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Sprachkompetenzen, Sprachförderung und Förderdiagnostik im Kindergarten- und Schulalter (Einzelbeiträge)
Präsentationen
Sprachkompetenzen und Bindungserfahrungen von Vorschulkindern als wesentliche Faktoren für eine erfolgreiche Transition vom Elementarbereich in die Schule
Kriener-Neumann, Dr. Mareike
Universität Rostock
Vorschulkinder verfügen zum Schuleintritt über sehr heterogene sprachliche Fähigkeiten und Bindungserfahrungen.
In der vorliegenden Studie wurden der Sprachentwicklungsstand von N = 49 Vorschulkindern im Alter zwischen 5;0 und 6;9 Jahren mit den Sprachstandserhebungstests für Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren (SET 3-5, Petermann et al., 2016) und von fünf bis zehn Jahren (SET 5-10, Petermann, 2018) sowie die Bindungsrepräsentationen mit dem Geschichtenergänzungsverfahren zur Bindung 5- bis 8-jähriger Kinder (Gloger-Tippelt & König, 2016) erfasst. Die Berechnung der Häufigkeitsverteilungen zeigen, dass 11 der 49 Vorschulkinder (22,5%) sprachlich auffällig sind und mehr als die Hälfte der untersuchten Proband:innen eine unsichere (n = 15) oder desorganisierte (n = 11) Bindungsrepräsentation entwickelt haben.
Die Konsequenzen für die Transition in die Schule sind äußerst weitreichend, da die lautsprachlichen Fähigkeiten Basis für den Erwerb der Schrift- und Bildungssprache sind und somit von großer Wichtigkeit für die Verbesserung der Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit (Kultusministerkonferenz, 2019, S. 2). Auch die Bindungserfahrungen haben eine entscheidende Bedeutung für die kindlichen Lern- und Entwicklungsprozesse (u. a. Butzkamm & Butzkamm, 2019). Kinder mit unsicherer oder desorganisierter Bindung verfügen im Vergleich zu sicher gebundenen Kindern u. a. über geringere soziale Kompetenzen, eine eingeschränkte Aufmerksamkeitsspanne und einen niedrigeren IQ (u. a. Eisfeld, 2014). Der Start in das Schulleben, das Lernen, aber auch der schulische Alltag sind infolgedessen erschwert, was Auswirkungen auf den Schulerfolg hat.
Weitere Ergebnisse der aktuellen Studie werden präsentiert und Implikationen für die Praxis abgeleitet, um die benachteiligten Kinder zu inkludieren und ihre schulische Entwicklung optimal zu fördern.
Sprachförderliche Begleitung mehrsprachiger Kinder rund um die Transition in den Elementarbereich. Erkenntnisse aus dem DoSETÜ-Projekt
Neitzel, Dr. Isabel; Elstrodt-Wefing, Dr. Nadine
Technische Universität Dortmund
Der Wechsel von einer Bildungsinstitution in die andere stellt für Kinder im (beginnenden) Zweitspracherwerb eine Herausforderung dar. Aus Sicht der Sprachförderung und -therapie ist es wichtig, Kinder, die von Einschränkungen der sprachlichen Teilhabe bedroht sind, auf die sprachlichen Anforderungen der Schule gezielt vorzubereiten. Kinder im frühen Deutscherwerb werden mit einem Schulsystem konfrontiert, in dem ausgereifte sprachliche Fähigkeiten und spezifisch das Erzählen eine Basis für den Schulerfolg bilden (u.a. O’Neill et al., 2004). Eine Sprachförderung auf Wort- und Satzebene, wie sie typischerweise im institutionellen Kontext angeboten wird, reicht zum Erwerb der sogenannten narrativen Sprachebene nicht aus. Das Projekt „Dortmunder Sprach- und Erzähltraining am Übergang (DoSETÜ)“ (gefördert durch die Wübben-Stiftung, 01/2024-12/2025) zielt auf eine systemische Optimierung der Fördersituation von Kindern im Zweitspracherwerb rund um den Übergang von der frühkindlichen Bildungseinrichtung (Kindertagesstätte/ Brückenprojekt) zur Grundschule ab.
