Veranstaltungsprogramm

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
Bitte wählen Sie einen Ort oder ein Datum aus, um nur die betreffenden Sitzungen anzuzeigen. Wählen Sie eine Sitzung aus, um zur Detailanzeige zu gelangen.

 
 
Sitzungsübersicht
Sitzung
S15: Formen der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis als Element von Transfer im Kompetenzverbund lernen:digital
Zeit:
Dienstag, 30.09.2025:
13:00 - 14:30

Ort: H05

Hörsaal Erdgeschoss

Zeige Hilfe zu 'Vergrößern oder verkleinern Sie den Text der Zusammenfassung' an
Präsentationen

Formen der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis als Element von Transfer im Kompetenzverbund lernen:digital

Chair(s): Aysegül Serpemen (Universität Duisburg-Essen, Deutschland), Christian Jäntsch (Universität Potsdam)

Diskutant:in(nen): Stefan Marien (Oberstufenzentrum Ästhetik und Technik)

Zusammenfassung

Vor dem Hintergrund bildungs- und forschungspolitischer Handlungsfelder – etwa gesellschaftlicher Zusammenhalt, Bildungsgerechtigkeit und Digitalisierung – wächst der Bedarf an praxisrelevanter Forschung (BMBF 2018) und damit auch die Bedeutung systematisierter Formen der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft (hier Universitäten) und Schulpraxis. Gleichzeitig findet eine Überwindung des klassischen, unidirektionalen Transferverständnisses statt, das Wissenschaft als Transfergeber und Praxis als Transfernehmer identifiziert, hin zu einem wechselseitigen Lernprozess zwischen den beiden Systemebenen (Schuster et al. 2024). Demnach wird im zugrundeliegenden Beitrag Transfer als Beziehungsraum zwischen Wissenschaft und Praxis (Schmiedl 2022) sowie als kooperativer Aushandlungsprozess unterschiedlicher System- und Handlungslogiken, Kommunikationsstrukturen und Wissenshintergründe definiert (Manitius & Bremm 2021).

In den Forschungs- und Entwicklungsprojekten des Kompetenzverbund lernen:digital zeigt sich, dass ein kooperativer Beziehungs- und Aushandlungsraum zwischen Wissenschaft und Schulpraxis für die Bildungsforschung nicht ein normatives Leitbild, sondern zunehmend auch empirischer Gegenstand z.B. im Design-Based-Research-Ansatz ist. Dabei entwickeln die Projektverbünde der vier Kompetenzzentren evidenzbasierte Fort- und Weiterbildungsformate, Tools und Materialien für schulische Akteur:innen in enger Kooperation mit der Zielgruppe selbst.

Das Symposium beleuchtet wirksame ko-konstruktive Formen der Kooperation zwischen vier wissenschaftlichen Projektverbünden und ihren regionalen Schulpraxispartner:innen. Ko-Konstruktion meint hier die Zusammenarbeit „von Akteuren unterschiedlicher Bezugssysteme gleichermaßen an der Lösung eines Bildungsanliegens und der Beantwortung einer Forschungsfrage“ (Kerres et al 2022, S.1). Ausgehend von einer interdisziplinären Perspektive geben die Projektverbünde WÖRLD* und DigiNICs** aus dem Kompetenzzentrum Sprache/Gesellschaft/Wirtschaft sowie DigiSchuKuMPK*** und SchuDiDe**** aus dem Kompetenzzentrum Schulentwicklung Einblicke in Erfahrungen und Herausforderungen ko-konstruktiver Entwicklungsprozesse und diskutieren Gelingensbedingungen für Transfererfolge. Die folgenden Fragen werden dabei beantwortet:

- Wie beeinflusst die Zusammenarbeit mit Schulen die Entwicklung unserer Fortbildungen und die schulischen Entwicklungsprozesse?

- Wie arrangieren und organisieren wir die Entwicklungsarbeit mit den Schulen?

- Welche learnings im Hinblick auf eine erfolgreiche Kooperation mit der Schulpraxis lassen sich aus den Erfahrungen in lernen:digital mitnehmen?

