Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Sitzung
EB-09: Pädagogische Beziehungen im Kontext der Lehrer:innenbildung
Zeit:
Freitag, 19.09.2025:
13:00 - 15:00

Chair der Sitzung: Johanna Valentin, Universität Kassel
Ort: SR 4 = Raum 1117

Seminarraum 4 Raum 1117 im ersten Stock; 22 Personen

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Präsentationen

Auf die Beziehung kommt es an – Videobasierte Interaktionsanalyse als Element der Sportlehrkräfteprofessionalisierung im inklusiven Sportunterricht

Caterina Schäfer

Universität Duisburg-Essen, Deutschland

Bewegung, Spiel und Sport sind als handlungsorientierter Zugang zu Kindern und Jugendlichen zu verstehen, über den Lehrkräfte eine spezifische Beziehung gestalten können (Welsche & Heinzel Lichtwark, 2022): Ich sehe dich. Ich begleite dich. Solche Sätze laden uns dazu ein, in Interaktion und Beziehung zu treten und zusammenzuarbeiten. Insbesondere für Kinder mit (sonderpädagogischem) Unterstützungsbedarf bilden sie im inklusiven Bildungskontext einen Zugang zu einer entwicklungs- und lernförderlichen Beziehungsgestaltung und helfen dabei, eine positive Lernumgebung zu gestalten (Aarts et al., 2023). Lehrkräfte spielen hier eine Schlüsselrolle, denn: eine positive Lehrkräfte-Schüler:innen-Beziehung, gekennzeichnet durch Vertrauen, Respekt und Unterstützung, ist entscheidend für die Lernmotivation und emotionale Entwicklung von Schüler:innen (Schlömerkemper & Lehberger, 2018; Schweer, 2000)

Zur Frage, wie angehende Sportlehrkräfte bei ihrer Professionalisierung für beziehungsorientiertes Handeln in einem inklusiven Setting unterstützt werden können, fehlen bisher konkrete hochschuldidaktische Konzepte.

Die videobasierte Interaktionsanalyse nach der international erprobten Marte Meo Methode (Aarts et al., 2023) bietet die Möglichkeit, entwicklungs- und lernförderliche Interaktionen und Beziehungen zwischen Lehrkräften und Schüler:innen sichtbar zu machen und Reflexionsanlässe zu liefern. Studien im Zusammenhang mit Hochschulbildung und Bewegung, Spiel und Sport fehlen bislang (Schäfer, 2024).

Erste Erprobungen zur Entwicklung beziehungsorientierten Handelns im Sportunterricht werden an der Universität Duisburg-Essen mittels Marte Meo Methodik seit 2023 im Master-Seminar “Vorbereitung auf das Praxissemester” in Kooperation mit einer Schule durchgeführt. Der Vortrag bietet eine Zusammenfassung der hochschuldidaktischen Konzeption, liefert mittels kurzer Videobeispiele konkrete Anwendungsszenarien und fasst die ersten Zwischenergebnisse einer Begleitstudie zusammen.



„Und da waren wir zwei Tage an der Schule und haben da über Medien halt aufgeklärt“ – Implizite medienpädagogische Reflexionspotenziale zur Gestaltung der Schüler:innen-Lehrer:innenbeziehung von Lehramtsstudierenden

Andreas Dertinger

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Deutschland

Der Vortrag diskutiert die Bedeutung der (medienpädagogischen) Professionalisierung von Lehrpersonen für die Gestaltung pädagogischer Beziehungen aus Sicht der praxeologisch-wissenssoziologischen Professionsforschung. In der pädagogischen Tätigkeit entfalten sich Beziehungen zwischen Lehrpersonen und Schüler:innen in einer konstituierenden Rahmung (Bohnsack, 2020). Für deren Etablierung sind (implizite) Reflexionspotenziale von Lehrkräften zentral, die sich mit der Professionalisierung entwickeln (Bohnsack, 2024). Ungeklärt ist die Entwicklung dieser Reflexionsfähigkeit im Studium, in dem keine für die konstituierende Rahmung erforderliche Konfrontation mit dem beruflichen Setting erfolgt (Hinzke & Wittek, 2024). In einer Kultur der Digitalität (Stalder, 2024) sind dabei neben pädagogischen auch medienpädagogische Reflexionsprozesse im Spannungsverhältnis von Habitus und Norm zu berücksichtigen (Dertinger, 2024).

Der Vortrag stellt Studienergebnisse zu (medien-)pädagogischen Orientierungsrahmen und Reflexionspotenzialen von Lehramtsstudierenden als Bezugspunkte einer konstituierenden Rahmung vor. In einem Seminar führten die Studierenden anhand von Impulsfragen Gruppendiskussionen ohne Moderation (Hinzke & Paseka, 2023) zu einer Einheit des Medienführerscheins Bayern. Drei Diskussionen mit je drei bis vier Personen wurden mit der Dokumentarischen Methode (Bohnsack, 2021) ausgewertet. Während sich verschiedene Ansätze einer praktischen Reflexion pädagogischer Handlungsmöglichkeiten dokumentieren (Hinzke et al., 2024), ist eine unhinterfragte Identitätsnorm des Beschützens Heranwachsender vor negativen Einflüssen digitaler Medien für alle Gruppen leitend (Kulcke, 2020). So ergibt sich eine Diskrepanz zwischen einer unhinterfragten Normalitätsvorstellung der Studierenden und der Lebenswelt der Schüler:innen (mpfs 2024), die in Diskrepanz zu Konzepten medienpädagogischer Professionalität (Blömeke, 2000) steht und auf einen Professionalisierungsbedarf verweist.



