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Gestaltung von Übergangsprozessen durch multiprofessionelle Kooperation in Frühförderung und Frühpädagogik (Einzelbeiträge)
Präsentationen
Die Rolle der Frühförderung im Übergang zur Schule - Chancen und Herausforderungen
Züll, Anne
Forschungsinstitut für Inklusion durch Bewegung und Sport (FIBS gGmbH)
Der Übergang in die Grundschule ist eine wichtige Transitionsphase, die vor allem Kinder mit Förderbedarf und ihre Familien vor große Herausforderungen stellt. Interdisziplinäre Frühförderung nimmt eine unterstützende Rolle ein, stößt aber in den vorgegebenen Strukturen an Grenzen, sowohl innerhalb des Leistungszeitraumes als auch darüber hinaus. Die Leistungen der Frühförderung enden vor dem Schuleintritt, womit die therapeutischen, psychologischen, heil- und sonderpädagogischen Angebote für die Kinder entfallen und die Familien eine ihnen vertraute professionelle Begleitung und Ansprechperson verlieren (Blatz et al. 2023). Der Fokus liegt auf kindzentrierten Angeboten. Gerade in der Transitionsphase muss das Kind jedoch im Kontext der familiären, institutionellen und gesellschaftlichen Ebenen gesehen werden (Dawal et al. 2023). Hier setzen die Projekte InBiA (Inklusive Bildung von Anfang an) und MuTig+ (Multiprofessionell Transition gestalten) an. Gemeinsames Anliegen der beteiligten Frühförderstellen ist es, als Bildungspartner:innen die Ressourcen im Familiensystem zu stärken und den Austausch mit Kitas und Schulen zu intensivieren. Risikofaktoren des Kindes sollen so einrichtungsübergreifend in den Blick genommen und minimiert werden.
Die wissenschaftliche Begleitung der Projekte hat in Einzelinterviews mit Eltern, Fokusgruppen mit Vertreter:innen aus Kita, Schule und Frühförderung sowie Fragebogenerhebungen die verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass eine intensivere Zusammenarbeit mit den Familien wie auch „Runde Tische“ mit Kitas, Schulen und Frühförderung von den Eltern als besonders hilfreich wahrgenommen werden. Alle Beteiligten sehen einen hohen Austauschbedarf, der jedoch durch fehlende zeitliche Ressourcen und fehlende Abrechnungsmöglichkeiten für umfeldzentriertes Arbeiten im Rahmen von Frühförderung nicht gedeckt werden kann.
Die Oase als Übergangsraum. Psychoanalytische Perspektiven auf frühe Bildung und elterliche Begleitung in der Arche Für Familien Zürich
Link, Pierre-Carl1,2; Langnickel, Robert3,4
1Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich (HfH); 2Eötvös Loránd Universität Budapest (ELTE); 3Pädagogische Hochschule Luzern; 4Pädagogische Hochschule Salzburg Stefan Zweig
Die Oase in der Arche Für Familien Zürich ist ein prophylaktischer Lern- und Sozialisationsort für Kinder von null bis vier Jahren und ihre Bezugspersonen. Sie orientiert sich am Modell der Maison Verte von Françoise Dolto und bietet einen offenen und durchlässigen Übergangsraum, in dem frühe Transitionen psychoanalytisch und sozialpädagogisch begleitet werden (Ambass, & Langnickel, 2019). Die Oase fungiert dabei als intermediärer Raum im Sinne Winnicotts (Becker, 1995), in dem Kinder durch freies Spiel, Übergangsobjekte und die emotionale Präsenz der Accueillant:es Trennungserfahrungen verarbeiten und erste Schritte in Richtung Subjektwerdung machen können (Ambass, 2018).
Im Zentrum steht die psychoanalytisch fundierte Unterscheidung zwischen sozialpädagogischer und psychoanalytischer Funktion, welche durch multiprofessionelle Zusammenarbeit im Setting sichtbar wird. Die Reflexion unbewusster Prozesse durch operative Gruppenarbeit (Bauleo, Pichon-Rivière) dient der Qualitätssicherung und Professionalitätsentwicklung des Teams. Fallvignetten illustrieren, wie der durchlässige, offene Charakter der Oase Übergänge ohne Pathologisierung gestaltet und dabei soziale Integration ermöglicht. Übergänge werden als biographisch bedeutsame Phasen verstanden, in denen Diskontinuitäten produktiv verarbeitet und neue pädagogische Beziehungen aufgebaut werden können.
In Anlehnung an das Konzept des Übergangsobjekts wird gezeigt, wie pädagogische Settings zum Ort gelingender Triangulierung werden können – mit dem Kind als Subjekt im Mittelpunkt. Die Oase ermöglicht somit Übergänge, die nicht normierend, sondern unterstützend wirken und dabei Inklusion fördern. Die Analyse verweist auf die Relevanz psychoanalytisch informierter Frühpädagogik zur Begleitung komplexer Übergangsprozesse im Bildungssystem.
Multiprofessionelle Kooperation von Kita- und Frühförderfachkräfte in der Frühförderung von Kindern mit Sehbeeinträchtigungen – Perspektiven für Transformationsprozesse der Frühförderung
Jesuthasan, Jonitta
Universität Paderborn
Die Umsetzung des KJSG 2028 impliziert Veränderungen für die interdisziplinäre Frühförderung – und somit auch für die Frühförderung von Kindern mit Sehbeeinträchtigungen. Die im Vortrag vorgestellte explorativ-qualitative Studie wurdein NRW durchgeführt und bietet im Transformationsprozess Perspektiven zur Entwicklung von Interventionsmaßnahmen, die die Kooperation von Fachkräften im Sinne einer inklusiven Jugendhilfe weiterentwickeln.
Frühförderzentren sind für Kitas zentrale Kooperationseinrichtungen. Ausgangspunkte der Studie sind zunächst Gelingensbedingungen Multiprofessioneller Kooperation (u.a. nach Boehm et. al. 2016, Bischoff 2011, Arndt/Werning 2013, Austin 2001, Lütje-Klose 1997, 2008, Voß 2013, Neumann 2019, Simon & Kühl 2023), angewandte Kooperationsformen innerhalb der Frühförderung (u.a. Hensen, Lohmann & Wiedebusch, 2016) sowie Spezifika in der Frühförderung von Kindern mit Sehbeeinträchtigungen (Lang & Sarimski, 2020). Befragungen von Kita-Fachkräften (Grönke & Sarimski, 2018; Brambring, 2001) und Frühförderfachkräften (Lang, Sarimski & Hintermair, 2018) deuten auf eine Diskrepanz zwischen dem Beratungsbedarf und der in der Praxis erfolgenden Umsetzung seh- und blindenspezifischer Empfehlungen bzw. Begleitung der Kita-Fachkräfte hin. Die Studie widmet sich entsprechend den Fragen:
(1) Wie nehmen Kita- und Frühförderfachkräfte die Multiprofessionelle Kooperation innerhalb der Komplexleistung der Frühförderung Sehen wahr?
(2) Welche Bedarfe, Herausförderungen und Wünsche bestehen innerhalb der Kooperation?
(3) Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede können aus der Darstellung von Kita- und Frühförderfachkräften zu den Bedarfen, Herausforderungen und Wünschen innerhalb dieser Kooperationsbeziehung herausgearbeitet werden?
Im Vortrag werden erste Ergebnisse der inhaltsanalytischen Auswertung der durchgeführten Interviews mit Kita- und Frühförderfachkräften in NRW vorgestellt und in den Transformationsprozess eingeordnet bzw. Perspektiven entworfen.