Digitale Lehr-Lern-Umgebungen bieten sich für Lehrende und Studierende als Ergänzung zur Präsenzlehre an, um Ansätze, Verfahren und Methoden der qualitativen Datenerhebung, Datenerfassung und Datenauswertung gebündelt zu vermitteln bzw. zu erarbeiten. Denn innerhalb der Lehrveranstaltung besteht häufig kaum Zeit zum Üben von qualitativen Methoden (Kanter/Mey 2021). Die unzureichende Vermittlung von qualitativen Forschungsmethoden führt dazu, dass qualitative Methodenkenntnisse nur überblicksartig gelehrt werden können, der Erwerb von Schlüsselqualifikationen und die Entwicklung eines Forschungshabitus nur eingeschränkt möglich sind.
Digitale Lehr-Lernangebote können sich daher bei der Vermittlung und Aneignung von Kompetenzen in der qualitativen Sozialforschung als förderlich erweisen, etwa indem sie selbstgesteuertes Lernen (Weinert 1982) ermöglichen. Daher stellt sich die Frage, wie digitale Angebote gestaltet werden können, damit Lehren und Lernen von qualitativen Forschungsmethoden möglich ist.
Der Design-Based Research Ansatz (DBRC 2003; Wang/Hannafin, 2005) stellt ein iteratives Vorgehen dar, um evidenzbasierte Lösungsansätze zu praktischen Herausforderungen beim Lehren und Lernen zu entwickeln. Der DBR besteht aus vier Phasen: der Entwurfsphase, der Erprobungsphase, der Evaluationsphase und der Re-Design-Phase. Die Entwicklung von Lösungsansätzen erfolgt in der Entwurfsphase durch eine eingehende Problemanalyse, die Berücksichtigung des Forschungsstands und die Umsetzung von identifizierten und relevanten Gestaltungsprinzipien.
Der vorliegende Beitragsvorschlag stellt eine Studie vor, die im Rahmen des DBR-Zyklus in der Entwurfsphase zu verorten ist und darauf abzielt die Anforderungen und die Gestaltungsprinzipien für digitale Lehr-Lernangebote im Bereich der qualitativen Sozialforschung zu identifizieren. Hierfür werden vergleichend drei digitale Lehr-Lernangebote zur qualitativen Sozialforschung herangezogen und analysiert. Die vergleichende Betrachtung macht die Gestaltungsprinzipien bestehender Angebote sichtbar und ermöglicht Probleme und Chancen digitaler Angebote im Bereich der qualitativen Sozialforschung vor dem Hintergrund bildungs- und medienwissenschaftlicher Theorien zu beleuchten und daraus Gestaltungsprinzipien für die Entwicklung von eigenen digitalen, qualitativen Lehr-Lernangeboten zu identifizieren. Die empirische Analyse erfolgte mit der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (1994), die es erlaubt sowohl explizierend als auch kategorisierend zu arbeiten.
Ergebnis der empirischen Studie ist die Entwicklung eines Kategoriensystem mit dem es möglich ist, Probleme und Chancen digitaler Lehr-Lernangebote zu identifizieren. Auf diese Weise bietet die Studie Einblicke in Gestaltungsprinzipien von digitalen Lehr-Lernangeboten und zeigt Möglichkeiten auf, die als Ausgangspunkt für die Entwicklung eigener digitaler Lehr-Lernangebote im Bereich der qualitativen Sozialforschung genutzt werden können.