Motivation, Emotionen und pädagogisches Ethos: Professionalisierung im Quer- und Seiteneinstieg

Jutta Standop, Benjamin Mayer

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Deutschland

Quer- und Seiteneinsteiger:innen gewinnen angesichts des schulischen Lehrkräftemangels zunehmend an Bedeutung (KMK, 2024). Vorerfahrungen aus anderen Berufsfeldern bringen neue Perspektiven in den Lehrberuf ein, sind jedoch mit spezifischen Herausforderungen verbunden. In kurzer Zeit müssen Berufsanfänger:innen ein professionelles Rollenverständnis entwickeln und sich in schulische Strukturen integrieren (Dedering, 2020). Professionalisierung im Lehrberuf ist geprägt durch Motivationen, Emotionen sowie Erfahrungen in Ausbildung und beruflichem Alltag. Diese tragen zur Ausbildung eines pädagogischen Ethos bei, das pädagogische Beziehungen prägt (Obex, 2023) und Lehrkräften ermöglicht, Spannungsfelder wie Nähe und Distanz oder Autonomie und Kontrolle auszubalancieren (vgl. Helsper, 2009; Brinkmann & Rödel, 2021).

Mit dem Ziel, Einblicke in die Wahrnehmungen und Entwicklung des Rollenverständnisses von Quer- und Seiteneinsteiger:innen zu gewinnen, wurden Daten einer explorativen Untersuchung in NRW analysiert. Grundlage bildeten leitfadengestützte Interviews, die auf Erkenntnissen früherer Arbeiten zu den Bedürfnissen dieser Zielgruppe basieren (Baeten & Meeus, 2016; Dedering, 2020). Die Auswertung erfolgte mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz & Rädiker, 2024) und der objektiven Hermeneutik (Oevermann, 1993).

Die Ergebnisse zeigen, dass Quer- und Seiteneinsteiger:innen Orientierung und Stabilität suchen, während emotionale Herausforderungen und Reflexion wichtige Potenziale bieten. Mangelnde Praxisnähe und wahrgenommene Lücken in Ausbildungsinhalten erschweren die Entwicklung eines ethisch fundierten Rollenverständnisses. Schulische Rahmenbedingungen beeinflussen den Einstieg erheblich: Zwar erleichtern Vorerfahrungen den Übergang, können institutionelle Defizite jedoch nicht ausgleichen. Der Beitrag zeigt, dass spezifische Bedürfnisse die Professionalisierung prägen und vertiefte Forschung zu den Herausforderungen des Quer- und Seiteneinstiegs erfordern.



“Abgestellt oder mitgenommen?” – zur Bedeutung des Erlebens der professionellen pädagogischen Beziehung von Lehramtsstudierenden im Rahmen der Schulpraktischen Studien

Teresa Beck1, Janine Brade2

1Technische Universität Chemnitz (ZLB), Deutschland; 2Technische Universität Chemnitz (ZLB), Deutschland

Schulpraktika sind ein zentrales Professionalisierungselement der Lehrkräftebildung (Schöning, 2024, Haas, 2021; Brack, 2019; Wenz & Cramer, 2019; Gröschner, 2012; Topsch, 2004). Die Mentorin-Mentee-Beziehung wird dabei in der Forschung als zentraler Faktor der Professionalisierung angehender Lehrkräfte betrachtet (Wenz & Cramer, 2019). Insbesondere die Qualität dieser Beziehung spielt eine entscheidende Rolle, da sie als stärkster Prädiktor für die professionelle Entwicklung der Lehramtsstudierenden während ihrer Praktika gilt (Besa & Büdcher, 2014, S. 142). Durch die gemeinsame Beobachtung und Reflexion von Handlungspraxis werden zentrale Lernprozesse angestoßen, die den Theorie-Praxis-Bezug im Studium vertiefen können (Rheinländer & Scholl 2020; Schneider & Cramer 2020).

In unserem Forschungsprojekt wird die Beziehung zwischen Lehramtsstudierenden und Mentor*innen an sächsischen Grundschulen aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Hierzu wurden in einem ersten Schritt 150 Beobachtungsprotokolle von Studierenden während der Schulpraktika untersucht. In einem zweiten Schritt wurden Gruppendiskussionen mit ausgewählten Studierenden durchgeführt. Die Daten werden mit der Inhaltsanalyse (Kuckartz & Rädiker, 2024) und mit der Dokumentarischen Methode (Bohnsack, 2017) ausgewertet. Ziel ist die Beantwortung folgender Forschungsfragen: Welche Beobachtungen - insbesondere hinsichtlich der Gestaltung pädagogischer Beziehungen - machen Studierende in ihren Praktika?; Wie sprechen Studierende über (kritische) Beobachtungen und wie ordnen Sie diese für sich ein?; Welchen Stellenwert haben die Beobachtungen bei der Gestaltung der Mentor*in-Mentee-Beziehung? Im Vortrag geben wir Einblicke in Analyseergebnisse zur Beziehungsgestaltung von Studierenden.