Veranstaltungsprogramm
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E14: Die Rolle von Videos und Podcasts
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Pod- und Educast(ing) als Medium und Methode der Beruflichen Orientierung: Konzeption und Ergebnisse eines Online-Fortbildungskonzepts mit Praxisphase zur Lehrendenprofessionalisierung Universität Potsdam, Deutschland Zusammenfassung Vor dem Hintergrund der voranschreitenden digitalen Transformation stehen Schulen vor der Herausforderung eines konstruktiven digital-gestützten Unterrichtens. Hierbei stellt sich die Frage, wie „das erfolgreiche Lernen der Lehrkräfte sowie später das Lernen der Schülerinnen und Schüler unter Ausschöpfung der Potenziale digitaler Medien und Werkzeuge” (KMK 2021, S. 28) gelingen sowie gefördert werden kann. Mit Blick darauf, dass die fortschreitende Digitalisierung auch in der Arbeitswelt für stetigen Wandel sorgt, sind Lehrkräfte im Rahmen einer individuellen und interessengeleiteten Beruflichen Orientierung (vgl. KMK 2017, S. 2) dazu aufgefordert, diese Transformationsprozesse fachlich aufzugreifen, um Heranwachsende dazu zu befähigen, ihre berufliche Zukunft in eigener Abwägung mit ihren Zukunftsvorstellungen und Wünschen selbstbestimmt und kompetent gestalten zu können. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass Lehrkräfte sich auf fachwissenschaftlicher sowie fachdidaktischer Ebene häufig nicht hinreichend vorbereitet fühlen, um Berufliche Orientierung wirkungsvoll in ihren Fachunterricht zu integrieren (vgl. Fletemeyer et al. 2025). Hieran knüpft das Teilprojekt „Educast(ing) als Medium und Methode der Beruflichen Orientierung in der Sekundarstufe I“ der Universität Potsdam aus dem Projektverbund „WÖRLD“ (Wirtschaftspädagogik und Ökonomische Bildung: Lehrkräftebildung und Unterricht digital) an. In diesem wird untersucht, wie das bei Jugendlichen zunehmend beliebter werdende Medienformat „Podcasts“ (vgl. MPFS 2024, S. 22) genutzt werden kann, um Schülerinnen und Schülern neben einem lebensweltnahen digitalen Zugang zu Fachinhalten auch kollaboratives, ko-kreatives (vgl. Hochmuth/Kirchner 2023) sowie digitalkompetenzförderliches Lernen (vgl. Vuorikari et al. 2022) zu ermöglichen. Um einen Transfer in die Schulpraxis zu gewährleisten, wurde neben der Erstellung zahlreicher Unterrichts- sowie didaktischer Begleitmaterialien ein praxisorientiertes Online-Fortbildungskonzept entwickelt, um Lehrende für einen Einsatz von Pod-/Educasts als Medium und Methode in ihrem Unterricht zur Beruflichen Orientierung zu professionalisieren. Im Rahmen des geplanten Vortrags wird die Konzeption der Online-Lehrkräftefortbildung des Projekts vorgestellt. Hierzu werden auch Ergebnisse der Begleitforschung präsentiert, die sich der Frage widmet, inwiefern sich Einstellungen von Lehrpersonen zum Einsatz von Pod-/Educasts als Medium und Methode der Beruflichen Orientierung durch die Teilnahme an der Fortbildung ggf. verändern. Außerdem werden Ergebnisse der durchgeführten Evaluation zur Qualität und Wirksamkeit des Fortbildungskonzepts dargelegt. Literaturverzeichnis Fletemeyer, T., Müller, A.-L., Schröder, R. & Reußner, M. (2025). Aus der Perspektive von Lehrpersonen: Ausgestaltung und Verwendung von Unterrichtsmaterialien zur Beruflichen Orientierung. In D. Loerwald & N. Goldschmidt (Hrsg.), Digitalisierung in der Ökonomischen Bildung (Jahresband der Deutschen Gesellschaft für Ökonomische Bildung 2023) (S. 267–281). Wiesbaden: Springer. Hochmuth, J. & Kirchner, V. (2023). Hört ihr noch – oder produziert ihr schon? Pod-/Educasts und ihr Potential für den Wirtschafts- und Politikunterricht. In Unterricht Wirtschaft + Politik, 13(1), S. 49–53. Kultusministerkonferenz (KMK) (2021). Lehren und Lernen in der digitalen Welt: Die ergänzende Empfehlung zur Strategie „Bildung in der digitalen Welt“. URL: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2021/2021_12_09-Lehren-und-Lernen-Digi.pdf (zuletzt abgerufen am 09.05.2025). Kultusministerkonferenz (KMK) (2017). Empfehlungen zur Beruflichen Orientierung an Schulen. URL: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2017/2017_12_07-Empfehlung-Berufliche-Orientierung-an-Schulen.pdf (zuletzt abgerufen am 09.05.2025). Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (MPFS) (Hrsg.) (2024). JIM-Studie 2024 - Jugend, Information, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Landesanstalt für Kommunikation. URL: https://mpfs.de/app/uploads/2024/11/JIM_2024_PDF_barrierearm.pdf (zuletzt abgerufen am 09.05.2025). Vuorikari, R., Kluzer, S. & Punie, Y. (2022). DigComp 2.2, The Digital Competence Framework for Citizens: With new examples of knowledge, skills and attitudes. Publications Office of the European Union, Luxembourg. https://dx.doi.org/10.2760/115376. Können Erklärvideos zu den Kasus des Deutschen einen Beitrag zur Förderung digitaler Souveränität leisten? Ein exemplarischer Einblick in Potenziale und Herausforderungen Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg / Universität Hildesheim Zusammenfassung Erklärvideos gelten häufig als motivierende methodisch-didaktische Werkzeuge (vgl. Junge 2023), die einen möglichen Vermittlungsauftrag mitsichbringen. Betrachtet man sie aus medienlinguistischer und deutschdidaktischer Perspektive, zeigt sich, dass sie in mehrfacher Hinsicht über den alleinigen Werkzeugcharakter hinausgehen und ein komplexes Medienformat für zielführende Lehr-Lernprozesse darstellen. Erklärvideos als Format können als Hybrid auf unterschiedlichen Ebenen charakterisiert werden: z.B. für das mündlichen und schriftlichen Erklären, in der Vielfalt der technischen Gestaltung sowie hinsichtlich der kommunikativen Partizipationspotenziale in einer digitalen Umgebung (z.B. Media-Sharing-Plattformen wie YouTube). Im Rahmen meines Dissertationsvorhabens untersuche ich Erklärvideos zu den Kasus des Deutschen bezüglich ihrer medialen Inszienierungspraktiken, die insbesondere durch ihre digitale Umgebung zwischen Fachlichkeit und Unterhaltungscharakter (vgl. Beißwenger 2021) changieren. Erklärvideos sollen die ,richtigen‘ Inhalte so vermitteln, dass – so YouTuber Mirko Drotschmann – „der gute Kumpel oder die große Schwester“ (Drotschmann 2019: 164) und nicht der „Neumalkluge“ (ebd. 2019: 168) in der Rolle des Vermittelnden steckt. Produzierende setzen auf eine „eher weiter gefasste Zielgruppe“ (ebd. 2019: 165), um eine möglichst hohe Reichweite für das Video oder für den Kanal zu erzielen. Der Umgang mit öffentlichen Erklärvideos unterliegt mutmaßlich einem Spannungsverhältnis zwischen fachdidaktisch zielführenden Lernangeboten und der Vorstellung, was für eine imagined audience (vgl. Litt 2012) interessant sein könnte. Für Nutzer:innen (Schüler:innen, Lehrer:innen, Studierende, Erziehungsberechtigte) bedeutet dies, dass der souveräne Umgang mit ihnen angeleitet, erprobt und eingeübt werden muss. In diesem Beitrag möchte ich mithilfe einer Medienproduktanalyse mit einem deutschdidaktischen Schwerpunkt ausgewählte Erklärvideos zu den Kasus des Deutschen untersuchen, um Potentiale und Herausforderungen für die Förderung der Dimensionen digitaler Souveränität in funktionaler fachlicher sowie personaler fachlicher Perspektive (Brüggemann/Frederking 2024) herauszuarbeiten. Im Rahmen qualitativ ausgerichteter Teilanalysen der Videos lässt sich an dem folgenden Beispiel illustrieren, dass vielfältige fachspezifische und digitale Anknüpfungspunkte für unterrichtspraktische Settings mit Erklärvideos offengelegt werden können: Durch die Erarbeitung von Formen und Funktionen audiovisueller Elemente auf einer Plattformoberfläche wie YouTube und dem Video selbst können das Zusammenspiel der multimodalen Elemente im direkten Zusammenhang mit dem fachlichen Lerngegenstand reflektiert und diskutiert