken

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Präsentationen
11:00 - 11:30

Generative KI als fachdidaktische und fächerverbindende Gestaltungsfrage

Jan-Martin Geiger

Universität Münster, Deutschland

Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) wird auch in der Schule zunehmend populär und dabei sowohl als leistungsstarke Innovation zur Verbesserung von Lernszenarien einerseits als auch mit Vorbehalten hinsichtlich didaktischem und ethischem Kontrollverlust andererseits diskutiert (de Witt, 2024). Eine zentrale didaktische Erwartung dieser Technologie besteht darin, zeit- und ortsunabhängige Lernmöglichkeiten zu schaffen, die Schülerinnen und Schülern eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Lernstoff ermöglichen. Dabei kann die Interaktion auf eine spezifische Wissensbasis, z. B. von Lehrkräften in Form von PDFs bereitgestellt, eingeengt werden, wodurch das Risiko einer Abweichung vom intendierten Lerninhalt verringert wird (Gimpel et al., 2023). Der Einsatz generativer KI-Modelle wie z. B. GPT soll hier nicht nur die Interaktionsqualität verbessern, sondern auch auf sprachliche oder bildungsbiografische Unterschiede eingehen, sodass solche Systeme als individuelle Lernförderung verhandelt werden (Ait Baha et al., 2024).

Vergleichsweise verkürzt ist bislang jedoch die Auseinandersetzung damit, an welchen Mechanismen schulischen Lehrens und Lernens KI potenziell andockt und wie sich hierdurch lehrbezogene Episteme potenziell verlagern. Wenn etwa textgenerative KI – wie aktuell diskutiert – als Werkzeug aufgefasst wird, das in Analogie zum Taschenrechner einen festen Bestandteil im Unterricht findet, bedarf es einer kritischen Auseinandersetzung mit der Frage, wie dies das Ermitteln und Vermitteln potenzieller fachdidaktischer ‚Grundrechenarten‘ verändert. Auf diese Weise kann KI gar als einladend dahingehend aufgefasst werden, bestehende fachdidaktische Routinen und Episteme zu hinterfragen. Diese Diskussion muss gleichwohl auch fächerverbindend geführt werden, um schulweite Voraussetzungen und Erwartungen bezüglich des unterrichtlichen Einsatzes solcher Werkzeuge zu klären.

Der vorliegende Beitragsvorschlag greift diesen Gedanken auf, indem zunächst Funktionsweise und Anwendungsszenarien von KI dargelegt und didaktisch reflektiert werden. Anschließend werden anhand lehrbezogener Prüfschemata wie der Frage nach der Rolle von Lehrenden oder dem Kriterium der Eigenleistung mögliche fachdidaktische Verlagerungseffekte diskutiert. Insgesamt zielt der Beitrag darauf, das didaktische Fundament für den Einsatz von KI in der Schule zu stärken und Impulse für Forschung und konkrete Anwendungsszenarien von KI im Unterricht zu entwickeln.



11:30 - 12:00

KI und Musikpädagogik im digitalen Zeitalter: Interkultureller Vergleich in der Unterrichtsrealität von Deutschland und Südkorea

Madlen Poguntke1,2

1Hochschule für Musik und Theater München, Deutschland; 2Seoul National University, Südkorea

Die fortschreitende Digitalisierung und der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) im Bildungsbereich stellen die Musikpädagogik im Allgemeinen und das Lehrpersonal im Individuellen vor neue Herausforderungen. Insbesondere die unterschiedliche Heran-gehensweise von Südkorea und Deutschland, sei es bildungspolitisch oder schulintern, wirft Fragen auf, die eventuell zu einer Gegenseitigen Bereicherung beider Länder führen könnten.

Forschungen zeigen, dass KI zunehmend kreative Prozesse unterstützen können. Gleichzeitig wird deutlich, dass Lehrkräfte oftmals unzureichend auf diese technologischen Entwicklungen vorbereitet sind. Theoretische Ansätze wie der Konnektivismus und medienpädagogische Modelle zeigen zwar die Aktualität des Themas, lassen aber vor allem den Einsatz der KI im Musikunterricht noch vermissen.

Daher stellt sich die Frage, welche praktischen Umsetzungen im Bereich der KI-gestützten Unterrichts sich tatsächlich bereits finden lassen und wie und ob sich das Rollenverständnis der Lehrer dadurch veränderte. Ziel ist es, den aktuellen Einsatz der Tools anhand des Vorreiters Südkorea zu analysieren und so die möglichen Risiken und Chancen aufzuzeigen.

