Immer FAIR?! Problematische Inhalte in den Datenbeständen der Provenienzforschung
Sabine Lang
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Deutschland
Die Datenbestände der Provienzforschung weisen problematische Inhalte auf. Im Kontext der für Forschungsdaten geforderten FAIR-Prinzipien, also die Auffindbarkeit, Zugänglichkeit, Interoperabilität und Wiederverwendbarkeit von Daten, stellen sich sodann folgende Fragen: Wie soll man mit problematischen Inhalten im Digitalen umgehen? Soll alles uneingeschränkt veröffentlicht werden und sind die FAIR-Prinzipien für die Provenienzforschung überhaupt anwendbar? Der Beitrag widmet sich diesen Fragen anhand verschiedener Datenbankbeispiele aus der Provenienzforschung zu NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut und schlägt Strategien für den Umgang mit problematischen Inhalten vor.
Verzerrte Geschichte durch ungleiche Erschließung? - Eine Untersuchung zum Recording Bias in Münzhortdatenbanken
Philip Rademacher
Universität Wuppertal, Deutschland
In der „Coin Hoards of the Roman Empire“ Datenbank der Universität Oxford sind 14.740 Münzhorte aus der römischen Kaiserzeit verzeichnet. Immer mehr Beiträge nutzen diese umfangreiche Datenbasis zur Beantwortung quantitativer Forschungsfragen. Doch wie repräsentativ sind solche Daten, um die Antike zu erforschen? Dieser Beitrag analysiert die Repräsentativität exemplarisch für die Münzdatenverfügbarkeit innerhalb der Datenbank. Sind Hortfunde aus der Nähe antiker Städte oder Militäreinrichtungen häufiger bis auf Münzebene erschlossen als ländliche Funde? Sind Münzhorte aus bestimmten Jahrhunderten häufiger auf Münzebene erschlossen als andere? Als Methode wird ein logistisches Klassifikationsmodell verwendet, welches auch im maschinellen Lernen eingesetzt wird, um Zusammenhänge aufzuzeigen.
Kontingente Beobachtungen: Forschungsdaten unter konstruktivistischem Paradigma
Rabea Kleymann
Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Deutschland
Geisteswissenschaftliche Daten können als Voraussetzung und Ergebnis kontingenter Forschungskontexte und infrastruktureller Settings gelesen werden. In den DH wird häufig der von Johanna Drucker eingeführte Terminus "capta" verwendet, um den konstruktivistischen Charakter von Forschungsdaten zu betonen. Der Konstruktivismus stellt ein latentes Forschungsparadigma der DH dar, das sich unter anderem in Datenpraktiken manifestiert. Der Vortrag widmet sich den Voraussetzungen, Implikationen und Problemfeldern des konstruktivistischen Paradigmas und fragt mithilfe von alternativen Theorieentwürfen nach den (noch) nicht ausgeschöpften transformativen Potenzialen. Drei Fallbeispiele zu Datensammlungen, -bereinigungen und -analysen werden dazu vorgestellt.
Feministische Forschungsdaten FAIR gestalten? Kritische Reflexionen zur Modellierung feministischer Filmgeschichte als Linked Open Data
Pauline Junginger
Philipps-Universität Marburg, Deutschland
Das Women Film Pioneers Project (WFPP) ist eine etablierte Online-Ressource zum Frühen Kino, die individuelle Geschichten von Filmpionierinnen erzählt, um die vielfältigen Tätigkeiten von Frauen in der Frühen Filmindustrie sichtbarer zu machen. Mein Projekt zielt darauf ab, strukturierte Metadaten für das WFPP zu generieren und diese als Linked Open Data aufzubereiten. Im Spannungsfeld zwischen praktischer Umsetzung und kritischer Reflexion untersucht mein Projekt dabei, wie die Prinzipien des Forschungsdatenmanagements in der Medienwissenschaft angewendet werden können und welche kritischen Fragen feministische Theorien diesbezüglich ermöglichen. Der Vortrag präsentiert die methodische Gestaltung des Projekts mit einem Schwerpunkt auf deren Reflexion aus feministischer Perspektive.
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