werden (z.B. Wie und wie lange wird der Beispielsatz zu dem Akkusativ eingeblendet?, Ist die Art der Präsentation für meinen Lernprozess zuträglich?, Wenn ja und wenn nein, woran mache ich das fest?, Welches mögliche Ziel hat diese Darstellungsform?). Die Arbeit am Erklärvideo in seiner digitalen Umgebung als Lerngegenstand ermöglicht eine Schärfung der fachlichen und individuellen Wahrnehmung sowie die Entwicklung von medienkritischem Handeln – ähnliche Fragen könnten u.a. am Beispiel von Anfangs- und Endbild in Erklärvideos sowie der Reflexion weiterer vorgeschlagener Videos (individualisierte Suchverläufe und Algorithmen) bearbeitet werden. Neben dieser medienlinguistischen Perspektive können ebenso soziolinguistische Fragen nach der Sprachnormierung u.a. im Sinne des Gebrauchs einer mündlichen sowie schriftlichen Grammatik in der Arbeit mit Erklärvideos thematisiert werden. Für die Förderung digitaler Souveränität mit einem deutschdidaktischen Fokus soll in dem Beitrag überprüft und anschließend für potenzielle Lehr-Lernsettings reflektiert werden, welche weiteren Potenziale und Herausforderungen mit solch einem fach- und medienspezifischen Gegenstand Erklärvideos zu den Kasus des Deutschen im Kontext einer übergreifenden digitalen Bildung einhergehen können. Literaturverzeichnis Beißwenger, Michael (2021): Digitalisierung der sprachlichen Bildung? – Neue Kommunikations- und Lernformen. In: Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung/Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften (Hrg.): Die Sprache in den Schulen - eine Sprache im Werden. Dritter Bericht zur Lage der deutschen Sprache. Berlin: Erich Schmidt Verlag. S. 271–300. Brüggemann, Jörn/Frederking, Volker (2024): Ein fachdidaktisches Modell digitaler Souveränität als Basis innovativer Lehrkräftebildung im Bereich sprachlicher, gesellschaftlicher, ökonomischer und ästhetischer Bildung. https://ammma.net/local/diaes/static/pdf/pub_bj_fv_2024.pdf (20.5.2025). Drotschmann, Mirko (2019): „YouTube bietet ganz andere Möglichkeiten…“ – Interview mit dem YouTuber Mirko Drotschmann (MrWissen2go). In: Bunnenberg, Christian/Steffen, Nils (Hrg.): Geschichte auf YouTube. Berlin/Boston: De Gruyter. S. 163–176. https://doi.org/10.1515/9783110599497-008. Junge, Thorsten (2023): Erklärvideos als methodisch-didaktisches Werkzeug. In: Felgentreu, Jessica/Gloerfeld, Christina/Grüner, Claudia/Karolyi, Heike/Leineweber, Christian/Weßler, Linda/Wrede, Silke E. (Hrg.): Bildung und Medien. Wiesbaden: Springer Fachmedien. S. 109–126. https://doi.org/10.1007/978-3-658-38544-6_7. Litt, Eden (2012): Knock, Knock. Who’s There? The Imagined Audience. In: Journal of Broadcasting & Electronic Media 56(3), S. 330–345. https://doi.org/10.1080/08838151.2012.705195. Digital kompetent durch Videos zur Nachhaltigkeit - Konzeption einer Selbstlerneinheit zu BNE und Digitalität. Ludwig-Maximilians-Universität München, Deutschland Zusammenfassung Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist in Deutschland und international als Querschnittsaufgabe verankert (vgl. Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung 2017; UN 2015, S. 21; Bush/Birke 2022a, S. 4; Hoiß 2024, S. 8). Unter den siebzehn Zielen nachhaltiger Entwicklung bis 2030 der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals) nimmt das Ziel 4 „Hochwertige Bildung“ durch seine Einflussmöglichkeiten auf nachhaltige Entwicklung eine Schlüsselrolle ein (vgl. UN 2015, S. 21). BNE ist zunehmend auch in deutschen Lehrplänen repräsentiert und wird mit viel Nachdruck etabliert (vgl. KMK 2024). Der interdisziplinäre, fächerübergreifende Charakter von BNE ist eine Chance für eine multiperspektivische Annäherung und Einbindung und gleichzeitig ein Risiko im Hinblick darauf, dass die Verantwortlichkeiten der einzelnen Fächer ungeklärt sind. Ähnliches gilt für weitere fächerübergreifende Bildungsziele, wie etwa