Die Studie folgt einem qualitativ-empirischen Ansatz und nutzt die Grounded Theory Methodologie. Datenerhebungsmethoden umfassen leitfadengestützte Interviews mit KI- und Musikpädagogik-experten beider Länder, sowie eine Umfrage von Musiklehrkräften unterschiedlicher Schulstufen.

Erste Ergebnisse in beiden Ländern sind überraschenderweise kohärent und zeigen, dass KI-gestützte Anwendungen sowohl Unsicherheiten als auch neue kreative Potenziale bei Lehrkräften hervorrufen. Besonders auffällig ist, dass Lehrende ohne angemessene Fortbildung dazu tendieren, KI eher als technisches Hindernis, denn als pädagogisches Werkzeug zu betrachten und sich eine konservative Spaltung von Jung und Alt ergibt.

Dies legt wiederum nahe, dass nicht nur ein fachdidaktischer Wandel in der Ausbildung notwendig ist, sondern auch technische Kompetenzen ganzheitlich integriert und gefördert werden müssen.

Die Studie unterstreicht die Schnittstellen zwischen Musikpädagogik und digitaler Didaktik.

Besonders die interkulturellen Perspektiven Deutschlands und Koreas bieten wichtige Anhaltspunkte für eine transnationale Vernetzung und bereichert so eine zukunftsorientierte Musikpädagogik im Kontext der globalen Digitalisierung.



12:00 - 12:30

Interdisziplinäre Seminarreihe zur Anbahnung XR-bezogener Kompetenzen - Konzeptvorstellung

Luisa Lauer, Kristin Altmeyer

Universität des Saarlandes, Deutschland

Extended Reality (XR) umfasst immersive Technologien zur Verschmelzung von realen und virtuellen Welten (wie Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR)). XR eröffnet für Lehr-Lern-Situationen zahlreiche innovative Gestaltungsmöglichkeiten durch hohe Immersion und Interaktivität (Alnagrat et al., 2022). So können insbesondere hoch individuelle und adaptive Lehr-Lern-Situationen geschaffen werden (Fernández-Cerero et al., 2025). Dennoch wird XR im Bildungsbereich aktuell selten eingesetzt und insbesondere den Lehrpersonen fehlt die nötige Kompetenz im Umgang mit XR. Ebenso fehlen wissenschaftlich fundierte, curricular einsetzbare und technisch erprobte XR-Lernumgebungen (Abeywardena, 2023).

Für die Anbahnung XR-bezogener Kompetenzen bei (angehenden) Lehrkräften bedarf es der interdisziplinären Verzahnung lernpsychologischer, fachdidaktischer und technologischer Expertisen. Im Projekt XRISE an der Universität des Saarlandes wird daher eine innovative Seminarreihe für Studierende verschiedenster Studiengänge zur Anbahnung XR-bezogener konzipiert und implementiert. Als erstes interdisziplinäres Lehrkonzept für Studierende des Lehramts, der Psychologie und der Bildungstechnologie (Educational Technologies) an der Universität des Saarlandes fungiert die Seminarreihe von XRISE als wegbereitendes Modell.

Im Rahmen dieser Seminarreihe wird nicht nur die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Studierenden gefördert, sondern auch der Bezug zur Schulpraxis durch die Konzeption und empirische Erprobung konkreter XR-Lehr-Lern-Anwendungen für und in Lehr-Lern-Situationen. Die Seminarreihe befindet sich aktuell in der Konzeptionsphase und zum kommenden Wintersemester wird die erste Lehrveranstaltung beginnen.

Im Rahmen dieses Vortrags wird das Konzept für die Seminarreihe vorgestellt. Die Seminarreihe besteht aus (1) einem Theorie-Seminar zum Einsatz von XR in Lehr-Lern-Situationen, (2) aus einem Seminar zur Konzeption und Entwicklung entsprechender XR-Lehr-Lern-Anwendungen und (3) aus einem Seminar zur praktischen Erprobung und empirischen Evaluation der entwickelten XR-Anwendungen. Ziel ist es, in einen Austausch mit der Community zu treten und mögliche weitere Gestaltungsideen für die Seminarreihe zu diskutieren.