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Bezugspersonen und kunstpädagogische Potenziale in Übergängen (Einzelbeiträge)
Präsentationen
Die Rolle von Schlüsselpersonen am Übergang von der schulischen in die erwerbsbezogene Bildung
Wenger, Nina
Universität Zürich
Normative Übergänge sind „soziale […] Zustandswechsel in individuellen Lebensverläufen“ (Walther, 2020, S. 63), die mit einschneidenden Veränderungen in Bezug auf individuelle Selbstkonzepte, biografische Muster, Rollen und Beziehungen – und vor allem für benachteiligte Personengruppen – mit Risiken verbunden sind (Fasching, 2023). Insbesondere für Jugendliche mit Beeinträchtigungen sind Übergänge oftmals herausfordernd (Fasching, 2023), da dort ein erhöhtes Risiko besteht, erkämpfte Zugänge wieder zu verlieren. Aufgrund begrenzter Optionen inklusiver Ausbildungsmöglichkeiten (Felbermayr, 2023, S. 248) muss im Prozess der Berufsfindung oder der Studienwahl häufig eine „Zielanpassungsstrategie“ (Pfahl & Powell, 2010, S. 33) erfolgen: Jugendliche mit Beeinträchtigungen richten sich nach verfügbaren Möglichkeiten und akzeptieren diese, statt sich spezifische Ziele zu setzen (Pfahl & Powell, 2010, S. 33-35) oder machen eine Option zweiter Wahl zur eigenen Entscheidung (Walther, 2020, S. 80). Diese und weitere Erkenntnisse aus der Übergangsforschung werden im vorliegenden Beitrag mit den Ergebnissen einer Dissertation verbunden, in der die Forschungsfrage untersucht wurde, wie Erwerbstätige mit Beeinträchtigungen ihre Teilnahme an erwerbsbezogener Bildung und Erwerbstätigkeit gestalten. Das Datenmaterial wurde mittels problemzentrierter Interviews im Rahmen eines Innosuisse-Teilprojektes in der Schweiz erhoben und mit der Grounded Theory ausgewertet. Die Ergebnisse bestätigen u. a., dass in diesem Prozess meist formale und informelle „Gate-Keeper“ (Walther, 2020) oder „wissende“ Bezugspersonen (Felbermayr, 2023, S. 147) in ihrer Rolle als Schlüsselpersonen die verfügbaren Möglichkeiten (mit)bestimmen. Das sind Bezugspersonen aus dem professionellen oder sozialen Umfeld, die „Spielregeln“– die Kernkategorie der Dissertation – kennen, bei der Gestaltung der Übergänge eine zentrale Rolle spielen und in diesem Beitrag genauer vorgestellt werden sollen.
„Wie bei Mary Poppins“: Schulbegleitung als temporäre Maßnahme?! – Gestaltung schulischer Übergänge aus der Perspektive von Schulbegleiter*innen.
Kemler, Eva
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Die Maßnahme Schulbegleitung ist als Maßnahme zur Teilhabe an Bildung (§ 112, SGB IX), bzw. als Eingliederungshilfe (§ 35a, SGB VII) sozialgesetzlich verankert. Ziel einer Schulbegleitung ist die Unterstützung schulischer Inklusion sowie sozialer Partizipation (Dworschak & Markowetz, 2019; Henn et al., 2022). Im Kontext sozialer Partizipation stellen Übergangsprozesse eine besonders vulnerable Phase für die begleiteten Schüler*innen dar: Als Bruch bisheriger Kontinuität markieren sie sensible Momente schulischer Teilhabe, die professioneller Begleitung bedürfen, um gezielt zu unterstützen und Ausgrenzung präventiv entgegenzuwirken (Kroll, 2011).
Dass Übergänge auch aus der Perspektive der Schulbegleiter*innen selbst eine bedeutsame Rolle spielen, zeigte sich in teil-strukturierten Interviews mit N = 25 Schulbegleiter*innen zum Thema soziale Partizipation. Im Rahmen einer qualitativen Inhaltsanalyse zeichnete sich das Thema Transitionen als wichtige induktive Kategorie ab, die in vielen Interviews (n = 15) thematisiert wurde und den zentralen Fokus des Vortrags bildet. Analyseleitend ist die folgende Fragestellung: Welche Bedeutungen schreiben Schulbegleiter*innen schulischen Übergängen zu und wie reflektieren sie ihre eigene Rolle in der Gestaltung dieser Transitionsprozesse?
Die Analyse der Interviewausschnitte zeigt ein breites Spektrum an Bedeutungszuschreibungen: Während einige Schulbegleiter*innen ihre kontinuierliche Begleitung als zentral für Akzeptanz und Partizipation der begleiteten Schüler*innen beschreiben, kritisierten andere Schulbegleiter*innen die institutionellen Rahmenbedingungen und betonen die temporäre Ausrichtung der Maßnahme. Diese und weitere Perspektiven auf die Rolle von Schulbegleiter*innen in Transitionsprozessen werden im Vortrag kontrastierend diskutiert.
Kunstpädagogik als Zugang zu inklusiver Medienbildung im Übergang in den Berufsbereich
Hensmann, Annika1; Donhauser, Thiemo2; Mohr, Prof. Dr. Anja3
1Ludwig-Maximilians-Universität München; 2Ludwig-Maximilians-Universität München; 3Ludwig-Maximilians-Universität München
Grundlegend für soziale und berufliche Integration sowie eine umfassende gesellschaftliche Partizipation ist die digitale Teilhabe für Menschen mit Behinderung (vgl. Lorenz & Schley 2024, S. 105). Menschen mit kognitiven Einschränkungen fehlt in vielen Fällen die nötigen Kompetenzen (vgl. Kreuder-Schock et al., 2024, S. 5). Zugang zu diesem Wissen im digitalen Bereich kann aber „ein zentraler Schlüssel für mehr Teilhabe“ sein (Borgstedt& Möller-Slawinksi 2020, S. 30).
Das vom BMBF geförderte Projekt „ArtEater im Live-Test“ der Ludwig-Maximilians- Universität München (Leitung: Anja Mohr) bietet, an der oben benannten Problematik andockend, die Möglichkeit, durch gezielte Vermittlung von medienpädagogischen Inhalten einen gewinnbringenden Einstieg sowie eine Erweiterung von bereits vorhandenem Wissen für Menschen mit Behinderung im Übergang in den Berufsbereich zu leisten. Gestalterisches Handeln knüpft an früh gelernte Bild- und Handlungsschemata aus der Kindheit an, was als erster Zugang gelten kann.
Als geeignetes digitales Lern- und Lernmittel in Form eines kreativen Softwaremoduls leistet es einen erheblichen Beitrag im ersten Umgang mit digitalen Programmen und deren Benutzeroberflächen und kann so als Zukunftschance gesehen werden, um gesellschaftliche sowie digitale Teilhabe sicherzustellen (vgl. Borgstedt & Möller- Slawinski 2020, S. 30). Über den Zugang der Kunst erlernen die Teilnehmenden wichtige Medienkompetenzen, die im späteren Berufsalltag notwendig sind. Vorgestellt werden empirische Ergebnisse einer Teilstudie eines Berufsvorbereitungsprogrammes der Lebenshilfe.
Neben den inhaltlichen Erkenntnissen zu den Transitionserfahrungen der jungen Erwachsener werden kunstpädagogische Potenziale für den Ausdruck und die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität diskutiert. Dies baut auf der Annahme auf, dass Zeichnungen als Kommunikationsmittel dienen, um persönliche Weltbezüge sichtbar zu machen.