Nach Abschluss einer ersten Förderphase in Kindertageseinrichtungen im Sommerhalbjahr 2024 wurden die neu eingeschulten Erstklässler*innen über ihr gesamtes erstes Schuljahr 2024/25 sprachförderlich begleitet. Die Förderung wurde an vier Kooperationsschulen in der Dortmunder Nordstadt in Gruppen à 6-8 Kindern durchgeführt (Details zur Erzählförderung in in Hetz et al., 2025). Eine Teilstichprobe von 14 Kindern (n = 11 verschiedene Erstsprachen) wurde über alle Förderphasen des Projektes hinweg 1,5 Jahre lang begleitet. Die sprachliche Entwicklung dieser durchgehend geförderten Kinder wird im vorliegenden Beitrag in den Fokus gestellt und mit Daten abschnittweise geförderter peers in Beziehung gesetzt.
Implikationen für die schulische Sprachförderung rund um den Zeitpunkt des Schulübergangs sowie hinsichtlich der Sensibilisierung für (implizite) sprachliche Anforderungen in der ersten Klassenstufe werden diskutiert.
Digital-interdisziplinäre Zusammenarbeit mit SprachNetz auch für Kinder mit selektivem Mutismus an der Schnittstelle Förderdiagnostik - Kinder-& Jugendlichenpsychotherapie und -psychiatrie
Bliedtner-Ziegenhagen, Corinna; Sallat, Prof. Dr. Stephan
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Aufbauend auf einer Darstellung der digitalen Vernetzungsplattform für die Förderdiagnostik SprachNetz sowie von Vorteilen und Hürden inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit in der kindlichen Sprachentwicklung wird ein aktuelles Teilprojekt an der Schnittstelle vom Förderschwerpunkt Sprache zu kiju-psychotherapeutischen/-psychiatrischen Versorgung mit Blick auf Patient:innen mit Selektivem Mutismus vorgestellt (Zielsetzung, Forschungsdesign, Präsentation und Diskussion erster Ergebnisse der Vorstudie, Fazit für Gesamtstudie). Interdisziplinäre Zusammenarbeit wird immer stärker gefordert, jedoch in der Umsetzung oft als herausfordernd beschrieben. Digitale Vernetzung bietet hierfür Lösungen. In der Studie soll daher die für Vernetzung und Unterstützung der Förderdiagnostik entwickelte SprachNetz-Plattform an der Schnittstelle zur ambulanten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie sowie zur (teil-)stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie für Familien und interdisziplinär arbeitende Fachkräfte neue Möglichkeiten bieten. Beispielhaft liegt der Fokus auf dem interdisziplinär zu adressierenden Phänomen Selektiver Mutismus, in dem vor allem räumlich-zeitliche Distanzen der beteiligten Akteur:innen eine besondere Herausforderung sind. Der Mehrwert der Arbeit mit SprachNetz für die Förderdiagnostik und Versorgung von Kindern mit der Diagnose Selektiver Mutismus soll mittels eines mixed-methods-Forschungsansatzes herausgearbeitet werden. Dafür werden in einer Vorstudie zunächst Fokusgruppeninterviews mit Expert:innen geführt und mittels qualitativer Datenanalyse systematisch analysiert. In einem Prä-Post-Design werden anschließend Eltern mit einem Kind mit der Diagnose Selektiver Mutismus sowie Fachkräfte mittels eines strukturierten Interviews zu 2 Messzeitpunkten (einmal vor Behandlungsbeginn, einmal nach Nutzung von SprachNetz für 1 Jahr) zu ihrer jeweiligen Zufriedenheit als Akteur:in in der interdisziplinären therapeutischen Zusammenarbeit befragt.