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Perspektiven von Lernenden und Lehrenden auf die Transition von der Regel- an die Klinikschule (Einzelbeiträge)
Präsentationen
Krankheitsbedingte schulische Transitionsprozesse bei onkologischen Erkrankungen: Möglichkeiten und Grenzen für Krankenhauslehrkräfte
Thiele, Prof. Dr. Annett
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Schulische Transitionsprozesse onkologisch erkrankter Schüler*innen stellen in mehrfacher Hinsicht eine besondere Herausforderung dar: Neben krankheitsbedingten Belastungen treten psychosoziale Probleme und familiäre Krisen auf. Oft wird ein Wechsel von der Herkunftsschule in den Unterricht einer Akut- oder Rehaklinik und/oder in den Hausunterricht notwendig. Am Beispiel onkologischer Erkrankungen zeigt der Beitrag die Relevanz gesundheitsbedingter schulischer Übergänge.
Ausgehend von einem erweiterten Transitionsverständnis (vgl. Thiele et al. 2024), das nicht-normative, krankheitsbedingte und sektorenübergreifende Übergänge zwischen medizinischen, familiären und schulischen Systemen einbezieht, wird zunächst der internationale Forschungsstand zur pädagogischen Unterstützung dieser Prozesse dargestellt.
Ergänzend skizziert der Beitrag Ergebnisse einer qualitativen Studie (Thiele, Heinze 2019, Thiele in press), die Perspektiven von Kliniklehrkräften beleuchtet. Diese verdeutlichen, wie pädagogisches Handeln unter besonderen Bedingungen organisiert wird – von der Kontaktaufnahme bis zur Nachsorge. Abschließend werden Implikationen für Professionalisierung sowie Aus- und Weiterbildung im Sinne einer Pädagogik bei Krankheit formuliert und Anregungen für eine strukturell verankerte Begleitung krankheitsbedingter Transitionen im inklusiven Schulsystem gegeben.
Psychische Grundbedürfnisse im schulischen Transitionsprozess – Subjektives Wohlbefinden Jugendlicher beim Wechsel von der Regel- zur Klinikschule
Ciociola, Francesco1; Abdallah, Dr. Morsi2; Borg-Laufs, Prof. Dr. Michael3; Roos, Prof. Dr. Stefanie1
1Universität Siegen; 2Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum Lüdenscheid; 3Hochschule Niederrhein
Der Beitrag fokussiert die Transition von Jugendlichen von der Regel- in die Klinikschule, einem oftmals biografisch tiefgreifenden und pädagogisch herausfordernden Übergang. Ausgehend von Grawes Konsistenztheorie, in der die Befriedigung der vier psychischen Grundbedürfnisse nach Orientierung/Kontrolle, Bindung, Lustgewinn/Unlustvermeidung sowie Selbstwerterhöhung und -schutz angestrebt wird, untersucht die Studie, wie aktuelle Klinikschüler*innen ihre psychische Grundbedürfnisbefriedigung sowohl in ihrer früheren Stammschule als auch in der derzeit besuchten Klinikschule einschätzen. Die quantitative Erhebung basiert auf einer Stichprobe von N = 55 Klinik- und N = 100 Regelschüler*innen. Zum Einsatz kam der eigens entwickelte Fragebogen MYNEEDZ, dessen psychometrische Güte durch CFA und Reliabilitätskennwerte bestätigt wurde. Analysiert wurde mittels Mann-Whitney-U-Tests, Kovarianzanalysen mit dem Faktor Geschlecht sowie univariaten Varianzanalysen für das Alter.
Die Ergebnisse zeigen, dass Klinikschüler*innen eine signifikant höhere Bedürfnisbefriedigung in der Klinikschule als in ihrer früheren Stammschule berichten. Darüber hinaus weisen Vergleiche mit Regelschüler*innen darauf hin, dass die Bedürfnisbefriedigung der Klinikschüler*innen in ihren früheren Stammschulen signifikant niedriger ausfiel. Zudem konnten signifikante Interaktionseffekte zwischen Schulform und Alter festgestellt werden, die auf entwicklungsbedingte Unterschiede in der Bedürfnislage hindeuten.
Im Beitrag werden diese Ergebnisse im Hinblick auf pädagogisch-therapeutische Implikationen diskutiert. Dabei wird insbesondere für eine stärkere Berücksichtigung individueller Entwicklungsbedarfe bei der Gestaltung schulischer Transitionen plädiert, vor allem im Umgang mit vulnerablen Schüler*innen. Für die Rückkehr aus dem klinischen Setting in die Regelschule lassen sich aus den Befunden konkrete Anregungen für die schulische Praxis und den Unterrichtsalltag ableiten.