Der Beitrag fokussiert die Transition von Jugendlichen von der Regel- in die Klinikschule, einem oftmals biografisch tiefgreifenden und pädagogisch herausfordernden Übergang. Ausgehend von Grawes Konsistenztheorie, in der die Befriedigung der vier psychischen Grundbedürfnisse nach Orientierung/Kontrolle, Bindung, Lustgewinn/Unlustvermeidung sowie Selbstwerterhöhung und -schutz angestrebt wird, untersucht die Studie, wie aktuelle Klinikschüler*innen ihre psychische Grundbedürfnisbefriedigung sowohl in ihrer früheren Stammschule als auch in der derzeit besuchten Klinikschule einschätzen. Die quantitative Erhebung basiert auf einer Stichprobe von N = 55 Klinik- und N = 100 Regelschüler*innen. Zum Einsatz kam der eigens entwickelte Fragebogen MYNEEDZ, dessen psychometrische Güte durch CFA und Reliabilitätskennwerte bestätigt wurde. Analysiert wurde mittels Mann-Whitney-U-Tests, Kovarianzanalysen mit dem Faktor Geschlecht sowie univariaten Varianzanalysen für das Alter.
Die Ergebnisse zeigen, dass Klinikschüler*innen eine signifikant höhere Bedürfnisbefriedigung in der Klinikschule als in ihrer früheren Stammschule berichten. Darüber hinaus weisen Vergleiche mit Regelschüler*innen darauf hin, dass die Bedürfnisbefriedigung der Klinikschüler*innen in ihren früheren Stammschulen signifikant niedriger ausfiel. Zudem konnten signifikante Interaktionseffekte zwischen Schulform und Alter festgestellt werden, die auf entwicklungsbedingte Unterschiede in der Bedürfnislage hindeuten.
Im Beitrag werden diese Ergebnisse im Hinblick auf pädagogisch-therapeutische Implikationen diskutiert. Dabei wird insbesondere für eine stärkere Berücksichtigung individueller Entwicklungsbedarfe bei der Gestaltung schulischer Transitionen plädiert, vor allem im Umgang mit vulnerablen Schüler*innen. Für die Rückkehr aus dem klinischen Setting in die Regelschule lassen sich aus den Befunden konkrete Anregungen für die schulische Praxis und den Unterrichtsalltag ableiten.