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Vorträge 1: Ethische und rechtliche Aspekte von Forschungsdaten
Zeit:
Donnerstag, 25.09.2025:
9:00 - 10:30
Chair der Sitzung: Marina Lemaire, Universität Trier
Ort:Aula (R. 212)
Präsentationen
Open.Oral-History. Ein Projekt zur Risikobewertung, Anonymisierung und Bereitstellung rechtlich geschützter und ethisch sensibler audiovisueller Interviews
Peter Kompiel, Verena Nägel, Tobias Kilgus
FU Berlin, Universitätsbibliothek
Im Vortrag wird das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt Open.Oral-History vorgestellt, das von der Freien Universität Berlin und der FernUniversität Hagen umgesetzt wird. Das Projekt verfolgt das Ziel Sammlungsverantwortliche dabei zu unterstützen, rechtlich geschützte und ethisch sensible Interviews systematisch auf ihre Bereitstellung hin zu bewerten. Ein besonderer Fokus liegt auf der Entwicklung von Empfehlungen und Werkzeugen, die – unterstützt durch Künstliche Intelligenz – eine sichere Anonymisierung und digitale Zugänglichmachung der sensiblen audiovisuellen Quellen ermöglichen.
Der Schwerpunkt des Vortrags liegt auf der Vorstellung des Anonymisierungsworkflows, welcher die automatische Transkription (ASR), die halbautomatische Identifikation zu anonymisierender Entitäten (z.B. Namen, Orte) via Named Entity Recognition (NER) sowie die Anonymisierung von Transkripten und audiovisuellen Medien umfasst.
Das Projekt verknüpft ethische und juristische Fragen mit technischen Lösungen und adressiert damit zentrale Themen der FORGE25: kritische Reflexion von Forschungsdaten, innovative Nutzung neuer Technologien (KI) sowie die Optimierung von Datenqualität und Nachnutzbarkeit.
Ganz, halb oder gar nicht? Herausforderungen und Strategien bei der Veröffentlichung sensibler Forschungsdaten aus einem Literaturarchiv
Viktor J. Illmer, Frank Fischer
Freie Universität Berlin, Deutschland
Im Rahmen des Projekts »Writing Berlin« am Exzellenzcluster »Temporal Communities« wurde die Einreisekartei des Deutschen Schriftstellerverbandes (DSV) digitalisiert, die Informationen zu Hunderten ausländischen Autor*innen und deren Besuchen in der DDR enthält. Daraus entstand eine Web-App, deren öffentliche Nutzung allerdings aufgrund datenschutzrechtlicher Vorgaben stark eingeschränkt ist. Die Datensätze dürfen nur differenziert verfügbar gemacht werden: Frei zugänglich sind Daten von Personen, deren Tod mindestens zehn Jahre zurückliegt (bzw. 110 Jahre nach Geburt). Für jüngere Daten wäre eine Veröffentlichung nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Betroffenen bzw. Erben möglich oder anonymisiert, was wiederum technischen Aufwand und administrative Herausforderungen bedeutet. Der Vortrag diskutiert verschiedene Szenarien des Umgangs mit diesen Daten, analysiert rechtliche, technische und organisatorische Herausforderungen und verdeutlicht an Beispielen wie Marcel Reich-Ranicki und Günter Grass, welche Grenzen sich in der Praxis ergeben. Ziel bleibt dabei größtmögliche Offenheit und Nachnutzbarkeit innerhalb der bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen.