Öffentlichkeit(en) und ihre Werte
70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft
für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
19. bis 21. März 2025 in Berlin
Conference Agenda
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Session Overview | |
Location: 55-121 Garystraße 55, 1. OG, 50 P |
Date: Thursday, 20/Mar/2025 | |
11:00am - 12:30pm | [entfällt] Sonderfenster 1: Fördermöglichkeiten der DFG Location: 55-121 Session Chair: Markus Stanat Session Chair: Anne Bartsch |
2:00pm - 3:30pm | Offenes Format 3: Digitale Medienumgebungen und die Ethics of Care Location: 55-121 Session Chair: Friederike Jage-D'Aprile Session Chair: Lisa Plumeier Session Chair: Susanne Eichner Session Chair: Daniela Schlütz Die DGPuK-Tagung 2025 ist dem Thema „Werte“ unter drei Aspekten gewidmet: (1) Welche Werte sind relevant? (2) Wie ändern sie sich unter digitalen Bedingungen? (3) Was kann die KMW leisten? Das hier vorgeschlagene interaktive Format greift diese Felder auf, indem es das Konzept der „Ethics of Care“ (The Care Collective, 2020; Tronto & Fisher, 1990) (Feld
1) auf die digitale Sphäre bezieht und es für die KMW anschlussfähig macht (Feld 3). Indem wir speziell die Medienbranche, genauer den Bereich Creative Work bzw. Creative Industries (Caldwell, 2023; Deuze, 2007; Kawashima, 2020; The Care Collective, 2020) in den Blick nehmen, liegt der Fokus auf Feld 2. Ziel ist, verschiedene Perspektiven und Themenfelder zusammenbringen, um einen interaktiven Raum zu öffnen, innerhalb dessen neue „sociodigital care arrangements” ausgelotet und reflektiert werden können (Zakharova & Jarke, 2024, p. 660).
Wir verstehen Care als umfassendes Konzept, das Interdependezen betont, feministische und intersektionale Werte integriert, (moralische und praktische) Verantwortlichkeiten einfordert und auf gesellschaftliche Widersprüche aufmerksam macht (vgl. Fraser, 2016; Kopitz, 2021; The Care Collective, 2020; Tronto, 1993). Diesen Ansatz wollen wir auf die gesamte media ecology ausweiten und unterschiedliche Bereiche, Akteur:innen bzw. Communities und Felder der (digitalen) Medienbranche betrachten (vgl. Caldwell, 2023; Ostrowska, in Druck; Thompson, 2020).
Im hier vorgeschlagenen interaktiven Format sollen aufbauend auf einer kurzen theoretischen Einführung folgende Aspekte in Form eines offenen Roundtabel-Formates (Fish-Bowl mit Gast-Stuhl) diskutiert werden:
- F. Jage-D’Aprile: Content Creators & Community Care-Arbeit in plattformbasierten Arbeitsstrukturen (z.B. Duffy, 2017; Fast et al., 2016)
- S. Loist: Ethics & Aesthetics of Care bei Produktion, Kuration & Distribution im Kontext von Machtstrukturen, Diskriminierung und Nachhaltigkeitsbestrebungen (Loist et al., 2024)
- S. Eichner: Perspektive der Nutzer:innen als Fans, Prosumer, aber auch Datenarbeiter:innen und Datensubjekte (Frey, 2021; Gilbert, 2022)
- L. Plumeier: Konsequenzen von Care-Ethik für digital-ethnographische und partizipative Forschungsansätze (Markham & Tiidenberg, 2020)
Ziel des Workshops ist es, die Ethics of Care mit Bezug zu den o.g. Feldern zu diskutieren und an Diskurse in der KMW (etwa zu Ethik, Gender/Diversität, Nachhaltigkeit oder Forschung) anzuschließen. |
Date: Friday, 21/Mar/2025 | ||||
10:30am - 12:00pm | Sonderfenster 3: Zwischen Datenqualität und Forschungsfreiheit: Die Zukunft von Mitgliederbefragungen in der DGPuK Location: 55-121 Session Chair: Jörg Hagenah Session Chair: Denise Sommer Session Chair: Christian Strippel Einreichende: Jörg Hagenah, Denise Sommer, Christian Strippel, Volker Gehrau, Elena Link, Kathrin Friederike Müller, Corinna Peil, Carola Richter, Alexander Rihl, Eva-Maria Roehse, Arne Freya Zillich
Mitgliederbefragungen haben in der DGPuK eine Tradition. Als Teil der Selbstbeforschung des Fachs liefern sie eine wichtige empirische Grundlage für Diskussionen über die Fachentwicklung. Bisherige Befragungen befassten sich etwa mit der Repräsentation von Frauen im Fach (z.B. Prommer et al., 2006), der Arbeitssituation des Mittelbaus (Engesser & Magin, 2014) und der Struktur der Fachgesellschaft (Altmeppen et al., 2011).
Im Zuge der Professionalisierung des Fachs sind die Selbstbefragungen mit der Zeit thematisch spezifischer geworden: Jüngste Befragungen kreisten etwa um Fragen der Forschungsethik (Roehse et al., 2023), der „tiefen Internationalisierung“ (Richter et al., 2023), den Folgen der Corona-Pandemie (Müller et al., 2023) und der barrierefreien Forschung (Bigl et al., 2024). 2024 wurden zwei Befragungen zur Stellensituation und Arbeitszufriedenheit des Mittelbaus sowie zur Bereitstellung und Nachnutzung von Forschungsdaten durchgeführt.
So wichtig solche Befragungen für die weitere Professionalisierung des Faches sind, in den letzten Jahren hatten die Studienverantwortlichen zunehmend Schwierigkeiten, ausreichend Befragte zu rekrutieren, um valide Aussagen über den Zustand und die Entwicklung des Faches machen zu können. Trotz aufwändiger Rekrutierungsmaßnahmen beliefen sich die Feldzeiten zum Teil auf mehrere Monate mit Fallzahlen zwischen 57 und 293. Dies könnte an den speziellen Themen liegen sowie an der Vielzahl anderer Befragungen, um die Wissenschaftler:innen auch abseits der disziplinären Selbstbeforschung gebeten werden. In der Folge hat die Selbstbeforschung der DGPuK ein Qualitätsproblem.
Im Rahmen des hier vorgeschlagenen Workshops sollen zunächst die Autor:innen der oben genannten Studien ihre Erfahrungen problemorientiert vorstellen (insg. 45 Min.), die dann im zweiten Teil des Workshops in gemeinsamer Runde diskutiert werden (insg. 45 Min.). Ziel des Workshops ist es, einen geeigneten Umgang mit dem Rekrutierungsproblem für zukünftige Mitgliederbefragungen zu finden, ohne die Forschungsfreiheit durch eine allzu starke Regulierung (etwa durch eine Limitierung von Befragungen) einzuschränken.
Quellenverzeichnis
Altmeppen, K.-D., Weigel, J., & Gebhard, F. (2011). Forschungslandschaft Kommunikations- und Medienwissenschaft. Publizistik, 56, 373–398.
Bigl, B., Gognelashvili, K., & Gehrau, V. (2024). Forschungsethik, Barrierefreiheit und inklusive Forschung in der Kommunikationswissenschaft. Publizistik, online first.
Engesser, S., & Magin, M. (2014). Die Arbeitszufriedenheit des kommunikations- und medienwissenschaftlichen Nachwuchses. Publizistik, 59, 307–334 (2014).
Müller, K. F., Peil, C., & Weder, F. (2023). Career, Covid-19, and care: (Gendered) Impacts of the pandemic on the work of communication scholars. Media and Communication, 11(1), 184–196.
Prommer, E., Lünenborg, M., Matthes, J., Mögerle, U., Wirth, W. (2006). Die Kommunikationswissenschaft als gendered organization. Geschlechtsspezifische Befunde zur Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses. Publizistik, 51, 67–91.
Richter, C., Grüne, A., Hafez, K., Fiedler, A., Behmer, M., .., & Barbara Thomaß (2023). Die „tiefe Internationalisierung“ der deutschen Kommunikationswissenschaft? Global Media Journal – German Edition, 13(1).
Roehse, E. M., Möhring, W., Zillich, A.F., Schlütz, D., & Link, E. (2023). Forschungsethische Praxis in der Kommunikations- und Medienwissenschaft – ein Einblick in die Sicht der Forschenden. Publizistik 68, 459–489. | |||
3:30pm - 4:30pm | P25: Medienbildung und Medienkompetenz Location: 55-121 Session Chair: Baoning Gong | |||
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3:30pm - 3:45pm
Vorder- und Hinterbühne auf Instagram und Snapchat: Ein multimethodischer Blick auf die Selbstdarstellung Heranwachsender 1LMU München, Deutschland; 2Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, Deutschland
3:45pm - 4:00pm
Medienpädagogische Lehrer:innenbildung im deutsch-französischen Vergleich: Werte, Motivation, Einstellungen 1Universität Greifswald, Deutschland; 2Université de Haute-Alsace
4:00pm - 4:15pm
Algorithmenkompetenz von Jugendlichen. Ergebnisse einer Mehrmethodenstudie LMU München, Deutschland
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5:00pm - 6:00pm | Sonderfenster 4: Freiheit zu Schweigen? Kommunikationswissenschaft in Zeiten von Krieg, Konflikten und Polarisierung Location: 55-121 Session Chair: Christian Strippel Teilnehmende: Kai Hafez, Professur für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Vergleichende Analyse von Mediensystemen / Kommunikationskulturen, Universität Erfurt Carsten Reinemann, Professur für Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Politische Kommunikation, LMU München Mandy Tröger, Walter Benjamin Fellow der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Universität Tübingen Mehr als ein Jahr nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem Beginn der Bombardierung und Invasion des Gazastreifens durch das israelische Militär befindet sich die politische Öffentlichkeit in Deutschland in einem besorgniserregenden Zustand. Meldestellen verzeichnen einen starken Anstieg antisemitischer, antimuslimischer und anderer rassistischer Vorfälle, die Mitte-Studie und die Leipziger Autoritarismus Studie berichten von einer Zunahme antidemokratischer Einstellungen in der deutschen Bevölkerung und aus der Zivilgesellschaft häufen sich die Klagen über Repressionen gegen Kritiker:innen der israelischen Kriegsführung und deutscher Waffenlieferungen sowie über eine einseitige Medienberichterstattung. Der Nahostkonflikt hat die politische Öffentlichkeit in Deutschland so stark polarisiert, dass sie an die Grenzen ihres deliberativen Potenzials gestoßen zu sein scheint.
Die Besonderheit dieses Konflikts und der Polarisierung um ihn lässt sich mitunter auch daran ablesen, dass er – im Gegensatz zu anderen Krisen und Kriegen wie der Corona-Pandemie, dem Ukraine-Krieg oder dem Klimawandel – von der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft bislang weitgehend ignoriert wurde. Obwohl Öffentlichkeit und Medien als zentrale Untersuchungsgegenstände des Faches in erheblichem Maße betroffen sind und unsere Universitäten zu zentralen Orten und deshalb auch zum Gegenstand der öffentlichen Kontroverse wurden, hat sich die Fachgemeinschaft bislang kaum in die Diskussion eingebracht, weder mit Forschung (etwa zum Vorwurf der einseitigen Berichterstattung oder zu Spannungen und Konflikten in Redaktionen) noch mit normativen Stellungnahmen. Im Gegensatz etwa zur Rechts- und Geschichtswissenschaft, der Soziologie und den Nahost-Studien, die sich aktiv an der öffentlichen Diskussion beteiligen und auch Räume für solche Diskussionen schaffen, hält sich das Fach bis auf wenige, vereinzelte Ausnahmen auffallend zurück.
Eine Jahrestagung, die sich zum Ziel gesetzt hat, „sich über Werte […] zu verständigen, sie auch in globaler Perspektive kritisch zu prüfen“, bietet eine gute Gelegenheit, sich im Kreis der Fachgemeinschaft zu fragen, worauf diese Zurückhaltung zurückzuführen ist. Liegt es an der normativen Ausrichtung, am Wissenschaftsverständnis oder an der Geschichte des Faches? Liegt es an fehlendem Interesse, mangelnder Politisierung oder begrenzter Internationalisierung? Was ist aus dem Anspruch einer „öffentlichen Kommunikationswissenschaft“ geworden? Fürchten wir, uns in polarisierten Debatten zu Wort zu melden? Welche Rolle spielen dabei die Institutionen, in denen wir arbeiten? Wie weit reicht unsere wissenschaftliche Freiheit? Wie weit sind wir bereit, sie zu nutzen?
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