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Berufliche Teilhabe und Übergänge ins Arbeitsleben bei Menschen mit Behinderungen (Einzelbeiträge)
Präsentationen
Zukunftsfähige Gestaltung von Übergängen ins Arbeitsleben: Entwicklungsprozesse in der beruflichen Rehabilitation
Heide, Dr. Marie Sophia; Niehaus, Prof. Dr. Mathilde
Universität zu Köln
Bildungsverläufe sind selten gradlinig – Krankheitsphasen und gesundheitliche Beeinträchtigungen können zu Veränderungs- und Weiterbildungsphasen führen, in deren Verlauf Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben unterstützen. Damit dieser Übergang gelingt, müssen Rehabilitationsprozesse passgenau und zukunftsfähig gestaltet werden. Wie auch die Arbeitswelt befindet sich die berufliche Rehabilitation im Wandel, etwa durch die digitale Transformation von Dienstleistungen und Lernprozessen (Heide et al., 2023; Pfannstiel et al., 2019). Es stellt sich die Frage, wie der Übergang zurück ins Arbeitsleben zukunftsfähig gestaltet werden kann.
Vor diesem Hintergrund wurden im Rahmen eines Projekts zur flexiblen Gestaltung beruflicher Rehabilitation 57 leitfadengestützte Telefoninterviews mit Akteur*innen aus der ambulanten Rehabilitation durchgeführt. Die Auswertung erfolgte mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2018). Anschließend wurden die Aussagen innerhalb der Kategorien dahingehend bewertet, ob sie Stärken, Schwächen, Chancen oder Risiken in Bezug auf eine zukunftsfähige Gestaltung der beruflichen Rehabilitation thematisieren (SWOT-Analyse).
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass eine stärkere Verzahnung von operativer und struktureller Ebene erforderlich ist, um vernetzte Strukturen, individualisierte Leistungen sowie kontinuierliche Lern- und Entwicklungsprozesse zu fördern. Interdisziplinäre Arbeitsgruppen und Allianzen können helfen, Veränderungsimpulse zu diskutieren und umzusetzen. Solche Transformationsprozesse sind als dynamische Lernprozesse zu verstehen, die durch gezielte Austausch- und Weiterbildungsmöglichkeiten gestützt werden sollten. Dabei kommt der Förderung digitaler Kompetenzen von Rehabilitand*innen sowie Mitarbeitenden der Leistungserbringer und Kostenträger eine zentrale Rolle zu.
Teilhabe an Arbeit durch berufliche Bildung - arbeitsbezogene Bedürfnisse von Menschen mit komplexen Behinderungen als Grundlage einer arbeitsbezogenen Bildung
Keeley, Dr. Caren; Mairhofer, Pia; Geuting, Jessica
Universität zu Köln
Teilhabe an Arbeit kann als ein grundlegender Bestandteil eines erwachsenen Lebens angesehen werden. Insbesondere für Menschen mit komplexen Behinderungen stellen dabei Übergänge in arbeitsweltbezogene Kontexte biografische Bruchstellen dar, an denen Exklusionsrisiken deutlich sichtbar werden, da sie dazu (noch) wenig bzw. keinen Zugang haben. Der Beitrag stellt das Forschungsvorhaben „Gemeinsam Perspektiven Schaffen - Ein Projekt zur Teilhabe von Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf an beruflicher Bildung und Arbeit (GPS)“ vor, in dem eine Annäherung an die arbeitsbezogenen Bedürfnisse von Menschen mit komplexen Behinderungen unternommen wird, um auf dieser Basis subjektiv sinnvolle Angebote zur arbeitsbezogenen Bildung und Teilhabe an Arbeit zu entwickeln (Keeley et al., 2025).
Die Bedürfnisse von Menschen mit komplexen Behinderungen werden oft nicht (an-)erkannt (Dins et al., 2022), zudem bedarf es der Eröffnung und Gestaltung von Erfahrungs- und Erlebensräumen, um überhaupt Möglichkeiten zu schaffen, Bedürfnisse auszubilden oder wahrzunehmen. Dieserart gestaltete Räumen können an sich bereits Möglichkeiten zur Bildung darstellen, darüber hinaus aber auch Grundlage und Vehikel zur Gestaltung arbeitsbezogener Bildungsangebote sein (Keeley, 2024) und damit pädagogisch gestaltete Transitionsmöglichkeiten zur personzentrierten Teilhabe an Arbeit darstellen.
Neben einem Überblick über das Forschungsvorhaben werden erste Erkenntnisse zur Konstituierung arbeitsbezogener Bedürfnisse und möglichen Erlebens- und Erfahrungsräumen im Kontext einer arbeitsbezogenen Bildung vorgestellt, die im Rahmen eines teilhabeorientierten Forschungsprozesses identifiziert werden.
Passung von Arbeitsvorstellungen und -anforderungen? Perspektiven von jungen Menschen mit Behinderung und Arbeitgebenden beim Übergang von der Schule ins Berufsleben
Edwards, Claire; Simoes Loureiro, Dr. Kevin; Simonis, Tanja; Hadjar, Prof. Dr. Andreas; Zurbriggen, Prof. Dr. Carmen
Universität Fribourg, Schweiz
Während der Zugang zu Bildung für junge Menschen in Form von unentgeltlicher, obligatorischen Schulbildung gewährleistet ist, wird der Zugang zu Arbeitsstellen nach marktorientierten Prinzipien geregelt und ist an Nachfrage sowie den Nachweis von Leistungsfähigkeit gebunden (Tschanz & Powell, 2020). Junge Menschen mit Behinderung sind beim Übergang von der Schule in den Arbeitsmarkt besonderen Schwierigkeiten ausgesetzt und ihre Arbeitsmarktfähigkeit wird in Frage gestellt. So zeigen bisherige Studien, dass Hinweise auf eine Behinderung zu geringeren Einstellungschancen führen (z.B. Berre, 2023). Im vorliegenden Beitrag soll die Passung zwischen Vorstellungen von jungen Menschen mit Behinderung zum Übergang in den Arbeitsmarkt und den Entscheidungsprozessen der Arbeitgebenden hinsichtlich ihrer Beschäftigungsfähigkeit untersucht werden. Basierend auf biographischen Interviews mit jungen Menschen mit Behinderung werden anhand von zwei komplementären Fallstudien die biographischen Verläufe, ihr Leistungsverständnis und ihre Erfolgserwartungen in Bezug auf den Eintritt ins Arbeitsleben dargestellt. Diesen Interviewergebnissen werden erste Befunde einer kürzlich durchgeführten Arbeitgebendenbefragung gegenübergestellt, bei der anhand eines Factorial Survey Experiments die Einstellungschancen von jungen Bewerbenden mit Behinderung untersucht wurden. Die biographischen Erzählungen verdeutlichen Spannungsfelder zwischen Behindertsein und -werden sowie zwischen eigenen Ambitionen und den erwarteten Anforderungen der Arbeitswelt. Die Arbeitgebendenbefragung zeigt konkrete Muster zu den Einstellungsabsichten nach Behinderungsart, Berufsfeldern und Arbeitsplatzmerkmalen auf. Eine Verknüpfung der Perspektiven von jungen Menschen und Arbeitgebenden soll zu einem besseren Verständnis für Ambivalenzen hinsichtlich Erwartungen zwischen der Angebots- und der Nachfrageseite beitragen.