Der erste Beitrag aus dem Projektverbund WÖRLD nimmt phasenübergreifende Professionelle Lerngemeinschaften (PLGs) in den Blick, die sich aus Lehrkräften berufsbildender Schulen sowie Lehramtsstudierenden zusammensetzen. Dafür wird herausgearbeitet, welche Abstimmungsprozesse zwischen den beteiligten Akteur:innen zentral für eine erfolgreiche Kooperation sind und wie vielseitige Bedürfnisse sowie Ziele der Systemebenen in den Mittelpunkt der Entwicklungsarbeit gelangen.

Der zweite Beitrag betrachtet die Gestaltung einer gleichberechtigten Entwicklungspartnerschaft zwischen Wissenschaft und Praxis (Rau et al., 2022) aus der Schulentwicklungsperspektive des Projektverbundes DigiSchuKUMPK und des Teilprojektes EOddS***** (Projektverbund SchuDiDe). DigiSchuKuMPK identifiziert beispielsweise eine systematische Erhebung der schulischen Bedarfe und eine transparente Zielklärung hinsichtlich der Entwicklungsprozesse als zentrale Gelingensbedingung für einen Wissenschafts-Praxis-Transfer. Daneben fokussiert das Teilprojekt EOdds ebenfalls eine direkte Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen und Herausforderungen der schulischen Partner:innen, indem mehrtägige Hospitationen durchgeführt und anhand der konkreten Bedarfe der Lehrkräfte schulinterne Fortbildungen entwickelt werden.

Der dritte Beitrag geht vor dem Hintergrund einer kooperativen Netzwerkarbeit zwischen Lehrkräften, Lehramtsstudierenden und Fachdidaktiker:innen im Teilprojekt DigiDiv****** (Projektverbund DigiNics) der Frage nach, inwieweit sich designbasierte Forschung (DBR) als Transfermodell für Diversität, Digitalisierung und Bildungsgerechtigkeit eignet und verstetigen lässt.

Das Symposium leistet einen Beitrag für die Weiterentwicklung professioneller und systematisierter Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis am Beispiel des Kompetenzverbund lernen:digital und präsentiert Gelingensbedingungen sowie Handlungsempfehlungen für zukünftige Programme dieser Art.

*Wirtschaftspädagogik und Ökonomische Bildung: Lehrkräftebildung und Unterricht digital

** Digital gestützte Networked Improvement Communities zur Stärkung digitaler Souveränität in den Fächern sprachlicher Bildung

***Digitalisierungsbezogene und digital gestützte Schul(kultur)entwicklung durch Multiprofessionelle Kooperation an ganztägigen Grundschulen

**** Schulentwicklung digital-demokratisch

***** Ethische Orientierungen digital-demokratischer Schulentwicklung

****** Digitale Diversität zur Förderung der digitalen Text- und Kommunikationssouveränität in den Fächern der (Fremd-)sprachlichen Bildung

Literaturverzeichnis

Altrichter, H., Durdel, A., Fischer-Münnisch, C., Mühleib, M., & Tölle, J. (2022, Mai). Strukturen der Lehrkräftebildung in Deutschland – Ein Blick in das Umfeld der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ (Nr. 01). Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Beuchling, O. (2015). Partizipation als Forschungsmodus: Aus der Praxis des teilnehmenden Beobachtens. International Dialogues on Education. Past and Present, 2(1), 6–25.

Blume, C., & Campbell, S. E. (2024, September 5). “We don’t have those students, so we don’t bother with digital tools”: EFL Teachers’ Conceptualizations of Diversity and Digitality [Conference paper]. Second Language Teacher Education Conference (SLTED), Brno, Czech Republic.

Blume, C., & Lepelt, L. (in Vorbereitung). Fortbildung durch Design-Based Research: Fremdsprachendidaktische Transferforschung in Zeiten von Künstlicher Intelligenz [Eingereichtes Abstract, Vortrag]. KISS-Pro Tagung – Künstliche Intelligenz in der Lehrkräftebildung, Universität Potsdam.

Bonsen, M., & Rolff, H.-G. (2006). Professionelle Lerngemeinschaften von Lehrerinnen und Lehrern. Zeitschrift für Pädagogik, 52(2), 167–184. https://doi.org/10.25656/01:4451

Bundesministerium für Bildung und Forschung. (2018). Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung.

Drossel, K., Gerick, J., Niemann, J., Eickelmann, B., & Domke, M. (2024). Die Perspektive der Lehrkräfte auf das Lehren mit digitalen Medien und die Förderung des Erwerbs computer- und informationsbezogener Kompetenzen in Deutschland im internationalen Vergleich. In J. Vahrenhold (Hrsg.), ICILS 2023 #Deutschland: Computer- und informationsbezogene Kompetenzen und Kompetenzen im Bereich Computational Thinking von Schüler*innen im internationalen Vergleich (S. 149–188). Waxmann.

Gräsel, C., Schledjewski, J., & Hartmann, U. (2020). Implementation digitaler Medien als Schulentwicklungsaufgabe. Zeitschrift für Pädagogik, 66(2), 208–224.

Kansteiner, K. (2024). Professionelle Lerngemeinschaften etablieren. Pädagogik, 11, 34–38.

Kansteiner, K., Welther, S., & Schmid, S. (2023). Professionelle Lerngemeinschaften für Schulleitungen und Lehrkräfte: Chancen des Kooperationsformats für Schulentwicklung und Professionalisierung (1. Aufl.). Beltz Juventa.

Kerres, M. (2020). Bildung in der digitalen Welt: Über Wirkungsannahmen und die soziale Konstruktion des Digitalen. Zeitschrift MedienPädagogik (Jahrbuch Medienpädagogik), 17, 1–32. https://doi.org/10.21240/mpaed/jb17/2020.04.24.X

Kerres, M., Sander, P., & Waffner, B. (2022). Zum Zusammenwirken von Bildungsforschung und Bildungspraxis: Gestaltungsorientierte Bildungsforschung als Ko-Konstruktion. Bildungsforschung, 2, 1–20. https://doi.org/10.25539/bildungsforschung.v0i2.935

Kompetenzverbund lernen:digital. (o. J.). WÖRLD: Wirtschaftspädagogik und Ökonomische Bildung: Lehrkräftebildung und Unterricht digital. https://lernen.digital/verbuende/woerld/

Kultusministerkonferenz. (2016, Dezember). Bildung in der digitalen Welt: Strategie der Kultusministerkonferenz.

Kultusministerkonferenz. (2021, Dezember 9). Lehren und Lernen in der digitalen Welt: Die ergänzende Empfehlung zur Strategie „Bildung in der digitalen Welt“: Beschluss der Kultusministerkonferenz.

Lehrerfortbildung in Bayern. (2002, August 9). Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus 260. https://alp.dillingen.de/fileadmin/user_upload/1_Akademie/Grundkonzepte/kwmbl2002.pdf

Lipowsky, F., & Rzejak, D. (2021). Fortbildungen für Lehrpersonen wirksam gestalten. https://doi.org/10.11586/2020080

Manitius, V., & Bremm, N. (2021). Kooperation von Wissenschaft, Praxis und Administration als Wissenstransferstrategie? In N. Bremm, J. Ramseger, & D. Scholl (Hrsg.), Schulen in herausfordernden Lagen – Forschungsbefunde und Schulentwicklung in der Region Ruhr (S. 107–126). DIPF. https://doi.org/10.25656/01:21383

McKenney, S., & Reeves, T. C. (2018). Conducting educational design research (2. Aufl.). Routledge. https://doi.org/10.4324/9781315105642

Moser, H. (2018). Praxisforschung – Eine Forschungskonzeption mit Zukunft. In T. Knaus (Hrsg.), Forschungswerkstatt Medienpädagogik. Projekt – Theorie – Methode (S. 449–478). kopaed. https://doi.org/10.25656/01:17075

Rau, F., Gerber, L., & Grell, P. (2022). Kooperation zwischen ‹Zuarbeit›, ‹Beratung› und ‹Entwicklungspartnerschaft›. MedienPädagogik – Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, 49, 349–376. https://doi.org/10.21240/mpaed/49/2022.10.12.X

Rzejak, D., Posch, P., Beywl, W., Gerking, J., Lipowsky, F., & Steffens, U. (2024). Professionelle Lerngemeinschaften – Wenn Lehrkräfte gemeinsam Unterricht entwickeln. In P. Daschner & D. Schoof-Wetzig (Hrsg.), Weißbuch Lehrkräftefortbildung: Impulse und Szenarien für gute Praxis (S. 47–77). Beltz Juventa.

Schmiedbach, M., & Wegner, C. (2021). Design-Based Research als Ansatz zur Lösung praxisrelevanter Probleme in der fachdidaktischen Forschung. Bildungsforschung, 19(2), 1–11.

Schmiedl, F. L. (2022). Von der Einbahnstraße zum Beziehungsraum: Relationstheoretische Überlegungen zum Forschungs-Praxis-Transfer. Bildungsforschung, 2, 1–19. https://doi.org/10.25539/bildungsforschung.v0i2.871

Schuster, J., Hugo, J., Bremm, N., Kolleck, N., & Zala-Mezö, E. (2023). Wissensproduktion, Wissensmobilisierung und Wissenstransfer: Chancen und Grenzen der Entwicklung von Wissenschaft und Praxis. Barbara Budrich.

Wilbers, K. (2023). Wirtschaftsunterricht gestalten (6. Aufl.). epubli GmbH.

 

Beiträge des Symposiums

 

Unterricht im Kontext der Digitalen Transformation gemeinsam weiterentwickeln: Die Zusammenarbeit von Lehrkräften verschiedener Phasen sowie Schulen und Universitäten gestalten

Melanie Riedl, Karl Wilbers
Universität Erlangen-Nürnberg

Digitalisierung durchdringt alle Gesellschaftsbereiche. Arbeits- und Geschäftsprozesse transformieren sich, aber auch Lehr-Lernprozesse an Schulen. Damit Schüler:innen auf die Anforderungen einer digitalisierten Arbeitswelt vorbereitet werden können, braucht es kompetente Lehrkräfte (Kerres, 2020; Kultusministerkonferenz, 2016, 2021). Aktuelle Studien belegen, dass die digitalisierungsbezogenen Weiterbildungsaktivitäten von Lehrkräften zwar gestiegen, aber weiterhin unzureichend sind (Drossel et al., 2024).

Insbesondere berufsbildende Lehrkräfte stehen aufgrund der Nähe der Beruflichen Bildung zum Beschäftigungssystem vor der Herausforderung eines ‚doppelten Praxistransfers‘. Sie müssen einerseits die technologischen Entwicklungen im beruflichen Handlungsfeld kennen und andererseits diese didaktisch sinnvoll in ihren Lehrtätigkeiten abbilden können (Altrichter et al., 2022). Laut KMK-Strategie (2016) zur Bildung in der digitalen Welt zeigt sich der Bereich der Beruflichen Bildung zwar grundsätzlich offener für den Einsatz digitaler Technologien im Unterricht, es bleibt aber auch hier noch Entwicklungspotenzial offen (Kultusministerkonferenz, 2016, 2021).

Ansatzpunkte zur Adressierung des Bedarfs werden in einer phasenübergreifenden, digitalisierungsbezogenen Professionalisierung von Lehrkräften gesehen. Dies soll einerseits eine für die Unterrichtspraxis relevante Entwicklung von Angeboten und andererseits einen Transfer von Inhalten, Methoden und Produkten über die Phasen der Lehrkräftebildung sowie über die Grenzen der unterschiedlichen Institutionen (Wissenschaft und Praxis) hinweg unterstützen. Außerdem sollen Universitäten als Innovationsstandorte in Weiterbildungsaktivitäten von Lehrkräften stärker einbezogen werden (Kultusministerkonferenz, 2016, 2021).

Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich der Projektverbund WÖRLD mit Fragestellungen zur Gestaltung und zu den Effekten einer digitalisierungsbezogenen Lehrkräfteaus- und -fortbildung in der Wirtschaftspädagogik und Ökonomischen Bildung (Kompetenzverbund lernen:digital, o.J.). Der vorliegende Beitrag stammt aus dem Teilprojekt DIGITRALE (Digitale Transformation von Lernsituationen) des WÖRLD-Verbunds.

