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Sitzungsübersicht
Sitzung
Einzelbeiträge 2-2
Zeit:
Montag, 30.09.2024:
17:15 - 18:55

Ort: Gebäude A2 2 – Raum 1.26


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Präsentationen
17:15 - 17:50

KI-basiertes Feedback für simulierte Elterngespräche: Eine qualitative Analyse studentischer Wahrnehmung und Gestaltungsperspektiven – KI-WaGen

Moritz Bauermann1, Kathrin Gietl2, Karoline Hillesheim2, Tobias Hallmen3, Andreas Hartinger2

1Universität Augsburg, Medizinische Fakultät, Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung; 2Universität Augsburg, Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik; 3Universität Augsburg, Fakultät für Angewandte Informatik, Lehrstuhl für Menschzentrierte Künstliche Intelligenz

Beratungsgespräche zwischen Lehrkräften und Eltern sind ein zentraler Bestandteil alltäglicher Praxis in der Grundschule. Ziel dieser Gespräche ist es, vorhandene Informationen auszutauschen und zu analysieren, um Handlungsperspektiven für aktuelle schulische Problemsituationen zu erschließen (Drechsel et al., 2020). Das Beratungswissen sollte von daher schon im Studium (als fester Bestandteil der professionellen Kompetenz) konsequent gefördert werden. Trainings zur Gesprächsführung im Bereich Elterngespräche (Aich, 2011; Gartmeier et al., 2015; Gartmeier, 2018), simulierte Beratungsgespräche mit Schauspieler:innen und Videografie (Gerich et al., 2015) sowie die Unterstützung des Kompetenzerwerbs durch Selbstreflexion und individuelles Feedback (Strasser & Gruber, 2003; Gerich et al., 2012) sind bereits bewährte Methoden zur Förderung professioneller Handlungskompetenz in der Beratung von Eltern in schulischen Kontexten. Neu ist nun die Möglichkeit, den Studierenden auf Basis der Filmmitschnitte auch KI-basiertes Feedback zu geben.

Es gibt Hinweise darauf, dass durch KI-Tools Trainingsgespräche im Hochschulkontext skalierbar werden, indem beispielsweise nonverbale Signale identifiziert werden (Ryan et al., 2019). Die Akzeptanz dieses KI-basierten Feedbacks hängt wiederum von seiner Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit ab, außerdem von dem Vertrauen der individuellen Nutzer:innen in diesen Ansatz (Glikson & Woolley, 2020). Ein Ziel von KI-WaGen ist es, die Wahrnehmung von Lehramtsstudierenden hinsichtlich KI-basierten Feedbacks zu erforschen, um so effektives Feedback für Beratungsgespräche gestalten zu können. Der Vortrag befasst sich mit der Frage: Wie nehmen Studierende KI-basiertes Feedback von simulierten Elterngespräche wahr?

Die Studie wurde mit Studierenden des Lehramts an Grundschulen durchgeführt. Es liegen 16 videographierte, simulierte Beratungsgespräche (Beratung zum Übertritt nach der 4. Klasse), das KI-basierte Feedback zu diesen Gesprächen sowie leitfadengestützte Interviews mit allen Studierenden zum KI-basierten Feedback vor. Die Videoanalysen wurden mithilfe des KI-Tools NOVA durchgeführt, das an der Universität Augsburg entwickelt wurde und automatisch Mimik und Gestik von Gesprächsteilnehmenden annotieren und auszählen kann (Baur et al., 2020. Die Interviews wurden mittels der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet (Kuckartz & Rädiker, 2020).

Das Kategoriensystem enthält zum Beispiel Aspekte wie die „vermeintliche Objektivität“ und „Wunsch nach Interpretation“ So betrachten einige Studierende das Feedback als gute Erweiterung der eigenen Wahrnehmung und häufig wird gerade der vermeintlich objektive Charakter des KI-Tools im Vergleich zum herkömmlichen qualitativen Feedback als Vorteil thematisiert. Jedoch kommt auch oft der Wunsch nach einer Interpretation der Daten zur Sprache. Daher könnte auch das Interesse der Studierenden am quantitativen Vergleich der eigenen Werte mit denen anderer Studierender rühren.

Zu diskutieren werden u.a. die von den Studierenden wahrgenommene scheinbare Objektivität der KI, Fragen zum Training der KI sowie zur Nutzung von KI in selbstregulierten Lernsituationen (z.B. durch eine Chat-Beratung mit einer KI) sein.



