Es herrscht eine Diskrepanz zwischen der Forderung nach und dem Einsatz von Experimenten im Geographieunterricht (Hemmer & Hemmer, 2010). Begründet wird diese unter anderem mit einer hohen Hinderniswahrnehmung und einer vorherrschenden Unsicherheit seitens der (angehenden) Lehrkräfte (Höhnle & Schubert, 2016). Vor diesem Hintergrund ist es von Bedeutung, entsprechende Lehrangebote zu schaffen und gleichzeitig stattfindende Professionalisierungsprozesse forschungsbasiert in den Blick zu nehmen. In Anbetracht der Hinderniswahrnehmung lohnt hierbei v. a. die Erforschung des Konstrukts der Selbstwirksamkeitserwartung (SWE). In mehreren Studien ließ sich nachweisen, dass Praxiserfahrungen das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken können (z. B. Warner & Schwarzer, 2009), wobei diese so gestaltet sein müssen, dass Erfolgserlebnisse ermöglicht werden. Lehr-Lern-Labore (LLL) scheinen hierfür prädestiniert. Sie sind ein universitäres Veranstaltungsformat mit Praxisphase. Eine Besonderheit des Formats liegt in der vorgenommenen Komplexitätsreduktion, die eine sukzessive Annäherung an unterrichtliche Anforderungen gewährleisten soll (Brüning et al., 2020). Wie ein LLL genau gestaltet werden sollte, um die SWE explizit zu fördern, wurde bislang nicht untersucht.
Ziel der Studie ist zum einen die Konzeption, Implementation und Erforschung eines LLL zum Thema „Experimente im Geographieunterricht“. Zum anderen sollen übertragbare Gestaltungsprinzipien zur Förderung der spezifischen SWE generiert werden. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie kann ein LLL zum Einsatz von Experimenten im Geographieunterricht gestaltet werden, um im Besonderen die spezifische SWE zu fördern? Hierfür werden die Entwicklung der spezifischen SWE und die kognitiven Deutungen von im Seminar gemachten Erfahrungen in den Blick genommen.
Das Forschungsdesign ist nach dem Design-Based Research-Ansatz mit vier Zyklen angelegt. Die Gestaltungsprinzipien wurden aus der Theorie und Empirie zur SWE (z. B. Bandura, 1997) und zu Experimenten im Geographieunterricht abgeleitet und mit Hilfe der Begleitforschung weiterentwickelt. Es wurde ein quantitativer Fragebogen (Prä-Post) eingesetzt (n=37) und leitfadengestützte Interviews durchgeführt (n=24), wobei der Schwerpunkt auf der Auswertung der qualitativen Daten lag (strukturierende Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2018)).
Die Ergebnisse zeigen einen Anstieg der spezifischen SWE in allen vier Zyklen, was sich mit anderen empirischen Ergebnissen zu LLL deckt (Rehfeldt et al., 2020). Es wurden sechs übergeordnete Design-Prinzipien aufgestellt. Die Praxiserfahrung mit SchülerInnen sowie das Erlangen von Wissen sind für die Förderung der spezifischen SWE von besonderer Bedeutung. Bezüglich der Komplexitätsreduktion zeichnet sich ein Spannungsfeld zwischen empfundener Entlastung und wahrgenommenem Authentizitätsverlust – v. a. hinsichtlich einer reduzierten Schüleranzahl in der Praxisphase und einer inhaltlichen Fokussierung – ab.