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Inklusion: Einstellungen, Selbsteinschätzungen und Rückschulungspraxis (Einzelbeiträge)
Präsentationen
Einstellungen der Allgemeinbevölkerung zu schulischer Inklusion – Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung
Rüger, Lea
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Der Transitionsprozess, dem Schüler*innen nach der Zuschreibung eines sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfs ausgesetzt sind, wird durch zahlreiche Faktoren beeinflusst – bevor schließlich über den Ort des weiteren Schulbesuchs entschieden wird. Die Chance, dass dieser Prozess in einer inklusiven Lösung mündet, wird nicht nur von Einstellungen und Überzeugungen direkt beteiligter Akteur*innen wie Lehrpersonen, Eltern und Schuladministration beeinflusst, sondern auch von kommunalpolitischen Rahmenbedingungen, etwa der (Nicht-)Verfügbarkeit bestimmter Organisationsformen. Es darf davon ausgegangen werden, dass diese politischen Entwicklungen auf Landes-, Bundes- oder kommunaler Ebene wiederum durch die Einstellungen sowohl direkt als auch indirekt beteiligter Personen beeinflusst werden. Hierzu liegen bislang jedoch kaum empirische Forschungsdaten vor.
Um einen Beitrag zu diesem Desiderat zu leisten, wurden Einstellungen der Allgemeinbevölkerung zur schulischen Inklusion erhoben. Solche Einstellungen spiegeln gesellschaftliche Werte, Überzeugungen und Prioritäten wider, die sich auf die Akzeptanz inklusiver Reformen, Gesetzgebung und lokale Bildungspolitik auswirken können (Bešić et al., 2018; Krischler et al., 2019). Der Beitrag präsentiert erste Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen Onlinebefragung in Deutschland (N = 2.000). Untersucht wurden Einstellungen zum inklusiven Schulsystem sowie potenzielle Prädiktoren, darunter politische Orientierung, soziodemografische Merkmale und weitere individuelle Einflussfaktoren. Die Befunde werden vor dem Hintergrund diskutiert, inwiefern gesellschaftliche Einstellungen als kontextuelle Rahmenbedingungen politische Entwicklungen und damit auch inklusive Transitionsprozesse im Schulsystem mitprägen können.
Inklusion in der beruflichen Schule: Soziale Integration von Jugendlichen und jungen Erwachsenen - erste Befunde einer dreijährigen Längsschnittsstudie
Wangler, Raphael1; Werner, Prof. Dr. Birgit1; Rauch, Prof. Dr. Wolfgang2
1Institut für Sonderpädagogik; PH Heidelberg; 2Fakultät für Teilhabewissenschaften, PH Ludwigsburg
Ein hohes subjektives Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler kann als ein zentrales Qualitätsmerkmal schulischer Inklusion gesehen werden (Zurbriggen/ Knickenberg, 2020). Im Gegensatz zum allgemeinbildenden Bildungssektor liegen für den berufsschulischen Bereich derzeit keine empirischen Befunde vor.
Im Rahmen der 3-jährigen Evaluation des Projektes „Auf dem Weg zur inklusiven beruflichen Schule – Umgang mit Heterogenität (inklusivBS)” werden Jugendliche und junge Erwachsene u.a. mit dem PIQ - Perceptions of Inclusion Questionnaire (Venetz et al., 2015) zu ihrem Wohlbefinden in der schulischen Inklusion befragt.
Der PIQ ist dafür ein valides, reliables und zeitökonomisches Instrument. Erhoben werden drei zentrale Dimensionen schulischer Inklusion: das emotionale Wohlbefinden, das akademische Selbstkonzept und die soziale Inklusion in der Klasse. Den Fragebogen füllen sowohl die Schüler*innen für sich selbst als auch die Klassenlehrkräfte für jeden Schüler*in aus. Anschließend werden diese abgeglichen. Das Verfahren wurde bisher nur für den Einsatz in den Klassenstufen 3 bis 9 validiert.
Der Vortrag berichtet über die notwendige Validierung des PIQ für Jugendliche und junge Erwachsene bis zum Alter von 28 Jahren, hier auf der Basis einer konfirmatorischen Faktorenanalyse. Es zeigt sich eine akzeptable bis gute Modellanpassung, d.h. der PIQ kann auch für diese Altersstufe eingesetzt werden. Damit steht ein valides Erhebungsinstrument zur Verfügung, das gerade im Längsschnitt, z.B. über die gesamte Bildungsbiografie die subjektiv erlebte schulische Inklusion abbilden kann.
Zudem werden Befunde aus drei von sieben Messzeitpunkten referiert. Die Selbsteinschätzungen der Jugendlichen liegen mehrheitlich im eher positiven Bereich. Die Selbst- und Fremdeinschätzung von Jugendlichen und Lehrkräften stimmen weitgehend überein.
Rückschulungspraxen in Deutschland – Ergebnisse eines systematischen Literaturreviews, einer Online-Befragung von Förderschulfachkräften und von Expert:inneninterviews zum Übergang von Förderschulen auf allgemeinbildende Schulen
Metzner-Guczka, Dr. Franka; Tölle, Lisa; Mays, Daniel
Pädagogische Hochschule Freiburg
Seit der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland konzentriert sich die Bildungsforschung stark auf inklusive Schul- und Unterrichtsentwicklungsprozesse. Daneben besteht weiterhin ein exkludierendes Förderschulsystem: Mit einer Exklusionsquote von 4,2 % wurde mehr als die Hälfte der Schüler:innen mit Förderbedarfen an Förderschulen unterrichtet (Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung, 2024) – nur 3,3% der Schüler:innen mit diagnostiziertem Förderbedarf wurden an allgemeinbildenden Schulen unterrichtet. Vor diesem Hintergrund werden Forderungen nach Entwicklungsmaßnahmen zur Verbesserung der Durchlässigkeit zwischen Förderschule und Regelschule laut (CRPD, 2023). Förderschulen sind zwar rechtlich in der Regel als Durchgangsschulen normiert (Mays, 2014), in der Realität wird diese Durchlässigkeit oft nicht erfüllt. Aktuelle Forschung dazu liegen national und international bisher nicht ausreichend vor. Aus diesem Grund wurde das Forschungsfeld Rückschulungen, d.h. dem Übergang von Förderschulen auf allgemeinbildende Schulen, als spezifische und sonderpädagogisch besonders interessante Form der Transitionen im Schulalter mit einem Mixed-Methods-Design adressiert. In einem systematischen Literaturreview wurden die vorhandenen nationalen empirischen Studien zum Forschungsfeld zusammengefasst. Darauf aufbauend wurde ein quantitativer Online-Fragebogen entwickelt und zur Befragung von Fachkräften an Förderschulen Sozial-emotionaler Entwicklung (ESE) in Nordrhein-Westfalen eingesetzt. Ergänzend wurden n = 4 qualitative Interviews mit Expert:innen an Förderschulen durchgeführt, um bedeutsame expliziten und impliziten Regularien und Rückschulungspraxen näher zu beleuchten. Im Vortrag soll zunächst die aktuelle rechtliche Situation zu Rückschulungen beleuchtet werden, bevor das Forschungsdesign des Projekts, die Ergebnisse der Reviews, der Fragebogenerhebung und der Interviews sowie weitere Forschungsfragen diskutiert werden.