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Chair der Sitzung: Stephanie Schleer, PH Heidelberg
Ort:R122
40 Pers.
Perspektiven von Lernenden und Lehrenden auf die Transition von der Regel- an die Klinikschule + Die Qualifizierung zur Bildungsfachkraft als Modell für die Transition ins Arbeitsleben (Einzelbeiträge)
Präsentationen
Krankheitsbedingte schulische Transitionsprozesse bei onkologischen Erkrankungen: Möglichkeiten und Grenzen für Krankenhauslehrkräfte
Thiele, Prof. Dr. Annett
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Schulische Transitionsprozesse onkologisch erkrankter Schüler*innen stellen in mehrfacher Hinsicht eine besondere Herausforderung dar: Neben krankheitsbedingten Belastungen treten psychosoziale Probleme und familiäre Krisen auf. Oft wird ein Wechsel von der Herkunftsschule in den Unterricht einer Akut- oder Rehaklinik und/oder in den Hausunterricht notwendig. Am Beispiel onkologischer Erkrankungen zeigt der Beitrag die Relevanz gesundheitsbedingter schulischer Übergänge.
Ausgehend von einem erweiterten Transitionsverständnis (vgl. Thiele et al. 2024), das nicht-normative, krankheitsbedingte und sektorenübergreifende Übergänge zwischen medizinischen, familiären und schulischen Systemen einbezieht, wird zunächst der internationale Forschungsstand zur pädagogischen Unterstützung dieser Prozesse dargestellt.
Ergänzend skizziert der Beitrag Ergebnisse einer qualitativen Studie (Thiele, Heinze 2019, Thiele in press), die Perspektiven von Kliniklehrkräften beleuchtet. Diese verdeutlichen, wie pädagogisches Handeln unter besonderen Bedingungen organisiert wird – von der Kontaktaufnahme bis zur Nachsorge. Abschließend werden Implikationen für Professionalisierung sowie Aus- und Weiterbildung im Sinne einer Pädagogik bei Krankheit formuliert und Anregungen für eine strukturell verankerte Begleitung krankheitsbedingter Transitionen im inklusiven Schulsystem gegeben.
Psychische Grundbedürfnisse im schulischen Transitionsprozess – Subjektives Wohlbefinden Jugendlicher beim Wechsel von der Regel- zur Klinikschule
Ciociola, Francesco1; Abdallah, Dr. Morsi2; Borg-Laufs, Prof. Dr. Michael3; Roos, Prof. Dr. Stefanie1
1Universität Siegen; 2Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum Lüdenscheid; 3Hochschule Niederrhein
Der Beitrag fokussiert die Transition von Jugendlichen von der Regel- in die Klinikschule, einem oftmals biografisch tiefgreifenden und pädagogisch herausfordernden Übergang. Ausgehend von Grawes Konsistenztheorie, in der die Befriedigung der vier psychischen Grundbedürfnisse nach Orientierung/Kontrolle, Bindung, Lustgewinn/Unlustvermeidung sowie Selbstwerterhöhung und -schutz angestrebt wird, untersucht die Studie, wie aktuelle Klinikschüler*innen ihre psychische Grundbedürfnisbefriedigung sowohl in ihrer früheren Stammschule als auch in der derzeit besuchten Klinikschule einschätzen. Die quantitative Erhebung basiert auf einer Stichprobe von N = 55 Klinik- und N = 100 Regelschüler*innen. Zum Einsatz kam der eigens entwickelte Fragebogen MYNEEDZ, dessen psychometrische Güte durch CFA und Reliabilitätskennwerte bestätigt wurde. Analysiert wurde mittels Mann-Whitney-U-Tests, Kovarianzanalysen mit dem Faktor Geschlecht sowie univariaten Varianzanalysen für das Alter.
Die Ergebnisse zeigen, dass Klinikschüler*innen eine signifikant höhere Bedürfnisbefriedigung in der Klinikschule als in ihrer früheren Stammschule berichten. Darüber hinaus weisen Vergleiche mit Regelschüler*innen darauf hin, dass die Bedürfnisbefriedigung der Klinikschüler*innen in ihren früheren Stammschulen signifikant niedriger ausfiel. Zudem konnten signifikante Interaktionseffekte zwischen Schulform und Alter festgestellt werden, die auf entwicklungsbedingte Unterschiede in der Bedürfnislage hindeuten.
Im Beitrag werden diese Ergebnisse im Hinblick auf pädagogisch-therapeutische Implikationen diskutiert. Dabei wird insbesondere für eine stärkere Berücksichtigung individueller Entwicklungsbedarfe bei der Gestaltung schulischer Transitionen plädiert, vor allem im Umgang mit vulnerablen Schüler*innen. Für die Rückkehr aus dem klinischen Setting in die Regelschule lassen sich aus den Befunden konkrete Anregungen für die schulische Praxis und den Unterrichtsalltag ableiten.
Bildungsfachkräfte BNE: Modell für die Transition ins Arbeitsleben?
Oldenburg, Prof. Dr. Ines; Hillenbrand, Prof. Dr. Clemens; Marx Gómez, Prof. Dr. Jorge
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Menschen mit Behinderungserfahrungen finden selten qualifizierte Arbeitsplätze jenseits traditioneller Werkstattstrukturen. Ein innovativer Ansatz entwickelt sich hingegen in Projekten für „Bildungsfachkräfte“ (Mechler et al., 2023) mit anspruchsvollen Tätigkeiten im Bildungsbereich (Albrecht et al., 2022). Bisher fehlen allerdings solche Projekte für außerschulische Lernstandorte zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) (Schöps et al., 2018).
Das geplante Projekt stellt sich daher die Aufgabe der Qualifizierung von "Bildungsfachkräften BNE". Die Entwicklung eines speziellen, barrierearmen Lehrgangs mit Erprobung der Maßnahme erfolgt in wissenschaftlicher Begleitforschung (Design Based Research). Die Frage lautet, inwiefern die entwickelte Maßnahme erfolgreich befähigt, eigenständig BNE Schwerpunkt Biodiversität für die Öffentlichkeit durchzuführen.
Das Vorhaben erfolgt in Kooperation mit dem bestehenden "Immenhuus". Hier arbeiten Menschen mit Behinderungserfahrungen in der Imkerei. Das Projekt errichtet einen Lernstandort im direkt anschließenden Naturschutzgebiet und erweitert das Berufsfeld deutlich, indem es BNE Schwerpunkt Biodiversität in Verbindung mit digitalen Technologien integriert. Der Lernstandort bietet inklusive Bildungsangebote und nutzt zudem digitale Technologien in Kooperation mit der Wirtschaftsinformatik. Neben digitalen Bildungsmedien soll ein KI-gestütztes System zur Erfassung von Insekten als Beitrag zum Naturschutz so barrierefrei gestaltet werden, dass die Bildungsfachkräfte dieses System bedienen können und einen Zugang zu digitalen Arbeitsfeldern finden.
Die qualifizierten Bildungsfachkräfte BNE vermitteln Kompetenzen im Kontext nachhaltiger Entwicklung und zeigen so innovative Perspektiven für die Transition in das Arbeitsleben. Die Projektergebnisse (Bildungsmaterialien, Qualifizierungsprozesse) werden systematisch dokumentiert und demonstrieren Potentiale interdisziplinärer Zusammenarbeit.