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Sitzungsübersicht
Sitzung
Bedeutung und Kontexte pädagogischer Beziehungen in (inklusiver) Schule und Lehrkräftebildung
Zeit:
Freitag, 19.09.2025:
10:10 - 12:10

Chair der Sitzung: Neele Bäker, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Ort: SR 4 = Raum 1117

Seminarraum 4 Raum 1117 im ersten Stock; 22 Personen

Diskussionsforum

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Präsentationen

Bedeutung und Kontexte pädagogischer Beziehungen in (inklusiver) Schule und Lehrkräftebildung

Chair(s): Neele Bäker (Universität Kassel, Deutschland)

Vortragende: Neele Bäker (Universität Kassel), Timo Lüke (Universität Kassel), Ann-Kathrin Hennes-Schuß (Universität Kassel), Ann-Kathrin Arndt (Universität Kassel)

Die im Rahmen der Tagung fokussierte zentrale Bedeutung pädagogischer Beziehungen wird auch für die inklusive Bildung herausgestellt (Prengel, 2019; Fischer & Richey, 2021). Zugleich stellt sich empirische Frage, was ausgehend von den Perspektiven von Lehrkräften und Schüler:innen die Bedeutung pädagogischer Beziehungen im Schulkontext ausmacht. Darüber hinaus gilt es die pädagogische Beziehungen nicht isoliert, sondern im institutionellen schulischen Kontext und mit Blick auf die Implikationen für die inklusionsorientierte Lehrkräftebildung zu betrachten. Das Diskussionsforum umfasst drei kurze Impulse: Die ersten beiden Impulse beziehen sich auf die Bedeutung pädagogischer Beziehungen im schulischen Kontext, zum einen auf Basis einer Lehrkräftebefragung, zum anderen basierend auf Interviews mit Schüler*innen. Daran anschließend nimmt der dritte Impuls die curriculare Ebene der universitären Lehrkräftebildung in den Blick und regt zur gemeinsamen Diskussion der Implikationen für die Weiterentwicklung der inklusionorientierten Lehrkräftebildung an.

1. Einflussfaktoren auf die Qualität der Lehrkraft-Schüler:innen-Beziehung in inklusiven Schulen: Eine empirische Analyse schulischer Rahmenbedingungen

Aus der Literatur ist bekannt, dass sowohl institutionelle Faktoren als auch individuelle Erfahrungen die Qualität pädagogischer Beziehungen prägen können. Das mögliche Zusammenspiel dieser beiden Einflussfaktoren wurde anhand eines Fragebogens im Rahmen des Projektes zur Erfassung des Schulklimas (Bäker, Goagoses & Rademacher, 2023) untersucht. Befragt wurden N = 364 Lehrkräfte mit unterschiedlichen schulischen Erfahrungswerten (M = 17 Jahre Berufserfahrung). Der Fragebogen erfasst drei Ebenen schulischer Qualität: (1) institutionelle Rahmenbedingungen, die strukturelle und organisatorische Faktoren wie Schulressourcen und räumliche Ausstattung umfassen, (2) individuelle Unterstützungsstrukturen, die durch Zusammenarbeit mit der Schulleitung und kollegiale Unterstützung definiert werden, sowie (3) Lehrerfahrungen, die sich auf die berufliche Entwicklung bezieht. Entlang des Regressionsmodells wird deutlich: Pädagogische Beziehungen entstehen nicht isoliert, sondern sind vielmehr das Produkt struktureller Rahmenbedingungen, institutioneller Unterstützung und individueller Lehrerfahrungen.

2. Beziehung zu Lehrkräften aus Perspektive von Schüler:innen im Spiegel einer qualitativ-empirischen Studie zu Leistung und Inklusion

Die Perspektiven von Schüler:innen ins Zentrum der Forschung zu rücken (Bennewitz et al, 2022), stellt auch mit Blick auf die inklusive Bildung oft weiterhin ein Desiderat dar (Messiou, 2019). Hierbei gilt es v.a., die „multiplicity of students’ views“ (Messiou, 2019, S. 769) verstärkt zu berücksichtigen (Messiou et al., 2022). Bisherige Studien zur Schüler*innensicht z.B. auf das Wohlbefinden verweisen auf die Bedeutung sozialer Beziehungen in inklusiven Schulen (Gurth et al., 2024; Powell et al., 2018). Vor diesem Hintergrund schließt der zweite Impuls an die Frage an, wie Schüler:innen die Beziehung zu ihren Lehrpersonen wahrnehmen. Der Kurzimpuls basiert auf Ergebnissen des BMBF-Verbundprojektes „Reflexion, Leistung und Inklusion“ (Arndt et al., 2022). Im Rahmen einer an der Grounded Theory-Methodologie orientierten qualitativ-empirischen Studie wurden an zwei Gesamtschulen und zwei Gymnasien u.a. episodische Interviews (Flick, 2011) mit Schüler*innen geführt (n=59). Der Impuls nimmt kontrastierend einen Gesamtschul- und einen Gymnasialkontext mit unterschiedlichen Praktiken der leistungsbezogenen äußeren Differenzierung in den Blick (Arndt et al., 2021). Die Wahrnehmung der Beziehung zu den Lehrkräften aus Schüler*innensicht, wird u.a. mit Blick auf die sich in inklusiven Settings zuspitzenden Ambivalenzen in Bezug auf Leistung (Akbaba & Bräu, 2019) diskutiert.

3. Thematisierung pädagogischer Beziehungen in der inklusionsorientierten Lehrkräftebildung

Der dritte Impuls fokussiert die inklusionsorientierte universitäre Lehrkräftebildung und widmet sich der Frage nach dem Stellenwert, den das Thema pädagogische Beziehungen hier einnimmt. Die mit der Tagung fokussierte grundlegende Bedeutung pädagogischer Beziehung zeigt sich im „Profil der Lehrer*innenbildung für Inklusion“, z.B. indem der „Aufbau einer positiven Beziehung zwischen den Lehrpersonen und jedem Lernenden“ herausgestellt wird (European Agency, 2022, S. 11). Am Beispiel der Ebene der konkreten Seminarkonzeption, z.B. in Formaten der Reflexion der eigenen Schulzeit (Faber et al., 2019), wird deutlich, dass in der Auseinandersetzung mit der Thematisierung pädagogischer Beziehungen in der universitären Lehrkräftebildung auch die Diversität der Lehramtsstudierenden und damit das „Lehren und Lernen in Differenzverhältnissen“ (Akbaba et al., 2022) zu berücksichtigen.

Hinsichtlich der programmatischen Forderung nach einer „Lehrerbildung für eine Schule der Vielfalt“ (KMK & HRK, 2015) werden aktuell u.a. Fragen zur curricularen Verankerung diskutiert (u.a. Blasse et al., 2023). Nach Pugach et al. (2020, S. 85) bedarf die zentrale Rolle des Curriculums einer verstärkten Aufmerksamkeit in der „reconceptualization of pre-service programs for inclusion“. Der dritte Impuls präsentiert Ergebnisse einer explorativen Analyse ausgewählter Curricula in der universitären Lehrkräftebildung, die, z.B. in den Modulprüfungsordnungen und -handbüchern, einen expliziten Bezug zu Inklusion herstellen. Hiervon ausgehend werden Fragen mit Blick auf die Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung formuliert. Diese bilden den Ausgangspunkt für eine gemeinsame Diskussion der Bedeutung und Kontexte der Thematisierung pädagogischer Beziehungen in der inklusionsorientierten Lehrkräftebildung.

Diskutantin: Natalie Fischer