DIGITRALE fokussiert die Digitale Transformation von Lernsituationen, umgesetzt in phasen- übergreifenden Professionellen Lerngemeinschaften (PLGs). Diese setzen sich zusammen aus praktizierenden Lehrkräften regionaler berufsbildender Schulen sowie angehenden Lehrkräften aus dem Masterstudiengang der Wirtschaftspädagogik. Die Gemeinschaften entwickeln im Rahmen der Professionalisierungsmaßnahme bestehende Lernsituationen - als zentrale Unterrichtsmethode an berufsbildenden Schulen - im Kontext der Digitalen Transformation weiter (Wilbers, 2023). Die Zusammenarbeit ist gekennzeichnet durch einen kontinuierlichen und reflektierten Austausch der Mitglieder auf Augenhöhe, der Öffnung der eigenen Unterrichtspraxis sowie einer Verknüpfung von Input- Erprobungs- und Reflexionsphasen (Bonsen & Rolff, 2006; Kansteiner et al., 2023; Lipowsky & Rzejak, 2021).

Die Kooperation mit Schulen ist insbesondere für die Umsetzung der Maßnahme ausschlaggebend. Im Vorfeld der Professionalisierungsmaßnahme erfolgen daher enge Abstimmungsprozesse mit verschiedenen Akteur:innen der Schulpraxis. Die Abstimmungsinhalte betreffen u.a. verfügbare zeitliche Ressourcen, konkrete Erwartungen an das Programm und die Zusammenarbeit, die Zusammensetzung der PLGs sowie mögliche Entwicklungsbedarfe der Beteiligten . Dabei zeigt sich, dass eine Einbindung der Schulleitungen von Beginn an maßgeblich zum Erfolg solcher Maßnahmen beiträgt (Kansteiner, 2024).

Da es keine länderübergreifenden, einheitlichen Regelungen zum Umfang von Fortbildungsverpflichtungen gibt, fällt es schwer kontextübergreifende Gelingensbedingungen zu formulieren. Bayern bspw. sieht eine Fortbildungsverpflichtung von 12 Tagen vor. Lehrkräfte können dieser auf unterschiedlichen Wegen nachkommen, z.B. durch Annahme von Angeboten einzelner Kommunen, Hochschulen oder externen Trägern. Die Anrechnung erfolgt mit Einverständnis der Schulführung (BayLBG/09.08.2002).

Die Zusammenarbeit zur Digitalen Transformation von Lernsituationen in PLGs bedeutet einen Mehraufwand für praktizierende Lehrkräfte. Daher ist es zentral für den Erfolg solcher Kooperationsmaßnahmen, die Bedürfnisse der jeweiligen Akteur:innen in den Mittelpunkt der Gestaltung zu stellen. Zu Beginn der Kooperation sollte zudem hervorgehoben werden, dass alle Beteiligten von der Zusammenarbeit profitieren können. Dies erfordert zugleich Flexibilität aufseiten der Fortbildungsanbietenden, um angemessen auf schulische Rahmenbedingungen und Herausforderungen der teilnehmenden Akteur:innen reagieren zu können.

Darüber hinaus sind Offenheit, Lernbereitschaft und Vertrauen aufseiten aller Beteiligten entscheidend. Insbesondere in Bezug darauf, sich in bestimmten Fragestellungen in die Rolle der Lernenden zu begeben. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Schulen scheint es zudem förderlich zu sein, auf bereits bestehenden Kooperationsstrukturen aufzusetzen (Rzejak et al., 2024).

Der Beitrag präsentiert, wie das Teilprojekt DIGITRALE die Zusammenarbeit von Universität und Bildungspraxis gestaltet. Weiterführende Aspekte und Gelingensbedingungen werden im Symposium zur Diskussion gestellt.

