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Unterstützung und Gestaltung von Übergängen in Arbeitsmarkt und tertiäre Bildung (Einzelbeiträge)
Präsentationen
Inklusion und Transition in den tertiären Bildungsbereich - ein systematisches Review zu Startups und gemeinwohlorientierten Unternehmen
Wittkowsky, Pauline; Veber, Prof. Dr. Marcel
RPTU
Die Transition ins Arbeitsleben (Walther, 2024) birgt Exklusionsrisiken (Lenzen et al., 2023) und erfordert teilhabeorientierte Anpassungen (SWK, 2025): Strukturelle Ausgrenzung ist bezogen auf Diversitätsfacetten (z. B. Geschlecht: BpB, 2024; Kohaut & Möller, 2023; Migration: Farrokhzad, 2020; OECD, 2023; Behinderung: BA, 2025) beobachtbar. Der Arbeitsmarkt wird zwar durch zunehmende Mobilität, etwa in Form von Startups, flexibler (Roland Berger et al., 2021), zeigt aber zugleich Exklusionstendenzen (RKW et al., 2024), die soziale Mobilität einschränken (Konzett, 2021). Forschung zeigt auch allgemeines Potenzial des Gründungssektors zur Überwindung von Diskontinuitäten (Griebel & Niesel, 2011) und inklusiven Gestaltung von Transitionen (RKW et al., 2024; Yu et al., 2020).
Trotz wachsender Diversitätsforschung bleibt offen, wie der Gründungssektor konkret zum Abbau gesellschaftlicher Diskontinuitäten beitragen kann (Busch-Casler et al., 2016; Mendoza, 2023; Wiepcke, 2019). Daher wird folgender Forschungsfrage nachgegangen: Wie kann der Gründungssektor für Menschen mit Behinderung zu inklusiven Transitionen in den tertiären Bildungsbereich beitragen?
Die Studie folgt einem zweiphasigen systematischen Review (Schreiber & Cramer, 2022): Erst werden zentrale Konzepte wie „Inklusion im Gründungskontext“ theoriebasiert analysiert, dann erfolgt eine strukturierte Sichtung (Newman & Gough, 2020) im Zeitraum 2015-2025 von deutsch- sowie englischsprachigen Quellen.
Ergebnisse zeigen, dass Startups und gemeinwohlorientierte Unternehmen zur inklusiven Transition von Menschen mit Behinderung in den tertiären Bildungsbereich beitragen können. Sichtbar werden zudem Ansätze für inklusive Förderstrukturen, barrierearme Zugänge und Empowermentformate. Die Befunde unterstreichen die Relevanz einer inklusiven Gründungskultur. Darauf aufbauend werden erste Facetten struktureller Barrieren im Gründungsprozess und das Potenzial von Startups als Inklusionsräume skizziert und diskutiert.
Technologiegestütztes “Doing Transitions” junger Menschen mit Behinderung in tertiäre Bildung und Arbeitsmarkt
Fisseler, Dr. Björn1; Seale, Prof. Dr. Jane2
1FernUniversität in Hagen; 2The Open University UK
Technologie ist bedeutsam für die Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderung (MmB). Als assistive Technologie (AT) unterstützt sie funktionale Fähigkeiten von MmB und ist häufig Gegenstand externe Zuweisungs- und Aushandlungsprozesse (Mills, 2015). An den Übergängen tertiärer Bildung kommen häufig Technologien als Teil institutioneller Praktiken hinzu, auf die MmB entsprechend reagieren müssen. Zugang zu und der erfolgreicher Abschluss von tertiärer Bildung sind entscheidend für den Übergang von MmB in den Arbeitsmarkt. Nach wie vor bestehen erhebliche Ungleichheiten in Studien- und Arbeitsmarktchancen. Dabei ist bekannt, dass ein Studienabschluss bei MmB zu deutlich besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt führt. Zugleich fehlen eingehende Untersuchungen dazu, wie Technologie die Übergänge von MmB unterstützen, welche technologiegestützte Übergangsprogramme entwickelt und umgesetzt wurden und inwieweit sie zu einem “Doing Transitions” als Übernahme neuer Teilhabepositionen beitragen (Andresen et al., 2022). Dieser Beitrag stellt Ergebnisse einer kritischen Literaturübersicht vor, in der wir untersucht haben, wie Technologie die Übergänge tertiärer Bildung von junger Menschen mit Behinderung unterstützt. Für den Zeitraum von 2000 bis 2023 fanden wir lediglich sechs Übergangsprogramme, die Technologie auf vier verschiedene Arten zur Erreichung von Teilhabepositionen einsetzen. Die Evaluationen berichten überwiegend positive, teils nicht‑signifikante Effekte auf individuelle Kompetenzen; institutionelle Veränderungen blieben jedoch begrenzt. Vor diesem Hintergrund ordnen wir die Übergänge junger Menschen mit Behinderung als technologisch unterstütztes “Doing Transition” aus sozialwissenschaftlicher (Andresen et al., 2022) und psychologischer Perspektive (Kyndt, 2017) neu ein.
Transitionen von Schüler*innen mit intellektuellen Behinderungen in Arbeitsleben und die Rolle von Berufsvorbereitenden Einrichtungen (BVE) in Kombination mit Kooperative berufliche Bildung und Vorbereitung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt (KoBV)
Renner, Prof. Dr. Gregor
Katholische Hochschule Freiburg
Junge Menschen mit intellektuellen Behinderungen sehen sich mit Barrieren beim Übergang von der Schule in den allgemeinen Arbeitsmarkt konfrontiert. Häufig scheint darum als einzige Optionen der Weg in die "Werkstatt für behinderte Menschen" (WfbM). Das steht jedoch im Widerspruch zur UN-Behindertenrechtskonvention, die das gleiche Recht von Menschen mit Behinderungen auf Arbeit einschließt und die "Möglichkeit, den Lebensunterhalt durch Arbeit zu verdienen, die in einem offenen, integrativen und für Menschen mit Behinderungen zugänglichen Arbeitsmarkt und Arbeitsumfeld frei gewählt oder angenommen wird" (UN 2006, Artikel 27). In Baden-Württemberg wurde darum eine Reihe von Maßnahmen implementiert, den Übergang von jungen Menschen mit intellektuellen Behinderungen aus den Schule in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Dazu zählen neben der flächendeckenden Durchführung von Berufswegekonferenzen auch eine besondere Ausgestaltung von "Berufsvorbereitenden Einrichtungen" (BVE) als (berufs-)schulischer Maßnahme von anschließender "Kooperativen berufliche Bildung und Vorbereitung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt" (KoBV) als Maßnahme der Arbeitsagentur. In der vorliegenden Studie wurden diese Maßnahmen evaluiert, indem ergänzend zu quantitativen Angaben zu den entsprechenden Übergängen auch Akteure in beiden Maßnahmen als Expert*innen zu Chancen und Herausforderungen befragt wurden. Bei den Studienteilnehmer*innen handelte es sich um Maßnahmen-Teilnehmer*innen mit intellektuellen Behinderungen, eine Mitarbeiter*in im Integrationsfachdienst, eine KoBV-Mitarbeiter*in, eine BVE-Leitung sowie die Leitung des überörtlichen Träger der Sozialhilfe als Koordination der Maßnahmen. Im Beitrag werden die Ergebnisse der Studie vorgestellt und in das Gesamtbild der Transitionen von jungen Menschen mit intellektuellen Behinderungen ins Arbeitsleben in Baden-Württemberg eingeordnet. Implikationen für die Praxis und die Forschung werden diskutiert.