Fragestellungen der Werteerziehung sowie für den Umgang mit Digitalität: Auch dieser muss in allen Fächern mindestens performativ, bestenfalls auch inhaltlich eine Rolle spielen, wenn Schule auf die Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft vorbereiten will. Im Rahmen des BMBF-geförderten Projekts BNE-BOX Plus im Projektverbund ViFoNet wurden daher die Themen Digitalität und Nachhaltigkeit zusammengedacht und auf möglichst vielen Ebenen in die Lehrer:innenfortbildung integriert. Dafür wird die digitale fächer- und schulartübergreifende Ideen- und Methodensammlung BNE-BOX als Ausgangs- wie als Zielpunkt gesetzt: Mittels eines partizipativen Ansatzes liefert die BNE-BOX (www.bne-box.de) unterrichtsbezogene Anregungen für die konkrete Umsetzung von BNE im Fachunterricht von Studierenden, Lehrpersonen sowie Fortbildungsteilnehmer:innen, die aus eigenen Unterrichtsideen und in der BNE-BOX Plus zusätzlich auch aus videografierten, authentischen Unterrichtssituationen neue Inhalte für die Sammlung generieren. Am Endpunkt des Projekts stand die Entwicklung einer digitalen Selbstlerneinheit auf Basis der BNE-Box Plus. Sprache spielt als Kommunikationsmedium in allen Unterrichtsfächern eine Rolle und auch die Frage, wie Unterricht für nachhaltige Entwicklung kommunikativ gestaltet wird, kann die Wahrnehmung der Themen und Handlungsmöglichkeiten beeinflussen. Aus diesem Grund wurde sich im Rahmen des Projekts für einen Design-based-research-Ansatz entschieden, in dem Fortbildungsveranstaltungen veranstaltet und als Research Sprints genutzt wurden. Der diskursive Charakter einer BNE wurde performativ vermittelt, weshalb Fortbildungsinhalte und Methoden nicht bereits vorab durch die Fortbildner:innen festgelegt, sondern ko-konstruktiv unter Einbezug der Beiträge und Ideen der Teilnehmenden als Expert:innen für ihren eigenen Unterricht sukzessiv weiterentwickelt wurden. Ausgangspunkt waren die SDGs, ihre Zusammenhänge untereinander sowie die zwischen Nachhaltigkeit und Digitalität bzw. die diesbezüglichen Vorstellungen der Teilnehmenden. In der ersten Veranstaltung wurde zunächst thematisiert, was die teilnehmenden Lehrpersonen im Bereich der BNE und der digitalen Bildung bereits tun und welche weiterführenden Ideen sie haben. In den weiteren Fortbildungen standen dann die Unterrichtsvideografie und die Arbeit an dokumentarischen Unterrichtsvideos im Fokus – nicht zuletzt konnte damit die Arbeit mit und an digitalen Mitteln auch auf der Fortbildungsebene aufgegriffen und zur produktiven Reflexion von Handlungsroutinen genutzt werden (vgl. dazu Häcker 2022). Das durchgeführte Fortbildungsformat spricht lerntheoretisch zentrale Aspekte der Selbstbestimmung nach Deci und Ryan an: Einerseits erfuhren die Teilnehmenden durch die selbstständige Auswahl von Videoausschnitten und die Möglichkeit der Mitgestaltung der Fortbildungsveranstaltungen Autonomie, andererseits erlebten sie ein Lernumfeld, das sie auch in ihrer Professionalität als Lehrpersonen angesprochen hat (vgl. Fabriz et al. 2024). Dieses Paradigma ist auch für die Gestaltung der Selbstlerneinheit relevant geworden, denn Fallstudien wie Video-Vignetten steigern die Lernmotivation, erleichtern das Verständnis und verbessern die Verknüpfung von Theorie und Praxis (vgl. ebd.). Als zentrales Ergebnis des Projektdesigns kann in diesem Sinne die entwickelte Selbstlerneinheit DiKoViNa (Digital kompetent durch Videos zur Nachhaltigkeit) verstanden werden: Diese wurde auf Grundlage der in den Research Sprints zusammengetragenen Impulse und mit den Teilnehmenden neu gefilmten Unterrichtsfilme gestaltet. Im Vortrag soll die didaktische Konzeption der Einheit erläutert werden, zentraler Fokus liegt auf der Verbindung der beiden Themenkomplexe Digitalität und BNE in auf authentischen Videos basierenden Aufgaben. Literaturverzeichnis
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