 

Die Zusammenarbeit mit schulischen Partner:innen kooperativ gestalten. Einblicke in Forschungsprozesse aus den Verbundprojekten DigiSchuKuMPK und SchuDiDe

Carolin Baumgarten-Kelm1, Philipp Matthes1, Christoph Schröder2
1Ruhr-Universität Bochum, 2Universität Jena

Die Zusammenarbeit mit Schulen kann auf verschiedenen Ebenen kooperativ gestaltet werden. Gemeinsam ist den Forschungsansätzen des Verbundprojekts DigiSchuKuMPK und des Teilprojekts EOddS (Projektverbund SchuDiDe) jedoch der Anspruch, Schulen nicht zu beforschen, sondern gemeinsam mit schulischen Akteur:innen Weiter- und Fortbildungsformate zu entwickeln, die auf miteinander erörterten Problemanzeigen und Themenschwerpunkten bezüglich Digitalisierung und Schulentwicklung beruhen. DigiSchuKuMPK verfolgt das Ziel einer digitalisierungsbezogenen und digital gestützten Professionalisierung des pädagogischen Personals an ganztägigen Grundschulen. Hierzu werden Fortbildungsangebote zur Förderung der multiprofessionellen Kooperation als Kernelement einer inklusiven Schulkulturentwicklung entwickelt. Im Rahmen dieser Fortbildungsangebote wird das pädagogische Personal heterogenitätssensibel (CoP 1), sozialraumorientiert (CoP 2), datenbasiert (CoP 3) und selbstreguliert (CoP 4) für eine ganzheitliche Schul- und Unterrichtsentwicklung professionalisiert. Im Teilprojekt EOddS steht folgende Fragestellung im Zentrum: Welche ethischen Probleme und Herausforderungen werden von schulischen Akteur:innen im Zusammenhang von Digitalisierung und Demokratie identifiziert? Die identifizierten Probleme und Herausforderungen werden anschließend didaktisch aufgearbeitet. Sowohl für DigiSchuKuMPK als auch für EOddS gilt: Die kooperative Zusammenarbeit mit der pädagogischen Praxis bildet die empirische Basis für die Konzeption der jeweiligen Fort- und Weiterbildungsformate (vgl. Gräsel et.al 2020).

Dass Schulen sich überhaupt bereiterklären, „einem Fremden/Außenseiter/Nichtzugehörigen Einblicke zu gewähren“ (Beuchling 2015, 14) ist keineswegs selbstverständlich. Angesichts dessen bietet es sich an, sich bei Zusammenarbeit mit Schulen an der Idee der „Entwicklungspartnerschaft“ (Rau et al., 2022) zu orientieren. Die Zusammenarbeit erfolgt dabei bewusst auf Augenhöhe und zielt auf eine gleichberechtigte Einbindung unterschiedlicher schulischer Akteur:innen in multiprofessionelle Teams sowie der im Projekt beteiligten Wissenschaftler:innen ab (Rau et al., 2022). Für die Projektarbeit in DigiSchuKuMPK umfasst das die folgenden Schritte: Eine systematische Erhebung schulischer Bedarfe und Ressourcen, gefolgt von einer gemeinsamen Verständigung auf spezifische Entwicklungsschwerpunkte sowie deren Bearbeitung unter Berücksichtigung der jeweiligen schulischen Rahmenbedingungen. Unterstützt wird dieser Prozess durch den Einsatz digitaler Tools, die eine asynchrone Zusammenarbeit und flexible Kommunikation zwischen allen Beteiligten ermöglichen. Im Teilprojekt EOddS wurde in enger Zusammenarbeit mit einem anderen Teilprojekt aus SchuDiDe mit dem Aufbau eines Schulnetzwerks begonnen. An allen beteiligten Schulen wurden mehrtägige Hospitationen durchgeführt. Im Rahmen der Hospitation wurden die Bedarfe der Lehrkräfte ermittelt. Anschließend ergaben sich verschiedene Kooperationsmöglichkeiten. Etwa die Moderation einer Arbeitsgruppe zum Thema ‚Chatführerschein‘ oder das Durchführen von Workshops zu gemeldeten Bedarfen im Rahmen von schulinternen Fortbildungen. Alle Schulen aus dem Schulnetzwerk werden über einen Newsletter kontinuierlich über die Entwicklungen im Teilprojekt informiert.