17:50 - 18:20

Die Einstellung von Primarschulstudierenden gegenüber Künstlicher Intelligenz in Deutschland und Österreich

Fabian Hoya1, Kira Weber2, Christopher Neil Prilop3, Dana-Kristin Mah4

1Pädagogische Hochschule Vorarlberg, Österreich; 2Universität Hamburg, Deutschland; 3Aarhus University, Dänemark; 4Leuphana Universität Lüneburg, Deutschland

Dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) wird in der Lehrer:innenbildung ein großes Potential zugeschrieben (Mah et al., 2023). Ein sinnvoller KI-Einsatz kann zur Entlastung der Lehrpersonen führen und zur individuellen Förderung der Lernenden beitragen (Martin et al., 2024). Dennoch zeigt der aktuelle Forschungsstand eine vergleichsweise seltene KI-Anwendung durch die in der Praxis tätigen Lehrkräfte (vgl. z. B. Galindo-Dominguez et al., 2024). Vor dem Hintergrund der großen Relevanz, die der Thematik für das zukünftige Bildungssystem zugeschrieben wird, stellen sich Fragen danach, wie die Einstellung von Primarschullehramtsstudierenden und ihre hiermit verbundene Bereitschaft zum KI-Einsatz in ihrem späteren Beruf als Lehrkraft positiv begünstigt werden kann. Eine international vergleichende Perspektive auf die Ausgestaltung der Primarschullehramtsausbildung und die zugrunde liegenden Rahmenbedingungen in Deutschland und Österreich kann dabei mögliche Hinweise zur Beantwortung dieser Fragestellung liefern.

Folgt man den Annahmen von Rogers (2003), können in Bezug auf die Ausbildung positiver Einstellungen zum KI-Einsatz von Lehramtsstudierenden mehrere Faktoren relevant sein. Einerseits können qualitativ hochwertige und anregende Hochschul-Lehrangebote zur Thematik ebenso wie die Möglichkeit zur konkreten (und erfolgreichen) Anwendung in der Schulpraxis förderlich sein. Somit kommt sowohl den curricular verankerten Lehrangeboten an den einzelnen Hochschulstandorten als auch dem Ausmaß an schulpraktischen Erfahrungen der Studierenden eine hohe Bedeutsamkeit zu. Der international vergleichende Blick zeigt, dass die österreichischen Lehramtsstudierenden bereits während des Studiums deutlich häufiger eigenständigen Unterricht an Primarschulen planen und durchführen als diejenigen in Deutschland (vgl. Statistisches Bundesamt Deutschland, 2024; Universität Wien, 2023). Ob und inwiefern sich vor den zuvor erläuterten Rahmenbedingungen Unterschiede in den KI-bezogenen Einstellungen der Primarschulstudierenden beider Länder ergeben, wurde bislang nicht untersucht.

An dieses Forschungsdesiderat knüpft die vorliegende Untersuchung an. Im Rahmen einer empirisch-quantitativen Studie wurden 677 Primarstufenlehramtsstudierende aus Deutschland (537) und Österreich (138) befragt (585 weiblich, 86 männlich, 4 divers, jeweils 2 fehlende Angaben). 574 Studierende waren zwischen 18 und 24, 88 zwischen 25 und 39 und 14 zwischen 40 und 59 Jahren alt (1 fehlende Angabe). 54 deutsche und 63 österreichische Teilnehmer:innen berichteten bereits über Erfahrungen im eigenständigen Unterrichten von Primarschulklassen (außerhalb des Lehramtsstudiums). Die Proband:innen wurden im Rahmen eines Online-Fragebogens darum gebeten, auf einem 6-stufigen Antwortformat Stellung zu ihren Einstellungen zu Künstlicher Intelligenz (3 Items, Beispielitem: Ich bin beeindruckt von dem, was KI leisten kann.; α=.71; Schepman & Rodway, 2023) sowie zu der von ihnen perzipierten Bedeutsamkeit für die Lehrer:innenbildung (4 Items, Beispielitem: In meinem (zukünftigen) Job werde ich mich mit KI auseinandersetzen müssen; α=.87; Ng et al., 2023) zu nehmen.

Die Befunde berechneter t-Tests führen zu dem Ergebnis, dass die Studierenden aus Österreich Künstlicher Intelligenz gegenüber signifikant positiver eingestellt sind und die Bedeutsamkeit für die Lehrer:innenbildung signifikant höher einschätzen als diejenigen aus Deutschland. Ebenso zeigen sich signifikant höhere Skalenwerte bei den Studierenden aus beiden Ländern, die bereits eigenständigen Unterricht als Lehrkraft durchführen, im Vergleich zu denjenigen, die noch nicht über diese Erfahrungen verfügen. Die Ergebnisse könnten darauf zurückzuführen sein, dass die Studierenden, die bereits eigenständigen Unterricht als Lehrkraft durchführen, den KI-Einsatz konkret im Lehrberuf anwenden können und diesen als nützlich und arbeitserleichternd empfinden. Diese Annahme müsste in weiterführenden Interviewstudien überprüft werden.