Beide Projekte profitieren von der engen Zusammenarbeit mit der pädagogischen Praxis. Gerade die intensiven Einblicke in den schulischen Alltag und die Auseinandersetzungen mit den Herausforderungen der Lehrkräfte eröffnen für die erziehungswissenschaftliche Forschung Reflexionsimpulse und fördern den Dialog zwischen pädagogischer Praxis und Forschung. In der Projektarbeit von DigiSchuKuMPK wurde festgestellt, dass unterschiedliche Handlungslogiken der am Prozess beteiligten Akteur:innen ein zentrales Spannungsfeld darstellen. Während wissenschaftliche Perspektiven häufig auf Transferierbarkeit und systemische Erkenntnisse abzielen, fokussiert die schulische Praxis vor allem konkretes, unmittelbar handlungsrelevantes Wissen für die eigene Schule (vgl. Moser, 2018; Kerres et al., 2024; Rau et al., 2022). Die bisherigen Erfahrungen aus der Projektarbeit deuten darauf hin, dass dieses Spannungsverhältnis durch eine ko-konstruktive Ausgestaltung der Zusammenarbeit produktiv bearbeitet werden kann. Gegenseitiges Verständnis, eine transparente Zielklärung sowie die flexible Gestaltung der Kooperation erweisen sich dabei als zentrale Gelingensbedingungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Schulpraxis. Für EOddS war das wichtigste Learning aus der Zusammenarbeit mit den Schulen: Die pädagogische Praxis gibt den Takt vor! So haben sich einige Möglichkeiten der partizipatorischen Zusammenarbeit erst im Laufe des Forschungsprozesses ergeben.

Der Symposiumsbeitrag wird die gesammelten Erfahrungen aus beiden Projekten bündeln und die wichtigsten Meilensteine einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit der pädagogischen Praxis präsentieren.

 

Transfer gestalten durch Kooperation: Erkenntnisse aus der Netzwerkarbeit im Teilprojekt DigiDiv

Carolyn Blume1, Stewart Campbell1, Johanna Lategahn1, Lucas Lepelt1, Gudrun Marci-Boehncke2
1PH Heidelberg, 2TU Dortmund

Das Projekt DigiDiv (Digitale Diversität zur Förderung der digitalen Text- und Kommunikationssouveränität in den Fächern der (Fremd-)sprachlichen Bildung), Teilprojekt des Verbundvorhabens DigiNICs, verfolgt innovative Formen der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis zur Förderung inklusiver und digital mediatisierter Bildung im Fachunterricht. Im Mittelpunkt steht der Aufbau professioneller Lerngemeinschaften (PLGs) und Lernnetzwerke (PLNs), in denen Lehrkräfte, Lehramtsstudierende und weiteren Bildungspartner:innen gemeinsam mit Fachdidaktiker:innen ko-konstruktiv, kollaborativ und kooperativ die Affordanzen der Digitalität und der Digitalisierung für den (Fremd-)Sprachenunterricht ergründen, erproben und evaluieren.

Der Beitrag stellt die Erfahrungen und Erkenntnisse aus der kooperativen Netzwerkarbeit dar, mit besonderem Fokus auf den bottom-up-basierten, bedarfsorientierten Ansatz zur Identifikation schulischer Herausforderungen in den Bereichen Inklusion, Vielfalt und digitale Kompetenzen als Grundlage für Fortbildungsentwicklung (vgl. Blume & Campbell, 2024). Vorgestellt wird exemplarisch das Potenzial designbasierter Forschung (DBR) als nachhaltiges Format für eine Verzahnung von Professionalisierung und Schulentwicklung (Blume & Lepelt, i.V.; McKenney & Reeves, 2018; Schmiedebach & Wegner, 2021). Abschließend wird diskutiert, inwiefern diese Form der Zusammenarbeit ein tragfähiges Modell für Transfer, v.a. in Bezug auf Diversität und Digitalisierung, und damit einhergehend, Bildungsgerechtigkeit, dienen kann.